Die Benediktinerabtei Scheyern.
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Fasten im Kloster: Von Starkbier bis zu falschem Fisch

Am Aschermittwoch ist alles vorbei: Die Fastenzeit beginnt, 40 Tage bis Ostern. Auch im Kloster wird gefastet. Worauf andere verzichten, hat hier aber gerade dann Saison. Und früher wurden bisweilen auch kreative Lösungen für den Speiseplan gefunden.

Über dieses Thema berichtet: STATIONEN am .

Kein Alkohol, keine Süßigkeiten, kein Fleisch: Viele Menschen verzichten während der 40 Tage der christlichen Fastenzeit auf bestimmte Genüsse, ob aus religiösen oder gesundheitlichen Gründen. Während der Verzicht auf Alkohol zu den beliebtesten Vorsätzen gehört, ist in der Benediktinerabtei Scheyern zwischen Advent und Ostern Starkbierzeit.

Die ursprüngliche Idee dahinter: "Wenn man nichts zu essen hat, dann ernährt man sich flüssig", erklärt Braumeister Tobias Huber. Denn das Starkbier ist durch seinen hohen Malzzuckergehalt nahrhafter als ein gewöhnliches Bier. "Es heißt 'Flüssiges bricht das Fasten nicht'", so Huber. Eine Strategie, die sich die Mönche über die Jahrhunderte zurechtgelegt haben, um gut durch die Fastenzeit zu kommen.

Echte und unechte Fische

Zum Kloster Scheyern gehören aber nicht nur eine Brauerei, eine Metzgerei und eine Käserei, sondern auch Fischteiche: Karpfen, Hechte, Welse und Forellen gibt es hier. Fisch ist in der Fastenzeit erlaubt – sogar gewünscht, erklärt Pater Lukas Wirth, der als Cellerar für die wirtschaftlichen Angelegenheiten des Klosters zuständig ist. "Im Mittelalter hat man im Kloster gesagt, man verzichtet auf Fleisch von vierfüßigen Tieren." Deswegen sei außer Fisch nicht mehr viel übriggeblieben. "Es gibt in der Gegend keine großen Seen oder Ströme, deswegen hat man vor 900 Jahren und immer wieder zwischendurch Teiche angelegt, um Fisch für den eigenen Bedarf zu haben."

Getrickst wurde in der Fastenzeit aber auch. In Klöstern kam auch Biber auf den Speiseplan. "Man hat gesagt, der Biber lebt im Wasser und im Wasser leben die Fische", erzählt Pater Lukas. "Und dann hat man halt gemeint, der Biber wäre doch ein Fisch und dann gab es vielleicht auch einmal einen Biber in der Fastenzeit." Lange Zeit war das Nagetier fast ausgerottet, inzwischen gibt es wieder viele Biber - auch auf dem Klostergelände. "Irgendwie sind sie drollig und nett", sagt der Benediktiner. "Aber wenn sie zum Beispiel die Dämme der Weiher anbuddeln und dann die Fische davonschwimmen, sind die Biber nicht mehr sehr beliebt." Gegessen werden sie heutzutage aber nicht mehr. Außerdem steht der Biber unter strengem Schutz.

Verzicht als Konzentration auf das Wesentliche

Die Benediktiner fasten während der 40 Tage natürlich auch. Innerhalb der Gemeinschaft aber durchaus unterschiedlich, erklärt Pater Lukas. "Man verzichtet zum Beispiel auf Geschwätz und Albernheit." Aber auch auf bestimmte Lebensmittel. "Es gibt ein paar Mitbrüder, die nehmen das sehr ernst. Die machen in den ersten ein oder zwei Wochen die sogenannte Semmel-Milch-Diät oder etwas in der Art." Ansonsten verzichte die Gemeinschaft weitgehend auf Fleisch. "Es gibt sehr viel Vegetarisches oder Mehlspeisen oder eben Fisch", so der Ordensmann. "Beim Frühstück gibt es wirklich nur Brot und Butter, also keine Marmelade, keine Wurst, keinen Käse."

Für die Benediktiner hat das Fasten natürlich auch eine spirituelle Komponente. "Der Mönch soll, so schreibt es unser Ordensgründer Benedikt, immer so leben wie in der Fastenzeit", so Pater Lukas. "Aber die meisten haben nicht die Kraft dazu." Neben dem bewussten Verzicht gehöre dazu zum Beispiel ein Mehr an Gebet. Die Stimmung in der Gemeinschaft werde durch das Fasten nicht schlechter – im Gegenteil. "Das Fasten konzentriert einen auf das Wesentliche", erklärt der Ordensmann. "Man ist präsenter, viel wacher, meist aufmerksamer seinen Mitmenschen gegenüber, aber ein Stück weit auch Gott oder religiösen Dimensionen gegenüber."

Vor dem Fasten kommt die "fette Woche"

Wird im Kloster vor dem Fasten denn auch ordentlich gefeiert? Schließlich gehören Fasching und Fastenzeit untrennbar zusammen. Die Mönche feierten zwar keine große Faschingsparty, erzählt Pater Lukas. "Aber vom Speiseplan her, da gibt es bei uns in der letzten Woche vor der Fastenzeit die fette Woche. Da ist alles etwas üppiger." Auf dem Plan stünden etwa Blut- und Leberwurst, Schnitzel mit Pommes und Schweinsbraten. "Und vielleicht noch einmal Weißwürste." Wenn man nichts hat, womit man fasten kann, sei es auch kein Verzicht, erklärt der Pater mit einem Augenzwinkern.

Rund um das Thema "Erst Fasching, dann Fasten" geht es in der Sendung STATIONEN, am Mittwoch, 7. Februar 2024 um 19 Uhr im BR Fernsehen und in der ARD Mediathek.

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