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Hipgnosis-Doku „Squaring The Circle“ zeigt die Macher der berühmtesten Plattencover des Pop

Sie haben Cover für Paul McCartney, Led Zeppelin, Genesis entworfen und das legendäre Pink Floyd-Cover von „Dark Side of the Moon“. In der Dokumentation „Squaring The Circle“ zeigt Anton Corbijn die legendäre Grafik-Agentur „Hipgnosis“ – und große Egos.

Von: Florian Schairer

Stand: 18.03.2024 | Archiv

Eine Kuh auf einem Feld. Ein brennender, Hände-schüttelnder Mann. Ein Schaf am Strand auf einer Designer-Couch. Ein fliegendes Schwein über einem Heizkraftwerk. Seltsam und surreale Bilder, die auf den ersten Blick wenig mit der Musik oder den Künstler*innen zu tun haben. Sie stehen für sich, als Kunstwerke, alle entworfen von der legendären Grafik-Agentur Hipgnosis aus London, über die Anton Corbijns den Dokumentarfilm „Squaring the Circle“ gedreht hat.

Die Geschichte von Hipgnosis

Wobei „Grafik-Agentur“, das klingt so seriös. In der Dokumentation wird schnell klar: im Grunde bestand Hipgnosis aus zwei Freaks, die verrückt, unkonventionell und für eine gewisse Zeit lang, stilbildend und unglaublich erfolgreich waren. Auf der einen Seite Storm Thorgerson, der anstrengende, skrupellose und unfreundliche, aber auch äußerst intelligente und kreative Sturkopf mit Humor. Auf der anderen Seite Aubrey Powell, genannt „Po“ - der freundliche, herausragende Fotograf, der im Film die Geschichte von Hipgnosis erzählt - und das, typisch für Anton Corbijn, in schwarz-weiß. Nur die Cover sind in Farbe und strahlen umso bunter von der Leinwand.

"Manche sagen, es wäre schwierig, mit mir zu arbeiten. Manche sagen, ich wäre ein Zuhälter, manche halten mich für einen Narzissten mit dem Ego eines kleinen Planeten. Manche nennen mich peinlich, rechthaberisch und mürrisch. Sehr wenige bezeichnen mit als attraktiv und sexy – so wie ich mich selbst sehe."

- Storm Thorgerson über sich selbst

Syd Barret als Türöffner

Storm Thorgerson vor seinem berühmtesten Cover

Alles beginnt mit Pink Floyd. Storm und Po kennen die Band aus der Schulzeit und leben eine Zeit lang mit dem ersten Sänger Syd Barrett in einer WG. Als Pink Floyd 1968 ihr zweites Album „A Saucerful of Secrets“ veröffentlichen, nennen sich Storm und Po „Hipgnosis“ in Anspielung auf hip und dem antiken Gnosis, dem griechischen Wort für Erkenntnis. Laut David Gilmour von Pink Floyd hat Storm ihn eines Tages gefragt, ob er nicht die anderen überreden könnte das Cover gestalten zu dürfen. Was Gilmore dann schlussendlich überzeugt hat war, dass sie so „jung und voller Energie“ an die Sache herangegangen seien.

Wirklich berühmt werden Hipgnosis aber dann für das Cover von „Dark Side of the Moon“ von 1973. Die beiden Grafiker waren von dem Album musikalisch erst nicht besonders begeistert und sie haben sich schwer getan, ein geeignetes Cover zu finden. Dann aber kam Storm eine Idee, als er Po beim Durchblättern eines Physikmagazins zum Thema Licht beobachtet. Wild gestikulierend, so erzählt es Po in der Dokumentation, habe Storm ein Dreieck in die Luft gezeichnet und gesagt: "Ich hab's Po, ich habs!"

Mit dem großen Erfolg kommt das große Geld

Das Prisma, das das Licht auf dem Cover von „Dark Side of the Moon“ bricht, ist sicher eines der bekanntesten Cover der Rock Geschichte, auch weil das Album über 65 Millionen Mal verkauft wurde. Ab diesem Zeitpunkt wollten auch Acts wie T. Rex, the Pretty Things, Black Sabbath, UFO, AC/DC, Paul McCartney, the Alan Parsons Project, Yes, Genesis oder Peter Gabriel Cover von Hipgnosis - es ist das goldene Zeitalter des Rock’n’Roll, wo Geld keine Rolle spielt. Bis zu 50.000 Dollar kostet ein Album-Design. Po und Storm jetten damals mit den Stars in der Concorde um die Welt und können machen was sie wollen.

Aubrey "Po" Powell zeigt im Film das Cover mit der Kuh

So wie bei ihrem Cover zu “Atom Mother Heart”, auf dem weder der Name der Band noch des Albums steht, sondern einfach nur eine Kuh. Diese Idee wäre Storm gekommen, der mal ein absolut nichtssagendes Cover gestalten wollte. Und eine Kuh, so erzählt es Po in der Dokumentation, sei ihm da als erstes eingefallen.

Hipgnosis - vor allem Storm, der Mann mit dem Planeten-Ego - stellt alles auf den Kopf. Künstlerische Vorbilder sind Magritte, Dali und andere Surrealisten und alles ist dem Ziel untergestellt, einzigartige Kunstwerke zu schaffen.

Auch andere Egos kommen zu Wort

"Vinyl ist die Kunstsammlung der armen Leute. Die vornehmen Leute haben ihre Kunst an der Wand hängen. Die Kunst der Arbeiterklasse steht am Boden, angelehnt an die Wand."

– Noel Gallagher

Anton Corbijns, der Regisseur der Doku, war selbst über Jahrzehnte Art Director von Depeche Mode und U2, hat Plattencover entworfen und Spielfilme gedreht. Es ist sein erster Dokumentarfilm, bei dem er aber gleich mit Stars wie Pink Floyd, Led Zeppelin oder Paul McCartney aufwarten kann. Vielleicht hätte man unkonventioneller erzählen können, aber die vielen Anekdoten zu den einzelnen Entwürfen sind sehr amüsant, verrückt und eine unterhaltsame Reminiszenz an eine Zeit, in der die Männer die Kings des Rock’n’Roll waren und Album Cover noch keine Briefmarkengroßen Bildchen auf Spotify.