Gläubige bekommen am Aschermittwoch ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet.
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Gläubige bekommen am Aschermittwoch ein Kreuz aus Asche auf die Stirn gezeichnet.

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Am Aschermittwoch beginnt für Christen die Fastenzeit

Nach dem Fasching startet für Christen am Aschermittwoch die Fastenzeit. Während das Fasten und die damit verbundene Vorbereitung auf Ostern seltener praktiziert wird, erfreuen sich neue Trends wie Klimafasten und "Dry January" großer Beliebtheit.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt für Christen die Fastenzeit. Diese endet dann am 31. März, an Ostern. Der Verzicht auf Speisen und Getränke wie Fleisch und Alkohol, aber auch auf den Fernsehkonsum und das Handy gilt als Symbol der Buße und der spirituellen Erneuerung. In den sieben Wochen vor dem Osterfest nehmen sich viele Christinnen und Christen zudem mehr Zeit für Ruhe, Besinnung und Gebet, um sich selbst und Gott näherzukommen.

Katholische Gläubige bekommen Aschekreuz auf die Stirn

In der katholischen Kirche zeichnet der Priester am Aschermittwoch ein Aschekreuz als Symbol der geistigen Reinigung und der Vergänglichkeit auf die Stirn der Gottesdienstbesucher. Fasten kann nach katholischer Tradition auch ein Sündenbekenntnis sein, mit dem Ziel der Umkehr.

In der evangelischen Kirche beteiligen sich viele Menschen an der Fasteninitiative "7 Wochen Ohne", um aus gewohnten Konsum- und Verhaltensweisen auszusteigen und neue Lebensziele zu finden. In diesem Jahr steht sie unter dem Motto "Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge". Bei der Aktion 2024 geht es nach Angaben der Organisatoren um das Erleben von Gemeinschaft.

Am Ende der Winterzeit fasten viele Menschen aber auch mit dem Wunsch nach ganzheitlichem Wohlbefinden. Viele schwärmen zugleich von einer geistigen Freiheit während des Verzichts auf Nahrung. In diesem Zusammenhang wird "Fasten" häufig auch als Synonym für "Diät" und "Abnehmen" verwendet. Anhaltender Beliebtheit erfreut sich vor allem das "Heilfasten" und das "Intervallfasten".

Fasten-Traditionen gibt es in vielen Religionen

Das Wort "Fasten" kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie "festhalten" oder "beachten". Dabei ist Fasten beziehungsweise Askese nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern in vielen Kulturen und Religionen ein fester Bestandteil. "Askese" kommt dagegen aus dem Griechischen und bedeutet "Üben", meint also die praktische Selbstschulung und Selbstkontrolle.

Fastenzeiten gibt es in fast allen Religionen. Die christliche Fastenzeit hat ihren Ursprung in der jüdischen Tradition, denn im Judentum wird häufig gefastet, beispielsweise in den sieben Tagen vor dem Pessach-Fest und an Jom Kippur. Und auch Jesus ging der Überlieferung nach 40 Tage zum Fasten in die Wüste. Muslime verzichten im Fastenmonat Ramadan bis zum Sonnenuntergang auf Nahrung und Flüssigkeiten. Dieses Fastengebot endet erst mit Einbruch der Dunkelheit, wenn man einen weißen nicht mehr von einem schwarzen Faden unterscheiden kann.

Während heute in der Fastenzeit häufig auf Alkohol wie Bier und Wein verzichtet wird, war das Trinken alkoholischer Getränke früher in den Klöstern zur Fastenzeit erlaubt. Der Grund dafür war vor allem die schlechte Wasserqualität im Mittelalter. Neben Alkohol wird am Aschermittwoch auch heute noch in vielen Familien traditionell auf Fleisch verzichtet. Im Mittelalter waren die katholischen Klöster aber auch äußerst einfallsreich, diese Regel zu umgehen. Weil Biber und Wasservögel im oder am Wasser leben, wurden sie als "Fisch" deklariert und durften deshalb verzehrt werden. In Schwaben werden Maultauschen umgangssprachlich auch gerne "Herrgottsbscheißerle" genannt, weil man in der Fastenzeit die Fleischfüllung in den Teigtaschen "verstecken" konnte.

Faschingszeit untrennbar mit der Fastenzeit verbunden

Untrennbar mit der Fastenzeit verbunden ist der Karneval, oder in Bayern auch Fasching genannt. An Rosenmontag und Faschingsdienstag wird noch einmal ausgiebig gefeiert, bevor dann am Aschermittwoch die Fastenzeit beginnt. Der Aberglaube besagt, dass mit dem Fasching der Winter vertrieben werden soll.

In früheren Zeiten wurde an Fasching aber auch ausgiebig gefeiert, getrunken und gegessen, um zu verhindern, dass Lebensmittel verderben, auf die in der Fastenzeit verzichtet werden sollte.

Im Trend: "Dry January" und Klimafasten

Auch wenn das Fasten als Vorbereitung auf das Osterfest immer seltener praktiziert wird, ist der regelmäßige Verzicht gerade wieder voll im Trend. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene nahmen vergangenen Monat am "Dry January" teil und verzichteten nach Weihnachten und Silvester einen Monat lang auf Alkohol.

Durch die Klimakrise entwickelte sich auch der Trend des "Klimafastens", also der Verzicht auf klimaschädliches Handeln mit dem Ziel, möglichst wenig CO₂ zu produzieren und den individuellen ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf Flugreisen und Autofahrten. Auch die evangelische Kirche ruft regelmäßig dazu auf, statt auf Fleisch und Alkohol lieber auf klimaschädliches Verhalten zu verzichten.

Verzicht nur in Überflussgesellschaft möglich

Inzwischen werden immer wieder auch Stimmen laut, die im Verzicht einen Luxus der Überflussgesellschaft sehen. Denn verzichten können ohnehin nur Menschen, die mehr haben als sie brauchen. Statistisch ist der individuelle ökologische Fußabdruck von reichen Menschen um ein Zigfaches höher als von Menschen, die in Armut leben. Wer in Armut lebt, muss beispielsweise nicht auf klimaschädliche Flugreisen oder einen SUV verzichten, weil er sich beides ohnehin nicht leisten könne.

Die Journalistin Anna Mayr, die selbst in Armut aufgewachsen ist, hat ein Buch mit dem Titel "Die Elenden" darüber geschrieben und sagt, Verzicht müsse man sich leisten können. Weiter kritisiert sie, dass es gesellschaftlich oft nicht wertgeschätzt und anerkannt wird, dass Menschen mit einem niedrigeren Einkommen auch umweltfreundlicher leben.

Dieser Artikel ist erstmals am 22.02.2023 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel aktualisiert und erneut publiziert.

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