Bildrechte: picture-alliance/dpa

Youtube

Artikel mit Bild-InhaltenBildbeitrag

Gegen Fakenews: Youtube will mehr seriöse Nachrichten anzeigen

Youtube will stärker gegen Fakenews und Verschwörungstheorien vorgehen. Helfen sollen Texteinblendungen, Links auf seriöse Nachrichten und Geld. Eine Vorab-Kontrolle von Videos dürfte es auch künftig nicht geben. Von Florian Regensburger

Fakenews und Hetzvideos machen auch vor Youtube nicht halt. Nach einem Terroranschlag geistern schnell mit heißer Nadel gestrickte Verschwörungs-Videos über die Plattform, lange bevor gründlich recherchierte Videoinhalte dazu überhaupt exisitieren. Youtube hat nun mehrere Maßnahmen angekündigt, um dagegen vorzugehen.

Seriöse Quellen optisch hervorgehoben

So will die Google-Tochter künftig bei Eilmeldungen in den Suchergebnissen Textauszüge aus Nachrichtenartikeln seriöser Anbieter zum gleichen Thema anzeigen, inklusive Link zum vollständigen Artikel. Dazu sollen nachrichtliche Videos aus seriösen Quellen optisch hervorgehoben werden. Die entsprechenden neuen Rubriken "Top News" und "Breaking News" wird es ab heute in 17 Ländern geben, darunter die USA, Großbritannien, Frankreich, Italien. Deutschland fehlt bislang in der Liste, es sollen aber "in den kommenden Monaten" weitere Länder hinzukommen.

Vernetzung mit Medienhäusern angestrebt

Außerdem gibt es Geld: "Wir werden in etwa 20 Ländern - inklusive Deutschland - weltweit Finanzmittel bereitstellen, um Nachrichtenanbieter beim Aufbau eines nachhaltigen Videogeschäfts zu unterstützen", erklärt Youtube. Zudem soll ein neu geschaffenes Team Nachrichtenmedien beim Entwickeln youtube-tauglicher Videoformate unterstützen. Umgekehrt will sich Youtube Fachkompetenz aus dem Medienbereich ins Haus holen, um die Videoplattform "bei der Entwicklung neuer Produktfeatures, der Verbesserung des Entdeckens und Schauens von Nachrichten auf YouTube" zu unterstützen.

Youtube investiert 25 Millionen Dollar

Insgesamt kündigte Youtube für dieses Maßnahmenpaket Investitionen von 25 Millionen US-Dollar an. Zwei Zahlen zum Vergleich: Der bestverdienende Youtuber, Minecraft-Spieler Daniel Middleton ("DanTDM"), nahm laut "Forbes" im Jahr 2017 mit seinen Videos 16,5 Millionen Dollar ein. Der Gewinn von Konzernmutter Alphabet betrug im Jahr 2017 über 5 Milliarden Dollar - Youtubes Gewinn weist Alphabet nicht gesondert aus -, wobei Marktbeobachter davon ausgehen, dass das meiste davon die Google-Suche und Youtube generieren.

Die angekündigten Maßnahmen sind in jedem Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Vor allem die Texteinblendungen mit Links zu Artikeln seriöser Nachrichtenhäuser bei Videos zum gleichen Thema scheinen vielversprechend - etwa dann, wenn nach einem Terroranschlag schnell Fake- und Verschwörungsvideos verbreitet werden.

Vorab-Kontrolle kommt wohl auch künftig nicht

Immer wird auch die Forderung laut, von Nutzern hochgeladene Videos vor der Veröffentlichung von Menschen sichten zu lassen. Denn: Wird ein Video etwa über Messenger-Apps wie Whatsapp weiter geteilt, sieht der Empfänger gegebenenfalls nur das Fake-Video und keine zusätzlich angebotenen, seriösen Inhalte zum gleichen Thema, weil er vielleicht gar nicht nach unten scrollt und auch keine Suchergebnisse sieht. Doch das Unternehmen sträubt sich seit jeher gegen eine solche Vorab-Kontrolle, denn sie wäre wahnsinnig teuer.

400 Stunden Videomaterial - pro Minute

Im Jahr 2015 wurden weltweit jede Minute durchschnittlich 400 Stunden Videomaterial bei Youtube hochgeladen. Neuere offizielle Zahlen gibt es nicht, es ist aber nicht anzunehmen, dass es seither weniger geworden ist. Geht man von den 400 Stunden pro Minute aus, macht das 576.000 Stunden pro Tag. Sollte das gesamte Videomaterial von menschlichen Kuratoren gesichtet werden, würde das bei einem Stundenlohn von 15 Dollar Kosten von mehr als 3 Milliarden Dollar verursachen. Das dürfte selbst für Youtube beziehungsweise Google beziehungsweise Alphabet kaum zu stemmen sein.

Zudem besteht, läge die Verantwortung für das veröffentlichte Material dann ausschließlich bei Youtube selbst und nicht auch beim Nutzer, die Gefahr eines Overblockings: Aus Angst vor juristischem Ärger könnten Plattformbetreiber wie Youtube, aber auch etwa Facebook und viele andere, Inhalte im Zweifel eher löschen, was zu zensur-ähnlichen Zuständen führen würde.