Marc Hosemann und Heinz Strunk in "Last Exit Schinkenstraße".
Bildrechte: Foto: Pep Bonet / Juan Monserrat / Prime Video

Marc Hosemann und Heinz Strunk in "Last Exit Schinkenstraße".

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Serie "Last Exit Schinkenstraße": Für die Partymeile reicht's

"Fleisch ist mein Gemüse" hieß der Debütroman von Heinz Strunk über die 20er-Jahre seines Lebens und seine Zeit in einer Tanzkapelle. Nun hat sich Heinz Strunk für Amazon eine Serie ausgedacht, die sich um zwei Musiker auf Mallorca dreht.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Für alle, die noch nicht dort waren: erst einmal Glückwunsch. Und dann zur Erklärung: Die Schinkenstraße ist die wohl bekannteste deutsche Partymeile am Ballermann auf Mallorca. Mit so "kultigen" Lokalen wie dem Bierkönig, dem Grillmeister oder der Rutschbahn. Hier gibt jetzt also Erfolgsautor Heinz Strunk seine neuen Hits zum Besten. In der Serie "Last Exit Schinkenstraße" als Peter alias Pierre Panade.

Peter, gespielt von Strunk, und sein Freund Torben, gespielt von Marc Hosemann, sind zwei in die Jahre gekommene, desillusionierte und nicht besonders talentierte Musiker. Losertypen wie man sie aus Strunk-Romanen kennt. Weil sie in Deutschland keine Partyband mehr finden, wandern sie nach Mallorca aus auf den Ballermann und versuchen sich als Schlagersänger. Für die Partymeile reicht’s!

Heinz Strunk als untalentierter Musiker

Musikalisch klingt das eben so wie in der Schinkenstraße, wie Micky Krause etwa. Der spielt übrigens auch in der Serie mit - und klaut Peter und Torben die Songs. Scooter-Legende H.P. Baxxter, Musiker Olli Schulz, Schauspieler Bjarne Mädel - sie alle haben kleine Rollen oder charmante Gastauftritte. Und sie alle zeigen auf mal mehr, mal weniger lustige Art, wie prollig, wie doof, wie geschmacklos und oberflächlich der Ballermann und das dortige Musik-Business sein kann. In sechs kurzen Folgen je 20 Minuten.

An Micky Krause lässt sich dann aber auch sehr gut das Problem der Serie zeigen: Denn wie parodiert man etwas, das bereits selbst eine Parodie ist? Wie nimmt man etwas auf den Arm, dass sich selber nicht ernst nimmt? Genau das ist schwierig - und rückt "Last Exit Schinkenstraße" dann teilweise doch näher an den Blödelfilm "Ballermann 6" heran, als Heinz Strunk lieb sein dürfte. In einem Interview hat er Tom Gerhardts Film aus dem Jahr 1997 als "unterirdisch" bezeichnet, phasenweise sind der Humor und die Figuren der Serie aber nicht so viel besser.

Nicht viel besser als "Ballermann 6"

Die starken Momente kommen immer dann, wenn Strunk alias Peter ins Schwätzen gerät, dann wird es absurd, witzig, wortgewandt und oft wunderschön sinnbefreit. Dort, wo Peter mit idiotischen Fragen seine Umwelt löchert, hat das Ganze fast etwas Philosophisches. "Würdest du dich für 10.000 Euro ein halbes Jahr lang nachts nicht zudecken…?" fragt Peter einmal. Denn genau das ist ja die Frage für "Musiker" am Ballermann: Für wie viel Geld will man sich das Ganze antun?

Heinz Strunk-Momente gibt es also definitiv, insgesamt hätte "Last Exit Schinkenstraße" als Buch aber wohl besser funktioniert. Schon deshalb, weil Sprache subtiler ist als eine Kameraeinstellung. Weil Worte der Fantasie Raum geben, wo Bilder allzu eindeutig werden können. Gerade bei einem Thema wie dem Ballermann, den wir schon so oft - wenn nicht in echt, dann in Dokus oder Reality-Shows gesehen haben.

Die Serie unterhält, sie bringt einen ab und an zum Lachen, aber sie ist am Ende irgendwie genauso belanglos wie eine besoffene Ballermann-Party sein kann!

"Last Exit Schinkenstraße" von und mit Heinz Strunk, ab sofort bei Amazon Prime Video.

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