Busbahnhof am Roßmarkt in Schweinfurt
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Schweinfurt ist bundesweiter Vorreiter für neues Ticketsystem

Amsterdam, Kopenhagen, Schweinfurt: Spätestens ab Ende dieses Jahres kann die Industriestadt am Main in Sachen ÖPNV in einem Atemzug mit europäischen Metropolen genannt werden. Grund ist eine radikale Umstellung im Ticketsystem.

Über dieses Thema berichtet: Regionalnachrichten aus Mainfranken am .

Ab Dezember 2024 kann in Schweinfurter Stadtbussen kein analoges Ticket mehr gelöst werden. Beim Einsteigen in den Bus muss dann ein NFC-fähiges Gerät, wie ein Smartphone oder auch eine Bankkarte, an eine entsprechende Vorrichtung gehalten werden, genauso beim Aussteigen. NFC ist die Abkürzung für Near Field Communication, übersetzt: Nahfeldkommunikation.

Schweinfurt: Bald nur noch digitale Tickets im ÖPNV

Das Ticket in Papierform fällt dann komplett weg. Die Neuerung gaben der Geschäftsführer der Stadtwerke Schweinfurt GmbH, Thomas Kästner, und der Bereichsleiter Personenverkehr und Fahrzeugtechnik, Mirko Hrnjak, am Donnerstag bekannt.

Das Ticketsystem errechnet dann automatisch den besten Tarif für die Fahrt und bucht den Betrag vom Konto ab. Fahrgäste sollen ohne Tarifsuche in Apps oder an Ticketautomaten möglichst barrierefrei den öffentlichen Nahverkehr in der Stadt nutzen können. Außerdem sollen die Fahrer entlastet werden, weil der Kartenverkauf und die Fahrkartenkontrolle wegfallen. Auch die Einstiegszeit verringert sich, da die Lesegeräte an allen Türen angebracht sein sollen. Wer kein NFC-Gerät besitzt, kann an Automaten eine Prepaidkarte ziehen.

Laut Stadtwerke bundesweiter Vorreiter

Bundesweit ist die Stadt Schweinfurt laut Stadtwerke-Geschäftsführer Kästner mit dieser radikalen Umstellung auf bargeldlosen Zahlungsverkehr im ÖPNV Vorreiter. Im April sollen einzelne Busse für einen Pilotbetrieb mit der Technik ausgestattet werden, bis Ende September soll sie in allen Bussen installiert sein. Ab Dezember soll das neue Check-in-Check-out-System alle anderen bisherigen Tickets vollständig ablösen. Auch die Fahrkarten, die es bislang mit Bargeld am Automaten zu kaufen gab. Die Kosten liegen dabei laut den Stadtwerken Schweinfurt im sechsstelligen Bereich.

In anderen Städten wie Hamburg und Mainz können die Bustickets für den Stadtverkehr schon länger per App bezahlt werden. Die Stadt Mainz hat das Bargeld in Bussen und Bahnen bereits Mitte 2022 abgeschafft. In Hamburg wurde zum Jahresbeginn 2024 auf bargeldloses Bezahlen umgestellt. Fahrgäste können im Bus nun entweder digital per App bezahlen oder ihre Tickets weiterhin am Automaten kaufen bzw. eine Prepaid-Karte nutzen. Wie der "Spiegel" berichtet (externer Link, möglicherweise Bezahl-Inhalt), kommt das nicht bei allen Fahrgästen gut an. Vor allem Senioren und Touristen hätten damit ihre Probleme. In Berlin wurde das Bezahlen mit Bargeld nach einer "bargeldlosen Coronaphase" wieder eingeführt.

Ausbau der Elektromobilität bis Mitte 2025

Auch die Elektromobilität wird in Schweinfurt ausgebaut. Bis Mitte 2025 planen die Stadtwerke die Hälfte der Busflotte auf Elektrofahrzeuge umzustellen. 23 neue E-Busse sind vorgesehen. Die Stadt Schweinfurt sei aus zwei Gründen sehr gut für die E-Mobilität im ÖPNV geeignet, sagt Kästner. Zum einen, weil es ein kompaktes Liniennetz ist, bei dem es keine Reichweitenprobleme gebe, und zum anderen, weil die Stadt durch die Industrie ein energieintensiver Standort sei, mit einem Kabelnetz für nötige Ladestationen.

Förderanträge an Bund und Land wurden bestätigt. 80 Prozent der Mehrkosten im Vergleich zu einem Dieselbus trägt die Förderung, das Investitionsvolumen liegt laut Kästner im zweistelligen Millionenbereich. Für die E-Busflotte ist ein neuer Betriebshof in Planung, der ebenfalls bis Mitte 2025 nutzbar sein soll.

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