Nahaufnahme eines Schildes mit der Aufschrift "geschlossen" an einer Ladentür.
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Sollte es längere Ladenöffnungszeiten in Bayern geben? Argumente aus der BR24-Community dafür und dagegen

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Offene Läden nach 20 Uhr: Überfällig oder "bitte nicht"?

Längere Ladenöffnungszeiten in Bayern: ja oder nein? Diese Frage ist in Bayern wieder aktuell, die Staatsregierung plant eine kleine Reform. "Dein Argument" hat sich angeschaut, welche Positionen BR24-User haben – und welche Gründe sie nennen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

💬 Mitdiskutieren lohnt sich: Dieser Artikel im Rahmen des Formats "Dein Argument" greift User-Kommentare zur BR24-Berichterstattung über längere Ladenöffnungszeiten auf. 💬

Es ist ein Gesetz aus dem Jahr 1956, das so mancher nicht mehr für zeitgemäß hält: In Bayern gilt noch das Ladenschlussgesetz des Bundes. Erstmals nach vielen Jahren will nun die bayerische Staatsregierung an das Thema Ladenöffnungszeiten heran – geplant ist ein Reförmchen. Zahlreiche BR24-User beteiligten sich an einer Pro-Contra-Debatte.

Die meisten äußerten sich dabei erkennbar als Kunden der Geschäfte. Doch auch User, die schrieben, Verkäufer oder Anwohner zu sein, bezogen Stellung. Aktuell müssen in Bayern Verkaufsstellen an Sonn- und Feiertagen sowie montags bis samstags von 20 Uhr bis 6 Uhr geschlossen sein. Es gibt Ausnahmen für bestimmte Waren, Bereiche oder Orte (externer Link).

Rechtzeitig einkaufen gehen – eine Sache der Planung?

Einige User befürworteten die aktuelle Regel. Auch in einer nicht-repräsentativen Umfrage auf dem BR24-WhatsApp-Kanal befand eine Mehrheit vergangene Woche: So wie es ist, sei es gut. Es sei eben eine Sache guter Planung, um etwa den Wocheneinkauf immer rechtzeitig zu schaffen, argumentieren Nutzer. "Man ist doch sonst so termingenau und verplant den ganzen Tag", kommentierte Johannes Lechner bei Facebook. Mehr Ruhe zu bestimmten Zeiten sei einfach nötig, bestärkten andere eine solche Sichtweise. BR24-User "Respekt" verwies als Anwohner auf den Verkehrslärm:

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Ein Kommentar bei BR24 zu dem Beitrag "Sonderweg beim Ladenschluss: Nur ein Reförmchen in Bayern"

Arbeitskräfte fehlen – trotzdem längere Öffnungszeiten?

Immer wieder kam die Frage auf: Mit welchem Personal sollen längere Öffnungszeiten gestemmt werden? "Winddancer" ist nach eigener Aussage seit Jahren im Verkauf tätig: "Wir haben jetzt schon Schwierigkeiten, geeignetes Personal zu finden, das uns unterstützt und sich gern mal von den Kunden als verbaler Prügelknabe benutzen lässt."

Nach Angaben des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (externer Link) von Ende 2022 ist die Zahl der offenen Stellen in Einzelhandelsberufen in den vergangenen zehn Jahren fast durchgehend gestiegen. Die Gewerkschaft UNiA in der Schweiz argumentierte zu einer dortigen Debatte: "Um die Ladenöffnungszeiten abzudecken, dünnen die großen Geschäfte ihre Personaldecke aus."

Andere wiederum verweisen auf neue Arbeitsplätze, die geschaffen werden könnten. So zeigte eine Untersuchung aus dem Magazin des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (externer Link): Mit der Deregulierung der Ladenöffnungszeiten 2006/2007 stieg die Beschäftigung im Lebensmitteleinzelhandel in Bundesländern wie Baden-Württemberg oder Hessen im Folgezeitraum stärker als im zuvor vergleichbaren bayerischen Einzelhandel, wo alte Regelungen blieben. Der Effekt zeigte sich jedoch nur für die Beschäftigung in großen Geschäften.

Flexibilisierung: Trend zu größeren Läden

"Längere Öffnungszeiten sind für viele kleine Selbstständige der Todesstoß", schrieb "GegenHetzt". Hohe Personalkosten und die finanzielle Grundbelastung sind für sie ein Problem: "Kleine Läden werden es schwerer haben, Personal zu finden als größere", sagte auch Marko Sarstedt, Professor am Institute for Marketing der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München mit Blick auf längere Öffnungszeiten im BR24-Gespräch. In mittleren und großen Geschäften spiele zudem Automatisierung eine immer größere Rolle: Unternehmen könnten das Personal dann anderweitig einsetzen. Untersuchungen der vergangenen Jahre zeigten auch, dass durch die Flexibilisierung der Ladenzeiten der Trend hin zu größeren Läden gehe, da es sich für Kunden nach der Arbeit eher lohne, noch zu größeren Einkaufszentren am Stadtrand zu fahren.

"Mehr Kaufkraft gibt's trotzdem nicht", kommentierte "EtzAber". Größere Geschäfte oder Läden mit spezialisierten Angeboten könnten von längeren Öffnungszeiten zwar profitieren, denn der "stationäre Handel will ein Erlebnis schaffen", so Sarstedt – auch durch den Wettbewerb mit dem Online-Handel. Aber die höheren Betriebs- und Personalkosten müssen erst einmal reingeholt werden.

Wechsel nach Bayern: Einschränkung im Alltag?

Die einen wollen die Öffnungszeiten also so lassen oder sogar "wie in alten Zeiten" kürzen. Für andere ist der Status quo in Bayern eine Einschränkung, vor allem im Bundesländervergleich:

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Ein Kommentar bei Instagram zu dem BR24-Beitrag "Sonderweg beim Ladenschluss: Nur ein Reförmchen in Bayern"

User in Grenznähe schilderten, sie würden immer wieder in andere Regionen zum Einkaufen fahren.

Die Entscheidung, wie lange ein Laden öffnet, solle Sache der Händler beziehungsweise der Kunden sein, plädierten mehrere BR24-User. Der Vorschlag von "AlSo": "Kernöffnungszeiten für alle, ansonsten soll jeder dann aufmachen, wann es für ihn gut oder notwendig ist."

Marketing-Professor Sarstedt sagte diesbezüglich: "Die Regulierung der Öffnungszeiten ist eine sehr deutsche Idee." So würden Lebensmittelhändler in Kernzeiten ihre Geschäfte sowieso nicht schließen, weil gerade in diesen Stunden der Umsatz erwirtschaftet werde.

Im Audio (Archiv): Bayern plant eigenes Ladenschlussgesetz

Sonderweg beim Ladenschluss: Nur ein Reförmchen in Bayern - trotzdem Konfliktpotenzial
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Kunden kaufen in einem Supermarkt ein (Symbolbild)

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