Die meisten E-Autos werden an der heimischen Steckdose geladen
Bildrechte: dpa-Bildfunk/Hagen Lehmann

Früher als geplant soll es nach Plänen des Bundeswirtschaftsministeriums keine Förderung für Elektroautos mehr geben.

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Förder-Aus für E-Autos: Droht jetzt der Nachfrageschock?

Die Sparpläne der Bundesregierung treffen auch die Käufer von E-Autos. Statt Ende 2024 ist der sogenannte Umweltbonus nun abrupt ausgelaufen. Was bedeutet das für die Entwicklung des Marktes?

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Der vorzeitige Wegfall des Umweltbonus wird in einem Übersichtspapier zum Klima- und Transformationsfonds (KTF) der Bundesregierung genannt, das dem "Handelsblatt" (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt) vorliegt. Demnach würden eingereichte Anträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) für die Prämie noch bearbeitet. Nach Ankündigung vom Wochenende sind neue Anträge nicht mehr möglich. Zuletzt konnten Elektroautokäufer in Deutschland mit einer Gesamtförderung von bis zu 6.750 Euro rechnen, davon kamen 4.500 Euro vom Staat.

Welche Auswirkungen könnten sie auf die Nachfrage und das Angebot am E-Automarkt haben?

Absatzzahlen werden wohl sinken – wie stark, ist unklar

Vom "Handelsblatt" befragte Experten gehen von sinkenden Absatzzahlen aus, allerdings in unterschiedlicher Stärke. Sicher ist, dass der Anteil von E-Autos am Neuwagenmarkt, zurzeit bei 18 Prozent, nach Jahren des Zuwachses nicht mehr wachsen würde. Im schlimmsten Fall drohe ein Absturz auf elf Prozent, so Berechnungen von Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Bochumer CAR-Instituts.

Lobbyverbände sprechen von "Fehlentscheidung"

In ersten Stellungnahmen kritisieren ADAC, Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe und der Verband der Deutschen Automobilindustrie Kürzungen als "Fehlentscheidung" und "Dämpfer für den Hochlauf der E-Mobilität". Der Markt musste sich aber bereits auf reduzierte Förderung einstellen. Denn die maximal mögliche Förderung zum Jahreswechsel wurde vom Staat ohnehin auf 4.500 Euro reduziert. Zudem sind seit einigen Monaten nur noch private Käufer anspruchsberechtigt, Unternehmen nicht mehr.

Weiterhin Kaufzurückhaltung bei E-Autos

Welchen Beitrag hat der Umweltbonus für die Kaufentscheidung der Kundschaft tatsächlich geleistet? Aufschluss darüber geben die regelmäßigen Käuferbefragungen der Deutschen Automobiltreuhand (DAT). Dabei spielt der aus Sicht breiter Käuferschichten immer noch viel zu hohe Preis von E-Autos die entscheidende Rolle.

Folglich gibt es laut DAT tatsächlich einen positiven Zusammenhang zwischen Kaufbereitschaft und Umweltbonus. Andererseits besteht nach wie vor allgemeine Kaufzurückhaltung mit Blick auf die Gesamtkosten. Laut DAT-Barometer vom Oktober 2023 fürchtet eine Mehrheit der PKW-Nutzer zum Beispiel hohe Werkstatt- und Versicherungskosten sowie Probleme bei der Entsorgung. Auch die Angebotspolitik der Autoindustrie ist bislang kein Treiber, weil es zu wenig preisgünstige E-Autos gibt.

Eine Analyse des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hat bereits im vergangenen Jahr bestätigt, dass Kaufanreize durch Umweltboni nicht reichen, um bis 2030 15 Millionen E-Autos auf die Straße zu bringen. Neben einem schnellen Ausbau der Ladeinfrastruktur ist demnach ein Gesamtkonzept aus flankierenden umwelt- und verteilungspolitischen Maßnahmen nötig, damit der Marktdurchbruch gelingt. Das Münchner ifo-Institut kam bereits 2018 zu dem Ergebnis, dass es geeignetere Instrumente zur Erreichung dieses Zieles gebe, wie zum Beispiel eine Kohlenstoffabgabe oder technologieoffene Investitionen in alternative Kraftstoffe.

Politik sucht nach anderen Wegen für den Umstieg auf E-Autos

Die stellvertretende FDP-Bundestagsfraktionsvorsitzende Carina Konrad sagte, es sei an der Zeit, unausgewogene Subventionen zu hinterfragen, "da wir uns Fehlinvestitionen schlichtweg nicht mehr leisten können". Ein kritischer Blick auf die Kaufprämien für Elektrofahrzeuge könne erhebliche finanzielle Mittel freisetzen, sagte Konrad dem "Handelsblatt".

Ohnehin folgt die Politik in Deutschland und Europa bereits einem anderen Pfad, um Verbrenner-Autos im Vergleich zu E-Autos unattraktiver zu machen. Neben dem beschlossenen Verbrenner-Aus ab 2035 sollen die Hersteller schrittweise durch verschärfte Vorgaben beim Flottenverbrauch gezwungen werden, mehr Elektroautos zu produzieren. Und auch die Autofahrer werden sich wegen erhöhter CO₂-Abgaben an der Tankstelle und wegen des Drehens an der Kfz-Steuerschraube mittelfristig vermutlich verstärkt mit Kauf eines E-Autos befassen.

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