Mario Götze (r.) bei seinem Siegtreffer im Finale der WM 2014
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Mario Götze (r.) bei seinem Siegtreffer im Finale der WM 2014

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"Tore wie gemalt": Fußballstars zeichnen ihre schönsten Tore

Sind Fußballer Künstler? Diese Frage kommt auf, wenn man das neue Buch "Tore wie gemalt" von Javier Cáceres in der Hand hält. Der Sportreporter der Süddeutschen Zeitung hat mehr als hundert Fußballer gebeten, ihr wichtigstes Tor zu zeichnen.

Über dieses Thema berichtet: Die Welt am Morgen am .

Es gibt Tore, die sind viel mehr als nur ein Tor. Wir erinnern uns alle an sie: Mario Götzes WM-Siegtreffer 2014 gegen Argentinien ist so ein Tor, das ein ganzes Land in Ekstase versetzte. Ganz einfach und doch so einzigartig. Und so hat es der glückliche Torschütze auch aufgezeichnet. Links steht Schürrle, in der Mitte Götze, dazwischen ein paar Striche und der erlösende Pfeil ins Tor. Fertig!

Nicht jeder große Fußballer ist auch ein großer Zeichner

Sportjournalist Javier Cáceres sammelt seit 20 Jahren die schönsten Tore des Fußballs. Hunderte hat er sich von den Protagonisten zeichnen lassen und ihre Erinnerung daran festgehalten. "Ich glaube, da steckt sehr viel Kunst drin, die sich aber nicht so sehr auf dem Papier niederschlägt", sagt er. An Galerien würde er seine Fußballer eher nicht vermitteln. "Aber da sind schon sehr kunstvolle Tore dabei."

Nicht jeder ist also mit der Hand so begabt wie mit dem Fuß. Bei Nationalspielern wie Rudi Völler, Marcell Jansen oder Gerd Müller tut man sich schwer, überhaupt etwas zu entziffern. Letzterer hatte immerhin eine Entschuldigung, erzählt Cáceres. Sein Kugelschreiber habe damals versagt. "Er musste also zweimal ansetzen, um das Tor zu zeichnen."

Solche Probleme kannte der Jahrhundert-Torjäger Müller auf dem Platz nicht. Im Buch ist er mit seinem entscheidenden Tor im WM-Finale 1974 gegen die Niederlande vertreten. Ein klassischer Drehung-Schuss-Tor-Müller.

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So sah es aus, wenn der Kaiser zum Stift griff

Nicht Beckenbauer, Pelé ist der Picasso des Fußballs

Franz Beckenbauer ließ sich von Cáceres sogar zweimal bitten. Der Fußball-Kaiser war eben kein Picasso. Und er scheint das geahnt zu haben. Beckenbauer habe sich "geniert", meint Cáceres. "Er war der Meinung, dass er nicht vernünftig etwas zu Papier bringen könnte. Er hat mir ein Autogramm in den Block geschrieben und zu mir gesagt: Mal es selbst!" Beim zweiten Mal wurde Beckenbauer dann doch weich. Dass die Proportionen bei seinem WM-Tor gegen die UdSSR 1966 nicht ganz stimmen, ist keine Schande. Bei Picasso ist sowas ja Stilmittel.

Der eigentliche Picasso unter den Fußballern ist allerdings ein anderer. Am meisten Zeit habe sich tatsächlich Pelé genommen, erzählt Cáceres. " Er hat ein sehr schönes Bild gemalt, das nicht ein bestimmtes Tor abbildet, sondern sein Gesamtwerk repräsentiert. Ein Netz, ein Ball und die Gesamtzahl seiner Treffer 1.282." Bekanntlich ist es umstritten, wie viele Treffer Pelé in seinem Fußballerleben erzielt hat. Er aber akzeptiere nur diese Zahl, sagt Cáceres.

Von unglaublichen Fernschüssen, kunstvollen Dribblings und sehenswerten Kombinationen erzählt dieser Band. Von Legenden wie Jay-Jay Okocha, Carlos Valderrama oder Alfredo di Stefano, der den schönen Satz zu seiner Zeichnung sagt: "Fußball ohne Tore, das ist wie Tage ohne Sonne."

Nur Maradona ließ sich nie bitten

Mal betrachtet man fast dokumentarisch genaue Notizen wie bei Lothar Matthäus' Solo-WM-Tor gegen Jugoslawien 1990, mal wilde Improvisationen wie bei Luis Suarez verschollenem Treffer im Messepokal 1960. Meist sind es ikonische, unvergessliche Treffer, die vor dem geistigen Auge des Fußballfans sofort wieder da sind, manchmal aber auch sehr persönliche, wie im Fall von Lilian Thuram, der ein Tor aus der Jugend malt, das ihn aus der Armut der Banlieues auf die große Fußball-Bühne brachte.

Journalist Cáceres hat die Weltstars des Fußballs zeichnen lassen, nur ein Jahrhundert-Tor, sein Lieblingstor, fehlt. Im WM-Viertelfinale 1986 gelang Diego Maradona gegen England das Kunststück, 60 Meter zu dribbeln, dabei sechs Engländer auszuspielen, den Torwart zu umkurven und einzulochen. Allein: An den Zeichenstift bekam Cáceres den Schützen nie. "Ich habe es mehrmals probiert, an ihn ranzukommen, war aber nicht möglich."

Aber auch so sind es im wahrsten Sinne des Wortes Tore wie gemalt, die sich in diesem Buch wiederfinden; Tore, die Geschichten erzählen; Tore mit unverwechselbarer Hand- und Fußschrift.

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Erscheint am 15. April bei Suhrkamp: Javier Cáceres' Buch "Tore wie gemalt"

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