Viel Kritik am Papst
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Archivbild: 06.03.2024, Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus kommt zu seiner wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz.

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Vatikan rudert nach Papst-Empfehlungen an Ukraine zurück

"Weiße Fahne": Äußerungen des Papstes zum Krieg in der Ukraine haben international für Empörung gesorgt. Nun rudert der Vatikan zurück. Konsequenzen gibt es auch auf diplomatischer Ebene – Kiew bestellte den päpstlichen Nuntius ein.

Über dieses Thema berichtet: BAYERN 3-Nachrichten am .

Der Vatikan rudert nach der umstrittenen Äußerung von Papst Franziskus zurück, die Ukraine solle die weiße Fahne hissen und mit Russland verhandeln. Die erste Bedingung für Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine sei, dass Russland seine Aggression einstelle, sagte der Papst-Stellvertreter Kardinal Pietro Parolin in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit "Corriere della Sera" (externer Link). Der Vatikan dränge auf einen Waffenstillstand und "zuallererst sollten die Aggressoren den Beschuss einstellen", sagte der Kardinal.

Vatikan besorgt über mögliche Ausweitung des Ukraine-Kriegs

Auf die Frage, warum sich Franziskus nur an die ukrainische Seite gewandt habe, entgegnete der Kardinal, das sei dem Kontext der Fragestellung geschuldet gewesen. Es sei überdies "offensichtlich", dass Frieden nur durch beide Kriegsparteien geschaffen werden könne.

Darüber hinaus erklärte Parolin, der Vatikan sei aktuell besorgt, dass der Ukraine-Krieg sich ausweiten und noch mehr Tod und Zerstörung bringen könne. Zudem sei das Risiko einer atomaren Eskalation vorhanden. Auch deshalb dringe der Heilige Stuhl auf eine Verhandlungslösung.

Ukrainisches Außenministerium bestellt päpstlichen Nuntius ein

In den vergangenen Tagen hatte es harsche Kritik an den Papst-Äußerungen gegeben. Wie das ukrainische Außenministerium am Montagabend mitteilte, wurde der Papstbotschafter in Kiew, Erzbischof Visvaldas Kulbokas, eigens zu einem Gespräch einbestellt. Der päpstliche Nuntius sei darüber informiert worden, dass die Ukraine von den Worten des Papstes "enttäuscht" sei.

Das Kirchenoberhaupt hätte seine Stimme nutzen sollen, um sich für einen "Sieg des Guten über das Böse" einzusetzen, heißt es in der Erklärung des Ministeriums. Zudem möge sich Franziskus mit seinen Appellen besser an den Angreifer Russland richten – "und nicht an das Opfer".

Scholz: "Nicht einverstanden mit der zitierten Position"

Bundeskanzler Scholz (SPD), aber auch zahlreiche andere Politiker, ließen ihr Unverständnis erkennen. "Die Ukraine hat das Recht, sich zu verteidigen und die Ukraine kann sich darauf verlassen, dass wir sie dabei unterstützen", sagte der Kanzler. "Deshalb bin ich natürlich nicht einverstanden mit der zitierten Position."

Der Papst hatte der Ukraine empfohlen, den Mut zu haben, eine "weiße Fahne" zu hissen und ein Ende des Krieges mit Russland auszuhandeln. "Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln", hatte das Oberhaupt der Katholischen Kirche gesagt.

Mit Informationen von Reuters, KNA und dpa

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Scholz kritisiert Papst-Äußerung
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Bundeskanzler Scholz: "Natürlich nicht einverstanden mit der zitierten Position."

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