Die Erderwärmung trifft die gesamte Menschheit: Es ist 1,3 Grad wärmer als vor der Industrialisierung.
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Der Klimawandel trifft die gesamte Menschheit: Es ist 1,3 Grad wärmer als vor der Industrialisierung.

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Erderwärmung mit neuen Höchsttemperaturen

Zwei Hitze-Rekorde gab es in dieser Woche: Der Oktober 2023 war weltweit der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Und: Die vergangen zwölf Monate waren so heiß wie noch nie. Forscher sind besorgt. Noch wäre der Planet zu retten.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Das Jahr 2023 ist auf traurigem Rekordkurs: In 170 Ländern lagen die Durchschnittstemperaturen über dem 30-Jahre-Durchschnitt. Somit waren 99 Prozent der Menschheit betroffen. Nur Island und Lesotho verzeichneten kühlere Temperaturen als normalerweise.

Einer von vier Menschen auf der Welt war in den vergangenen zwölf Monaten extremen und gefährlichen Hitzewellen ausgesetzt, die durch den Klimawandel verursacht wurden. Das hat das Wissenschaftsnetzwerk World Weather Attribution (WWA) errechnet.

Klimaerwärmung tötet Menschen

Eine der Gründerinnen von WWA ist die aus Kiel stammende Klimaforscherin Friederike Otto, die das Pariser Klimaabkommen als "Menschenrechtsabkommen" bezeichnet. In einer Pressekonferenz der WWA am 8. November 2023 erklärte sie: "Wir kümmern uns um den Klimawandel nicht, weil wir Eisbären so gerne mögen, sondern wir erkennen: Wenn wir weiterhin fossile Brennstoffe nutzen, tun wir Menschen Gewalt an, und zwar der großen Mehrheit auf dem Planeten."

In Deutschland gab es nach Angaben des Robert Koch-Instituts geschätzt 3.200 Hitzetote während der Sommermonate im Jahr 2023. Europaweit trifft es jährlich etwa 60.000 Menschen.

Extreme Hitze im Süden der USA

Zwischen dem 31. Juli und dem 21. August 2023 erlebte die Großstadt Houston in Texas 22 aufeinanderfolgende Tage extremer Hitze mit einer Temperatur über 38 Grad Celsius. Das sei nicht normal, sagte der US-amerikanische Klimaforscher Andrew Pershing von der Cornell Universität in Ithaca: "Wir würden diese Temperaturen eigentlich nicht erwarten. Sie sind so hoch, weil wir zu viel Kohlendioxid in die Atmosphäre bringen."

Am stärksten sei Afrika vom Klimawandel betroffen, so die Aussage der Forschenden bei der Pressekonferenz des WWA. Aber dort gäbe es keine Statistik, die Hitzetote erfasst.

Dürren, Brände, Starkregen und Überschwemmungen nehmen zu

In Afrika führen längere Hitzeperioden nicht nur zu mehr Dürren, Buschbränden und immer größeren Wüstenlandschaften. Der Klimawandel fördert auch plötzlich auftretende extreme Regengüsse und Überschwemmungen. In Ruanda und im Kongo starben wegen der Starkregen 600 Menschen im Jahr 2023. "Wir können nicht genau sagen, wann und wo es wie viel geregnet hat. Es gibt nur drei Wetterstationen im großen Land Kongo", so Friederike Otto, die sich auch in armen Ländern ein besseres Monitoring für die Folgen des Klimawandels wünscht.

Temperaturrekord im Oktober 2023

Der Monat Oktober 2023 war weltweit gesehen - nach Angaben des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus - der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. 2023 dürfte insgesamt das wärmste Jahr seit 125.000 Jahren werden, so die Prognose des EU-Klimadienstes, der seine Daten mit den Angaben des Weltklimadienstes IPPC kombiniert. Der IPCC greift auf Messwerte aus Quellen wie Eisbohrkernen, Baumringen und Korallenablagerungen zurück.

Pariser Abkommen ist erreichbar

195 Länderchefs haben im Jahr 2015 das Pariser Klimaschutzabkommen unterzeichnet. Ziel ist es, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Allerdings haben manche Klimaforschende Zweifel, ob das machbar sei. Friederike Otto appelliert an Politiker und Politikerinnen, endlich anzupacken und CO2 zu reduzieren: "Das 1,5 Grad-Ziel ist erreichbar, wenn wir es erreichen wollen. Wir wissen, was zu tun ist. Wir brauchen keine fossilen Brennstoffe. Wir haben die Technik und das Know-how und wüssten, wie wir dahin kommen könnten. Aber momentan machen wir es nicht."

Das Fazit der deutschen Klimaforscherin, die in Großbritannien lebt: In zehn Jahren mag es schwierig werden, wenn wir weiterhin so wenig tun, aber momentan wäre der Planet noch zu retten.

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