Neue Kelterhalle der Winzergemeinschaft Franken (GWF)
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Was aussieht wie eine Industriebetrieb ist eine Weinanlage im Großformat. 16,5 Millionen Euro hat die neue Kelterhalle der GWF gekostet.

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Zehn Millionen Liter Wein: Frankens größte Kelterhalle

Während der Ernte sind Frankens Winzer im Dauerstress – egal ob Familien- oder Großbetrieb. Die Trauben müssen schnell gepresst werden. Frankens größte Weingenossenschaft setzt dafür auf eine neue Halle. Was das für die Qualität des Weins bedeutet.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Mainfranken am .

Es vergeht kaum eine Minute, in der das Telefon von Markus Troll nicht klingelt. Der 36-Jährige leitet bei der Winzergemeinschaft Franken (GWF) die Produktion und Technik. Im Spätsommer beginnt für ihn und sein Team die heiße Phase im Jahr. Aus 1.250 Hektar Rebfläche wollen sie gute Weine produzieren. Seit drei Jahren passiert das mit Hilfe einer neuen Kelterhalle. Nach Angaben der GWF handelt es sich um eine der größten und komplexesten in Europa.

Aus elf Kelterstationen wird eine

Etwa 5.000 Quadratmeter ist die Halle groß, drei Stockwerke hoch. Sie befindet sich in Repperndorf bei Kitzingen, also am Sitz der GWF. Im Inneren reflektiert Edelstahl das Licht. In einem Leitstand in der oberen Ebene des Bauwerks überwachen zwei Mitarbeiter mehrere Bildschirme. Dort sehen sie, wo neue Trauben ankommen, welche der zwölf Pressen gerade laufen. Vieles in der Halle läuft automatisch.

Für die neue Kelterhalle hat sich die Genossenschaft entscheiden, weil die anderen Anlagen in die Jahre gekommen waren. Einst hatte die GWF elf Kelterstationen. Sie waren deutlich kleiner und auf mehrere Orte verteilt. "Wir haben keine langen Wege mehr, müssen nicht mehr mit Most den Landkreis befahren", sagt Markus Troll. Die neue Kelterhalle mache es einfacher, den Überblick zu behalten. In einem Keller, etwa 30 Meter entfernt, lagert der Wein.

Genossenschaft hat Millionenbetrag investiert

Um die 16,5 Millionen Euro hat die Halle gekostet. Die GWF nutzt sie lediglich fünf bis sechs Wochen im Jahr. Abseits der Weinlese steht sie leer. Die Winzergemeinschaft will die Halle auch als eine Investition in die Qualität ihrer Weine verstanden wissen. Dem klassischen Bild vom Winzerberuf entspricht die riesige Anlage nicht. Doch die GWF mache hier nichts anderes als bereits die Römer in der Antike – nur eben in einem größeren Maßstab, sagt Cornelius Lauter, geschäftsführender Vorstand. Die Technik in der neuen Halle sei schonender als in den alten Anlagen.

Tankwagen in der neuen Kelterhalle der GWF
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In diesen Tankwagen klärt die GWF den frischgepressten Most vor. Anschließend fließt er in den Keller. Dort reift der Wein.

Ändert sich die Qualität des Weins?

Tatsächlich wirke sich die Dimension einer Kelteranlage nicht negativ auf die Qualität des Weins aus, sagt auch Johannes Burkert, Leiter des Arbeitsbereiches Oenologie bei der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG): "Vom Prinzip sind die großen Pressen identisch mit den kleinen Pressen der Familienbetriebe." Technik und Vorgehensweise seien weitgehend vergleichbar.

Weniger Traubenerzeuger, gleiche Rebfläche

Die Verantwortlichen der GWF rechnen mit 15 bis 20 Jahren, ehe die Ausgaben für die neue Halle refinanziert sind. Fest steht: Eine Anlage in dieser Größe lohnt sich nur, wenn ausreichend viele Winzer Trauben liefern. Zuletzt sind es weniger geworden. Etwa 950 bis 980 beliefern die Genossenschaft derzeit. Gerade Klein- und Hobbyerzeuger denken darüber nach, ihre Weinberge aufzugeben. Allerdings sei die Rebfläche seit 2016 konstant geblieben, sagt Cornelius Lauter. Er vergleicht die Situation mit anderen Bereichen in der Landwirtschaft: "Wir haben auch hier die Entwicklung, dass Betriebe größer werden, immer mehr Flächen aufnehmen."

Zehn Millionen Liter am Ende der Weinsaison

Etwa zehn Millionen Liter Wein will die GWF aus den Trauben gewinnen, die in diesen Wochen angeliefert werden. Im Oktober, nach Ende der Lese, sperrt das Team um Marks Troll die Halle wieder zu: "Wenn der letzte Winzer hier reinfährt, haben wir schon wieder Ideen fürs nächste Jahr." Doch bis es so weit ist, darf zunächst der Jahrgang 2023 reifen. Nur, wie dieser schmecken wird, dazu will der Winzer noch keine Prognose abgeben.

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