Blick auf das Gebäude mit einem Springbrunnen im Vordergrund
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Muss saniert werden: Nürnberger Opernhaus

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Kulturpläne der CSU/FW-Koalition: "Niederschwelliges Angebot"

Kultur ist Ländersache und somit eines der wichtigsten Themen für die Koalitionäre von CSU und Freien Wählern. Sie wollen mit "niederschwelligen" Angeboten in der Fläche neue Akzente setzen, wohl um der gesellschaftlichen Polarisierung zu begegnen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Vielleicht kann die Kultur ja wirklich politisch heilsam sein, wenn es darum geht, extreme Ansichten zu hinterfragen, aufeinander zuzugehen, gemeinsam nach der Lösung von Problemen zu suchen. CSU und Freie Wähler glauben offenbar an die Wirkkräfte der Kunst, sonst hätten sie in ihrem Koalitionsvertrag nicht vereinbart, auf "niederschwellige" Angebote in allen Landesteilen zu setzen, damit auch ein jüngeres Publikum mit wenig Geld daran teilhaben kann. Damit zielen CSU und Freie Wähler eindeutig auf die Bevölkerungsgruppen, die sich abgehängt fühlen, nicht nur von der teuren Hochkultur, die längst nicht mehr wählen gehen oder sich als "Protestwähler" verstehen.

Schüler sollen Stätten der Erinnerungskultur besuchen

Die Konzentration auf die Fläche, auf allgemein verständliche Kultur, ist einer der neuen Akzente im Koalitionsvertrag, ein Schwerpunkt, der angesichts einer zunehmenden Polarisierung in der Gesellschaft wenig verwunderlich ist. Bayerns reiches kulturelles Erbe schafft Identität, heißt es im Text, aber das soll angesichts des Wahlergebnisses für deutlich mehr Menschen gelten als bisher. Deshalb steht die Förderung der Heimat-, Schützen-, Musik- und Trachtenvereine begreiflicherweise ganz oben in der Auflistung der Maßnahmen, haben sie in manchen Regionen doch nach wie vor eine erhebliche Bindekraft.

Gute Deutschkenntnisse seien ein "Schlüssel für gelingende Bildung und Integration", heißt es. Je nach Vorkenntnissen soll es "passende Unterstützungsangebote" geben. Auch dies ein Signal gegen Ausgrenzung, Isolation und Extremismus. Angesichts der aktuellen Entwicklung um den Nahostkonflikt hat eine Passage besondere Bedeutung: "Insbesondere werden wir das „Gesamtkonzept Erinnerungskultur“ fortentwickeln und gemeinsam mit den Gedenkstätten, der Wissenschaft und den Opferverbänden neue Erinnerungsformate entwickeln. Jede Schülerin und jeder Schüler sollen im Laufe seiner Schulzeit mindestens eine KZ-Gedenkstätte oder vergleichbare Einrichtung der Erinnerungskultur zur Aufarbeitung der Zeit des Nationalsozialismus besuchen."

Nürnbergs "historisches Erbe" gewürdigt

Bei den zahlreichen Sanierungs- und Neubauprojekten soll ausdrücklich „in die Fläche“ investiert werden, also auch abseits der Landeshauptstadt, möglichst ohne deren „Strahlkraft“ zu schmälern. Der von vielen herbeigesehnte neue Münchner Konzertsaal wird nichtsdestotrotz wohl deutlich kleiner und bescheidener ausfallen als bisher geplant. Die Koalitionäre wollen das Projekt jedenfalls „überarbeiten und redimensionieren“, was angesichts der aktuellen „Denkpause“ nur als Umschreibung für eine deutliche Abspeckung gewertet werden kann, greift doch die Angst vor einer Kostenexplosion um sich. Schon ist von schätzungsweise 1,3 Milliarden Euro die Rede, das sei so "nicht zu stemmen", heißt es hinter den Kulissen: "In München geht nicht alles gleichzeitig."

Dass eine „Kulturbauoffensive“ für Nürnberg angekündigt wird, wo das Opernhaus aufwändig modernisiert werden muss, könnte durchaus auf Ministerpräsident Markus Söder persönlich zurückzuführen sein, der an der Pegnitz zuhause ist. Nürnbergs „historisches Erbe“ hervorzuheben und ein „kraftvolles Engagement“ zu versprechen, erscheint jedenfalls bemerkenswert. Die einzige weitere bayerische Stadt, die außer München namentlich erwähnt wird, ist das oberfränkische Bayreuth, wo das Festspielhaus dringend weiter modernisiert werden muss. Das Problem dabei: In Bayreuth reden viele mit, der Bund, der Freundeskreis, die Familie Wagner, Stadt und Bezirk. Derzeit wird ein Anlauf unternommen, das Kompetenzgestrüpp "zu lichten", ob das gelingt, wird sich zeigen.

"Wir investieren in der Fläche"

Insgesamt ist die bayerische Kulturlandschaft zwar traditionsreich und international konkurrenzfähig, die Infrastruktur jedoch in vielen Orten marode: Theaterbauten in Augsburg und Würzburg werden gerade aufgefrischt, die ursprünglichen Zeit- und Kostenrahmen nicht eingehalten. In Coburg, Landshut und Eggenfelden warten Theater auf die Wiederherstellung ihrer Stammquartiere, nicht nur an der Oper in Nürnberg. Viel zu tun, so dass die vergleichsweise "reiche" Landeshauptstadt in den kommenden Jahren wohl kaum mit zusätzlichem Glanz und nennenswerten Extra-Mitteln aus dem Staatshaushalt rechnen darf: "Notwendige Kulturbaumaßnahmen werden wir priorisieren. Dabei gilt der Grundsatz: Wir investieren in der Fläche und mit Fokus."

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