Verfolgt man das Bild der Hexe über die Jahrhunderte, wird deutlich, dass sich unterschiedliche Vorstellungen von Weiblichkeit verdichten.
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Verfolgt man das Bild der Hexe über die Jahrhunderte, wird deutlich, dass sich unterschiedliche Vorstellungen von Weiblichkeit verdichten.

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Hexen: Zwischen Unterdrückung und weiblicher Selbstbehauptung

Hässliche Alte oder junge Verführerin - das Bild der Hexe zeichnet über die Jahrhunderte unterschiedliche Vorstellungen von Weiblichkeit. Welche Formen das annahm und was dahintersteckt, zeigt eine Ausstellung im Würzburger Kulturspeicher.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Ausstellung "Hexen – über Körper, Macht und Wissen" im Würzburger Kulturspeicher zeigt Abbildungen, Traktate, Zeichnungen, Fotos und Gemälde davon, wie sich die Menschen über die Jahrhunderte Hexen vorgestellt haben – und will der Frage nachgehen, wie dieses Bild die Hexenverfolgungen in der historischen Realität beeinflusst haben könnte. Mit den Hexenverfolgungen wurden in Europa tausende Unschuldige gefoltert und grausam ermordet, auch in Würzburg sind Quellen zufolge rund 800 Menschen verfolgt und hingerichtet worden.

Hässliche Alte oder verführerische Femme fatale

In der Kunst ist die Hexe schon seit dem Mittelalter ein beliebtes, aber sehr diverses Motiv gewesen. Seit dem 15. Jahrhundert bis heute wurden anhand dieses Themas verschiedene Bilder von Weiblichkeit geprägt: die hässliche Alte oder die junge, verführerische Femme fatale. Die Ausstellung will sowohl diese männliche Perspektive auf das Thema zeigen als auch eine weibliche, positiv besetzte Sicht gegenüberstellen, die sich feministische Künstlerinnen ab den 1970er Jahren als Zeichen einer Selbstermächtigung angeeignet haben.

Symbol für Unterdrückung und Selbstbehauptung

"Die Hexe ist eine richtige Symbolfigur für dieses Empowerment, dafür, dass Frauen ihre spezifisch weiblichen Kräfte entfalten, die natürlich auch mit ihrer Sexualität zu tun haben, aber auch mit einer besonderen Spiritualität, einer Verbindung zur Natur", sagt Kuratorin Henrike Holsing. So entstehe ein vielfältiges Bild, das von Grausamkeit und Unterdrückung erzählt, von Verderbtheit und Verführung, von Körperlichkeit und Spiritualität, und gleichzeitig von weiblicher Selbstbehauptung und davon, Konventionen zu sprengen, heißt es im Programm.

Würzburg als ein Zentrum der Hexenverfolgung

Der Faszination von "Hexen" steht die brutale historische Realität gegenüber: Tausende Unschuldige mussten sterben. Obwohl Würzburg im 17. Jahrhundert ein Zentrum der Verfolgung war, war dieses Kapitel der Stadtgeschichte im öffentlichen Bewusstsein bislang kaum präsent. Doch seit vorigem Jahr gibt es Planungen zu einem Hexendenkmal in der Stadt.

"Die Ausstellung soll zusätzlich die Diskussion anregen, Fragen stellen nach den Ursprüngen und Mechanismen von Stigmatisierung und gesellschaftlicher Ausgrenzung und nach dem sich in der Figur der Hexe manifestierenden Frauenbild von der frühen Neuzeit bis heute", heißt es im Programm. Historischen Darstellungen stehen dabei Annäherungen von zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern gegenüber und zeigen die Relevanz des Themas für die Gegenwart, in der mit Hermine Granger aus "Harry Potter" und der gehörten Fee "Maleficent" in der Popkultur ein kraftvolles, positives Bild von Hexen gezeichnet wird.

Die Ausstellung im Würzburger Museum im Kulturspeicher "Hexen! Über Körper, Wissen und Macht" ist vom 7. Oktober 2023 bis zum 14. Januar 2024 zu sehen.

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