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Polaris, der Polarstern Der Stern, um den sich alles dreht

Er ist nicht gerade der hellste unter den Sternen, aber einer der berühmtesten: der Polarstern. Er steht über dem Nordpol und der ganze Sternenhimmel kreist um ihn. Wenn ihr den Polarstern findet, dann könnt ihr euch immer orientieren. Wir führen euch zu ihm.

Stand: 10.04.2024 | Archiv

Eigentlich heißt der Polarstern Polaris und ist der hellste Stern im Sternbild Kleiner Wagen oder Kleiner Bär (Ursa Minor). Daher wird er astronomisch auch als Alpha Ursae Minor (α UMi) bezeichnet.

So findet ihr den Polarstern

Starhopping zum Polarstern

Vom Sternbild Großer Wagen aus ist Polaris ganz leicht zu finden: Verlängert die hintere Achse des Großen Wagen ums Fünffache nach oben (von der Wagenform aus gedacht), dann trefft ihr genau auf den Polarstern. Starhopping nennt man diese Methode.

Die Deichselspitze des Kleinen Wagens

Sternbild Kleiner Wagen

Polaris ist die Deichselspitze des Kleinen Wagens, der aus noch sechs weiteren Sternen gebildet wird: Drei sind Deichselsterne, vier bilden den Wagenkasten.

Wie hell der Stern Polaris ist

Der Stern Arktur im Sternbild Bärenhüter Bootes. Arktur ist der dritthellste Stern am Firmament und der hellste des nördlichen Sternenhimmels. | Bild: imago/Leemage zur Bildergalerie Die hellsten Sterne Sirius, Arktur und Wega

Was ist der hellste Stern heute am Sternenhimmel? In jedem Fall einer dieser drei: Sirius, Arktur oder Wega. Das sind die drei hellsten Sterne, die ihr von Deutschland aus sehen könnt. Und mindestens einer der drei ist immer zu sehen. [mehr]

In der Liste der hellsten Sterne rangiert der Polarstern erst auf Rang 47. Mit einer scheinbaren Helligkeit von 2,0 mag ist er dennoch selbst in der Stadt zu finden und fällt auch deshalb auf, weil in seiner unmittelbaren Nähe kein Stern heller ist. Wäre Polaris nicht 448 Lichtjahre von uns entfernt, könntet ihr sehen, wie hell dieser Stern wirklich ist. Seine Leuchtkraft ist 2.000mal höher als die unserer Sonne.

Polaris ist ein doppelter Doppelstern

Schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts ist bekannt, dass der Polarstern eigentlich aus zwei Sternen besteht: Polaris A und Polaris B. Das konnte schon der Astronom Herschel im Fernglas erblicken, denn die beiden Komponenten sind aus unserer Sicht 18,4 Bogensekunden entfernt - so groß ist manchmal das Scheibchen des Planeten Saturn am Firmament. Doch diese beiden bilden nur einen visuellen Doppelstern. Das heißt, sie stehen einfach nur nahe beieinander, umkreisen einander aber nicht.

Dass Polaris A selbst aber auch ein Doppelstern ist, entdeckte man erst 2006 mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble, denn Polaris Aa und Polaris Ab sind nur 0,17 Bogensekunden voneinander entfernt. Es ist ein echtes Doppelsternsystem: Die beiden umkreisen einen gemeinsamen Schwerpunkt, etwa einmal alle dreißig Jahre. In Wirklichkeit sind die zwei voneinander so weit entfernt wie der äußerste Planet Uranus von der Sonne: rund drei Milliarden Kilometer.

Der Polarstern am Himmelsnordpol - Zentrum einer großen Bewegung

Der Himmelsnordpol

Berühmt ist der Polarstern vor allem deshalb, weil er fast genau am Himmelsnordpol steht. Das ist ein gedachter Punkt in der Verländerung der Erdachse, senkrecht über dem Nordpol der Erde. Der Sternenhimmel scheint immerzu um genau diesen Punkt zu kreisen, weil die Erde sich um ihre Achse dreht.

Um den Polarstern kreisende Sterne

Sterne mit großem Abstand zum Himmelsnordpol gehen wie die Sonne im Osten auf und im Westen wieder unter. Doch Sterne nahe beim Himmelsnordpol drehen sich im Kreis um den Polarstern. Strichspuraufnahmen ("Startrail"-Aufnahmen) zeigen das eindrucksvoll. Wenn Ihr eine Kamera mit vollem Akku auf ein Stativ montiert und Langzeitaufnahmen macht, ziehen die kreisenden Sterne Strichspuren. Zu erkennen ist das schon ab wenigen Minuten Belichtungszeit, richtig eindrucksvoll werden die Startrails nach etwa einer Stunde Belichtung. Das kann auch gestückelt in Einzelaufnahmen gemacht werden. Wenn ihr ganz genau hinseht, erkennt ihr selbst vom Polarstern eine winzige Strichspur. Denn einen ganz kleinen Abstand hat er doch zum Himmelsnordpol.

Polaris bleibt nicht immer der Polarstern

Der Ruhm als Polarstern ist allerdings nicht ewig haltbar. Denn über die Jahrtausende sind immer wieder unterschiedliche Sterne für eine Zeit Polarstern, also am dichtesten am Himmelsnordpol. Der Grund dafür ist die sogenannte Präzession der Erdachse. Vereinfacht ausgedrückt, taumelt diese, so dass der Himmelsnordpol sehr langsam einen Kreis zieht. In etwa 2.000 Jahren wird ein Stern des Sternbilds Kepheus der Polarstern sein, später dann zwei Sterne des Schwans. Und in rund 25.000 Jahren dann auch wieder Polaris. Alles dreht sich.

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