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Erinnerung mit Verspätung

Von: Ernst Eisenbichler / Grafik: Christian Sonnberger

Stand: 29.10.2019 | Archiv

NS-Dokumentationszentrum München | Bild: Stefan Müller

Man stelle sich vor, nach der Reichsgründung von 1871 hätte es noch Jahrzehnte gedauert, bis das erste Denkmal für den "Gründerhelden" Bismarck aufgestellt worden wäre. In der Tat - undenkbar.

Tatsache dagegen ist, dass die Stadt München, von der schließlich die NS-Bewegung ausgegangen war, erst fast 60 Jahre nach Hitlers Ende beschloss, ein Dokumentationszentrum einzurichten.

Am Ort des "Braunen Hauses", der ehemaligen NSDAP-Zentrale, ist es entstanden. Eröffnet wurde es am 30. April 2015 - genau 70 Jahre nach dem US-Einmarsch in München - und mehr als 90 nach der Gründung der NSDAP in der "Hauptstadt der Bewegung". Eine zentrale Frage der Daueraustellung ist, wie ausgerechnet München zur Wiege der NS-Bewegung wurde.

Noch mit den Steinplatten der NS-Zeit: Münchner Königsplatz in den 1950er-Jahren | Bild: SZ Photo / Alfred Strobel zum Artikel Chronik Der lange Weg zum Zentrum

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Blick auf das "Braune Haus", die Parteizentrale der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei in München  | Bild: picture-alliance/dpa zum Artikel Geschichte Das Braune Haus

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Die ewige Streitfrage bei Museumskultur im Zusammenhang mit NS-Grauen: Soll bereits die Architektur kommentieren oder provozieren? In München entschied man sich für die sachliche Variante, angelehnt an den Bauhaus-Stil. [mehr]

Wo einst die Gestapo residierte: Gedenktafel an der Zentrale der BayernLB in München | Bild: BR zum Artikel Voller Lücken Münchens Erinnerungskultur

Der Ort der ehemaligen Gestapo-Zentrale oder der Todesurteile gegen die Mitglieder der "Weißen Rose" - München tat sich schwer, daran frühzeitig und mit gut sichtbaren Gedenktafeln oder Denkmälern zu erinnern. [mehr]


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