Ein bayerisches Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife (Abiturzeugnis)
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Symbolbild: Ein bayerisches Zeugnis der Allgemeinen Hochschulreife (Abiturzeugnis)

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Gefälschte Zeugnisse: Schulleiter rät Firmen, genau hinzuschauen

In Bayern werden die Abizeugnisse vergeben – ein begehrter Nachweis, der nicht immer regulär erworben wird. Ein Schulleiter in Königsbrunn war kürzlich mit einer Fälschung konfrontiert. Firmen sollten genau hinschauen, rät er.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Schwaben am .

Das Abiturzeugnis, das Volker Täufer, Schulleiter am Gymnasium Königsbrunn, in der Hand hält, sieht auf den ersten Blick völlig korrekt aus: Stempel, Siegel, Schriftart. Ein Personalchef, dem das Zeugnis vorgelegt wurde, fielen aber Unstimmigkeiten auf. Er fragte in Königsbrunn bei der Schule an, die das Zeugnis angeblich ausgestellt hatte. Und schnell stellte sich raus: Das Abizeugnis ist gefälscht, so waren etwa falsche Fächer und Begriffe angegeben.

Fälschungsvorlagen im Internet

Im Internet kursieren täuschend echte Vorlagen zum Fälschen. Sie herunterzuladen ist nicht strafbar, sie als echte Zeugnisse auszugeben schon. Man könne im Internet den eigenen Namen, die gewünschte Punktzahl und den Ort, an dem das Gymnasium besucht worden sein soll, eingeben. "Das ist natürlich schon sehr, sehr fragwürdig", sagt Schulleiter Täufer.

Frau gab sich als Intensivkrankenschwester aus

Die Betrugsversuche kommen in allen möglichen Branchen vor, und nicht immer fällt ein falsches Zeugnis sofort auf. Am Augsburger Landgericht wurde vor Kurzem etwa eine Frau verurteilt, die über gefälschte Zeugnisse einen Job als Intensivkrankenschwester ergattert hatte. Ein Patient, der eine viel zu hohe Insulindosis von ihr erhielt, starb einen Tag später.

Bis zu fünf Jahre Gefängnis

Christian Fischer, Leiter Fachbereich Ausbildung bei der IHK Schwaben, kennt sich aus mit dem Phänomen. Bei ihm flattern regelmäßig gefälschte Zeugnisse auf den Tisch, die er überprüfen soll. Auftraggeber seien Unternehmen, aber auch die Polizei.

Auch bei den IHK-Zertifikaten gibt es Fälschungsversuche, vor allem bei der so genannten Sachkundeprüfung, sie ist Voraussetzung für einen Job im Wachdienst oder im Sicherheitsbereich. Dort kämen momentan die meisten Fälle vor. "Wir sprechen da tatsächlich von Urkundenfälschung, eine Straftat, die mit maximal fünf Jahren Gefängnis bestraft werden kann", sagt Fischer.

Die IHK hat eigenen Angaben nach zur Vorbeugung ein ausgeklügeltes System mit durchnummerierten Stempeln eingeführt, die Daten aller Absolventen von Kursen sind dauerhaft im Archiv hinterlegt. Doch auch die Personalchefs werden künftig genauer hinschauen müssen, meint der Königsbrunner Schulleiter Volker Täufer: "Ich glaube, es ist mittlerweile leider angesagt, dass man sich nicht blind darauf verlässt, was da oben draufsteht".

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