Mutter und Tochter lesen ein Buch
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Herbstzeit ist Lesezeit, auch für die Kleinen

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Herbstzeit, Lesezeit: Unsere drei Kinderbuch-Favoriten

Zum Vorlesen, gemeinsamen Lesen und Selbstlesen: drei neue Bücher empfehlen wir besonders: Die herrliche Geschichte von Kaya aus ihrem Alltag, eine magische Freundschaftsgeschichte mit einer Meerjungfrau und eine über unsere unfaire Welt.

Über dieses Thema berichtet: Die Kultur am .

Ob sie nun neuerdings in die Kita gehen, oder in den Kindergarten oder die Schule: Kinder lieben nicht nur gute Geschichten, sondern auch das gemeinsame Ritual des Lesens. Das verschafft den Kleinen Sicherheit und Geborgenheit. Für die länger werdenden Abende empfiehlt Lili Ruge aus den vielen Neuerscheinungen hier drei Bücher für verschiedene Altersstufen besonders.

"Kaya weiß, was sie will". Geschichten zum Vorlesen

Kaya ist wütend. Oma hat ihr zum Abendessen ein gekochtes Ei gemacht. Sie will aber ein Spiegelei. Doch Oma zeigt ihr den leeren Eierkarton. Keine Chance. "Spiegelei?", ruft da Miri aus ihrem Zimmer und kommt in die Küche. "Aber das ist doch überhaupt kein Problem!" Kaya schnieft. Miri stellt den Spiegel auf den Tisch. Dann stellt sie den Eierbecher mit dem gekochten Ei vor den Spiegel. "Bitte sehr!" sagt Miri. "Spiegelei."

Es sind Geschichten aus dem Alltag kleiner Kinder, die die Berliner Autorin Heike Brandt liebevoll aufgeschrieben hat. Denn für Zweijährige, die gerade ihren eigenen Willen entdecken, stecken schon ein Kitabesuch oder ein Ausflug in den Park voller spannender Ereignisse. Mit seiner kindgerecht langsamen Erzählweise erinnert "Kaya weiß, was sie will" ein bisschen an den Klassiker "Bobo Siebenschläfer", ist aber viel moderner: Kaya unternimmt zum Beispiel auch mal alleine etwas mit ihrem Vater und sie hat zwei Omas, die zusammenleben.

Collagenartig Illustriert von Giulia Orecchia bietet das Buch fürs erste Vorlesen viele schöne Bilder zum Angucken. Und nebenbei kommt man gut ins Gespräch über die kleinen großen Dinge, die die eigenen Kinder gerade so beschäftigen.

Heike Brandt: "Kaya weiß, was sie will" ist im Moritz Verlag erschienen.

Mia und die kleine Meerjungfrau. Eine magische Freundschaft

Mia wohnt in einem kleinen Küstenort. Jeden Tag geht sie zum Schwimmen ins Meer, denn ihre beste Freundin ist eine Meerjungfrau. Die beiden sind aufgeregt, bald darf das Meerjungfrauen-Mädchen Molly für eine Nacht hinauf zu den Menschen.

Nachdem die ihre Seegras-Nudeln aufgegessen hatte, wollte Molly unbedingt mehr über die magische Mondnacht wissen. "Bevor der letzte Mondschein die Wasseroberfläche verlässt, musst du unbedingt zurück zu Hause sein, mein kleiner Funkel-Fisch", warnte ihre Mama. "Sonst trocknen deine Schuppen aus, und die Magie wird für immer aus unserer Bucht verschwinden." Molly schluckte. Dann nickte sie.

Wenn Meerjungfrauen an Land gehen, kann es brenzlig werden. Das wissen wir spätestens seit Hans Christian Andersen. Auch in "Mia und die kleine Meerjungfrau" steht das Meerjungfrau-Mädchen irgendwann vor der Entscheidung, ihre Magie aufzugeben, um ihre Freundin zu retten. Zum Glück hat sie von ihrer Mutter ein paar nützliche Tricks gelernt.

Die britische Illustratorin Briony May Smith schreibt die Geschichte einer innigen Freundschaft. Ihre detailreichen Bilder, die besonders das atmosphärische Spiel von Licht und Schatten perfekt einfangen, machen das Lese-Abenteuer besonders intensiv. Obwohl es ab vier Jahren empfohlen ist, haben auch größere Kinder ihren Spaß an dem Buch.

Briony May Smith: "Mia und die kleine Meerjungfrau. Eine magische Freundschaft" ist bei Thielemann-Esslinger erschienen.

Yuval Noah Harari – Warum die Welt nicht fair ist

Warum sind manche Menschen so reich, dass sie Raketen ins All schießen können, während andere hungern? Dass es in der Welt manchmal ganz schön unfair zugeht, bleibt Kindern mit ihrem oft ausgeprägten Gerechtigkeitssinn nicht verborgen. Der israelische Historiker und renommierte Sachbuchautor Yuval Noah Harari unternimmt in seinem Buch eine Reise durch die Geschichte der Menschheit, um Kinderfragen nach Fairness zu beantworten.

Wenn du Fotos der beeindruckenden Pyramiden siehst oder Geschichten über berühmte Pharaonen wie Tutanchamun liest, dann vergiss nicht: Die allermeisten Ägypter waren keine Pharaonen, sondern kleine Bauern. Das, was sie produzierten, ernährte die Könige, die Soldaten, die Priester. Deshalb ist es ein bisschen unfair, dass die meisten Geschichtsbücher die Könige, Soldaten und Priester so in den Mittelpunkt stellen.

Wer schreibt Geschichte, und was hat das mit Macht zu tun? Und wie hängt die Entstehung von Ungerechtigkeit mit der Sesshaftwerdung der Menschen zusammen? "Warum die Welt nicht fair ist" von Yuval Noah Harari ist ein fundiert, aber lebendig und auf Augenhöhe geschriebenes Buch. Mit vielen bunten Illustrationen. Für Kinder ab acht, die Spaß daran haben, die Welt und ihre Zusammenhänge zu begreifen. Und auch als Erwachsener kann man beim Vorlesen noch etwas dazulernen.

Yuval Noah Harari: "Warum die Welt nicht fair ist" ist bei dtv erschienen.

Dieser Artikel ist erstmals am 03. Oktober auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.

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