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Evaluation des Projekts "I got it!" – Kooperationsprojekt des IZI und der Stiftung PRIX JEUNESSE in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Thailand

I got it! ist das erste TV-Wissensmagazin für Kinder in der Region Südostasien. Unter dem Motto „Neun Fernsehsender – eine Vision“ hat das Goethe- Institut zusammen mit staatlichen und öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern aus Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, den Philippinen, Thailand und Vietnam das zehnminütige Magazin entwickelt. Als Teil des Abschlusses bzw. der Übergabe des Projekts, das die beteiligten Sender in Kooperation ab 2015 ohne das Goethe-Institut als Zentralorganisator weiterführen werden, wurde eine Evaluationsstudie durchgeführt. In der Studie des IZI und der Stiftung PRIX JEUNESSE in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut Thailand wurde das Produkt (die Sendungen I got it!) in einer Medienanalyse evaluiert. Zudem wurden die Auswirkungen des Projekts auf die Sender und ProduzentInnen im Rahmen von Experteninterviews untersucht. Weiterhin wurde die Rezeption des Produkts durch die Zielgruppe Kinder in Rezeptionsstudien mit Kindern aus verschiedenen Ländern evaluiert.

Ergebnisse

Medienanalyse: typische Erzählmomente der Sendung
Die Sendung I got it! ist eine lernorientierte Sendung, die sich non-fiktional am häufigsten mit Themen wie Materialkunde, Physik und Tiere, oftmals aber auch mit den Alltagsproblemen von Kindern, Gesundheit, spezifischen Momenten der regionalen Kultur und ihren historischen Hintergründen beschäftigt.
Die Sendung stellt Kinder aus unterschiedlichen sozialen Milieus in den Mittelpunkt. Meistens kommen diese aus eher städtischen Gebieten, manchmal aber auch aus sehr ländlichen. Die Menschen aus der Region stehen im Vordergrund. Meist sind es Kinder oder Preteens, die alleine agieren oder sich bei Erwachsenen erkundigen. Die Sendungen setzen beim regional Bekannten an, thematisieren relevante Themen und machen sie für Kinder nachvollziehbar. Dabei folgen sie häufig den Anliegen und Fragen eines Kindes. Manchmal sind es kleine fiktionale Handlungen oder das Porträt eines Kindes in einer bestimmten Lebenswelt, was als Anlass und Rahmen für weitere Inhalte dient. Als besonderes Qualitätsmerkmal einer Lernsendung werden diverse Ansatzpunkte angeboten, bei denen Kindern unterschiedlichen Lerntyps Zugänge zu den Inhalten offeriert werden.

Experteninterviews: Perspektive der Beteiligten auf das Projekt
Weitgehend einheitlich zieht sich durch die Rückmeldungen eine sehr positive Beurteilung des Projekts im Ganzen sowie der einzelnen Projektkomponenten hindurch.
Als stärkste Erfahrung empfinden sowohl die ProduzentInnen als auch die TrainerInnen und der Koordinator den Lerneffekt, der sich durch die Beteiligung an I got it! für jeden Einzelnen ergeben hat: Alle Beteiligten sind der Ansicht, dass die Mitarbeit am Projekt ihre berufliche Entwicklung entscheidend vorangebracht hat. Vor allem die einzigartige Struktur des Projekts – die sich über mehrere Jahre hinziehende Kombination aus Fortbildung und Arbeit am realen Produkt – hat einzigartige Entwicklungs-möglichkeiten geboten. Als sehr bereichernd und auch wegweisend wurde die Erkenntnis der Machbarkeit einer solch internationalen Kooperation empfunden, was der Erfolg von I got it! belegt. Die Serie wird als eindrucksvolles Beispiel angesehen, wie ein Zusammenschluss von unterschiedlichsten Kräften eine entscheidende, positive Veränderung in der Programmlandschaft der Region bewirken kann. Trotz des anerkannten Erfolgs des Projekts äußern die ProduzentInnen aber Zweifel, inwieweit eine Fortsetzung auf gleichem Niveau ohne die intensive Begleitung durch das Goethe-Institut künftig möglich sein wird. Hochgelobt wird von allen Seiten die Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut, die als maßgeblich für den Erfolg des Projekts bewertet wird.
Die Zukunft von I got it! liegt allen Befragten am Herzen, gleichzeitig werden aber auch hier Zweifel geäußert, ob ein gleichbleibendes Niveau der Serie ohne die Unterstützung des Goethe-Instituts möglich sein wird. Aus den Rückmeldungen wird deutlich, dass Kontinuität, Ehrgeiz und Begeisterungsfähigkeit als zentrale Elemente empfunden werden, die das Projekt zum Erfolg geführt haben, und hoffentlich auch in Zukunft die Grundlage für eine Fortführung darstellen werden.

Rezeptionsstudien: „I got it!“ aus Kinderperspektive
Die erste Rezeptionsstudie mit dem Schwerpunkt Lernen zeigt, dass sich Kinder aus der Sendung etwas mitnehmen. Aus einigen mehr als aus anderen, doch die Tendenz ist deutlich: Für Kinder sind Wissenssendungen eine Bereicherung, besonders wenn sie neues Wissen liefern und visualisieren, was sonst nicht sichtbar ist, und dadurch Bekanntes ausdifferenzieren. Die Kombination aus verschiedenen Zugängen und die dramaturgisch geschickte Involvierung der Zuschauenden fördern den Wissenserwerb in besonderem Maße. Als besonders förderlich sind auch die Momente anzusehen, in denen Fragen der alltäglichen Lebenswelt der Kinder thematisiert und mit Kindern als Handelnde erforscht, verstanden und aktiv bearbeitet werden. Gerade in Regionen der Welt, in denen Kinder wenig Zugang zu Repräsentationen ihrer selbst im Fernsehen haben und ihre regionalen Realitäten im Kinderfernsehen so gut wie nicht vorkommen, sind Projekte wie dieses besonders wertvoll.

Dies zeigt auch die zweite Rezeptionsstudie zur dokumentarischen Folge Jumper Boys, die den Schwerpunkt darauf legt, zu zeigen, unter welchen Umständen zwei Jungen auf den Philippinen leben. Die Dokumentation kommt nicht nur gut bei den Kindern an, sondern birgt auch einen sozialen Lernwert. Kinder werden als aktiv und kompetent handelnd inszeniert. Das wird von den zusehenden Kindern wertschätzend angenommen. Als Anschlussfiguren bieten die beiden Protagonisten den ZuschauerInnen einen gelungenen Zugang zu einer ernsten Thematik, die im Kinderfernsehen eher selten thematisiert wird. Die emotionale Ansprache und Anknüpfung an existenzielle Fragen ermöglichen Kindern hier einen Zugang und die Auseinandersetzung mit moralischen Werten. Die Sendung ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass Kindern Lernen zuzutrauen heißt, auch ernsthafte Lernräume zu ermöglichen.


Literatur:
Holler, Andrea; Götz, Maya, Schneid Kirsten, Grosser, Martina (2015) Projektevaluation I Got it! Goethe-Institut Thailand: 2015.