Menschen halten vor einem Gebäude in Würzburg ein Plakat mit der Aufschrift "Dawonia, es reicht!".
Bildrechte: BR/Pirmin Breninek

Mieterinnen und Mieter sowie Vertreter der Initiative Wohnraum Würzburg demonstrieren gegen unzumutbare Wohnzustände.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Mieter klagen über schlimme Zustände in Würzburger Wohnungen

Überflutete Badezimmer, Fäkalien in der Wohnung, Gestank im Treppenhaus: Menschen, die in zwei Häusern in Würzburg wohnen, beklagen die "katastrophalen Zustände" dort. Das zuständige Unternehmen Dawonia sieht die Schuld auch bei anderen Mietern.

Über dieses Thema berichtet: Frankenschau aktuell am .

Die Bewohnerinnen und Bewohner, die an diesem Montagmorgen vor die Würzburger Dawonia-Geschäftsstelle gekommen sind, können viele Geschichten darüber erzählen, was ihnen in den vergangenen Monaten passiert ist. Sie zeigen Fotos von einem überfluteten Badezimmer. Als Leitungen verstopft waren, drückte Abwasser mitsamt Fäkalien in ihre Wohnungen. Die Menschen sprechen über den Gestank in einem Treppenhaus, in das Menschen mehrfach uriniert hätten. Sie berichten von schimmelnden Wänden – und insbesondere davon, dass sie sich mit ihren Nöten als Mieter alleingelassen fühlen.

"Katastrophale Zustände": Unterschriften übergeben

Mehr als 80 Unterschriften haben Mieterinnen und Mieter aus dem Würzburger Stadtteil Grombühl nun beim Wohnungsunternehmen Dawonia abgegeben. Sie fordern von ihrem Vermieter, etwas gegen die aus ihrer Sicht "katastrophalen Zuständen" zu unternehmen.

Mieter in Würzburg wollen, dass Missstände beseitigt werden

Unter anderem drängen die Betroffenen auf ein neues Abwassersystem, also neue Rohre. "Nicht, dass die ganzen Fäkalien jetzt nochmal in die Badewannen gehen", sagt Anwohnerin Smilja Sicaja. Sie habe die Befürchtung, dass es schon bald die nächste Verstopfung geben könnte. Außerdem fordern die Menschen, dass Schimmel entfernt wird. Sie wollen, dass Mängel zeitnah beseitigt werden und regelmäßige Wartungsarbeiten in den Gebäuden stattfinden. "Wir wollen einen Ansprechpartner haben, der immer erreichbar ist", sagt Sicaja.

Wohnungsunternehmen sieht Schuld auch bei anderen Mietern

Tatsächlich ist die Situation auch bei Dawonia bekannt. Dem Unternehmen mit Sitz in München gehören um die 27.000 Wohnungen, insbesondere in Süddeutschland. Dawonia bestätigt, dass die beauftragte Hausverwaltung in Würzburg zuletzt mehrfach Verstopfungen beseitigen lassen musste. Von der Gesellschaft heißt es, man sei "oft genauso machtlos und kopfschüttelnd", wie all jene Mieter, die sich "korrekt verhalten". Das Unternehmen sieht auch die Bewohner in der Verantwortung.

Dawonia: Menschen haben Windeln in der Toilette entsorgt

Nach Angaben von Dawonia wurden "in jedem einzelnen Fall in den betroffenen Leitungen Gegenstände entfernt, deren Beseitigung über das Toilettensystem ausdrücklich verboten ist". In einer ausführlichen Stellungnahme spricht das Unternehmen von Windeln, Damenbinden oder Besteck. Die Beseitigung sei mit hohem Aufwand und Kosten verbunden. Das Abwassersystem sei nach Aussage von Prüfern "in Ordnung".

Außerdem schreibt Dawonia: Ein technischer Objektbetreuer sei regelmäßig vor Ort. Weiterhin sei bekannt, dass "in Folge unzureichenden Lüftens in einer Wohnung Schimmel aufgetreten" ist. Auch das Urinieren in den Hausflur eines Gebäudes bestätigt eine Sprecherin. Man arbeite an einer Lösung.

Betroffene Mieterin denkt über Auszug nach

Betroffene wie Smilja Sicaja hoffen, dass sich schnell etwas ändert. Sie überlegt auszuziehen: "Ich kann das nicht beschreiben, das ist schrecklich." Sicaja erzählt von ihrem Sohn mit Behinderung. Es sei schwierig mit ihm eine geeignete Wohnung zu finden. Sie fürchte um seine Gesundheit. Mehrfach hätten sich Anwohnerinnen und Anwohner bereits mit ihren Anliegen an Dawonia gewandt. Erst nach ersten Medienberichten im vergangenen Jahr habe sich etwas bewegt.

Weiterer Wohnungsskandal im Würzburger Stadtteil Grombühl

Im Würzburger Stadtteil Grombühl hatte bereits ein anderes Mietshaus Schlagzeilen gemacht: Schimmel in den Wänden, viel zu wenig Platz, fehlende Fluchtwege und damit laut Gericht eine "Gefahr für Leib und Leben". Vor etwa eineinhalb Jahren hat die Stadt Würzburg die 51 Wohnungen geräumt und alle Menschen mussten ausziehen.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!