Landwirt Maximilian Büttner (rechts) und Luca Rosenheimer, Kreisvorsitzender der Grünen im Landkreis Bamberg beim Stallausmisten.
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Landwirt Maximilian Büttner (rechts) und Luca Rosenheimer, Kreisvorsitzender der Grünen im Landkreis Bamberg beim Stallausmisten.

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Gemeinsam den Stall ausmisten: Grüner trifft auf Landwirt

Die Grünen sind bei den Protesten der Landwirte zuletzt schlecht weggekommen. Ein Grüner und ein Landwirt aus Franken haben sich nun im Landkreis Bamberg erneut getroffen – zum Austausch und zum Arbeiten auf dem Hof.

Über dieses Thema berichtet: Mittags in Franken am .

Sie kennen sich von den "Bauernprotesten" in Oberfranken seit Anfang des Jahres: Landwirt Maximilian Büttner war bei den Demonstrationen häufig mit dabei und auch Luca Rosenheimer, der Kreisvorsitzende der Grünen im Landkreis Bamberg, hat sich bei den Protesten gesprächsbereit gezeigt. Oft habe er konstruktive Gespräche erlebt, manchmal sei er aber auch aufs Übelste beschimpft worden, so Rosenheimer.

Landwirt empfängt Grünen auf seinem Hof

Vor wenigen Wochen hatten beide bei einem Streitgespräch diskutiert, jetzt treffen sie sich wieder – auf dem Hof von Büttner in Stackendorf im Landkreis Bamberg. Sie wollen miteinander reden, arbeiten und sich austauschen. Büttner empfängt Rosenheimer vor seinem Pferdestall. "Ich bin froh, dem Kollegen mal zu zeigen, was es heißt zu arbeiten und was die Landwirtschaft eigentlich ist." Rosenheimer erhofft sich, "dass das heute im Gesamten dazu beiträgt, dass man für die andere Perspektive ein besseres Verständnis bekommt und sie besser nachvollziehen kann".

"Fast keiner arbeite für den Mindestlohn"

38 Pferde stehen auf der Pferdepension von Büttner. Er betreibt den Hof im Nebenerwerb, hauptberuflich ist er Feuerwehrmann. Sein Tag beginnt um 7 Uhr mit der Fütterung der Pferde. Das Futter für die Tiere baut der Landwirt selbst auf 46 Hektar Ackerfläche an. Bei der Getreideernte ist er jedes Jahr vom Wetter abhängig. Vergangenes Jahr war aufgrund des Regens die Ernte nicht gut, erzählt er. Die Verluste müsse er aus dem Ersparten auffangen. "Das muss den Grünen und Politikern auch mal klar werden. Jeder Landwirt – außer die ganz Großen – keiner von denen arbeitet für den Mindestlohn. Da könnt ihr euch sicher sein", sagt der 26-Jährige bei der Fütterung der Pferde.

"Man muss seine Arbeit richtig machen"

Beim Stall ausmisten packt der Grüne Rosenheimer mit an. Schweißperlen laufen ihm die Stirn runter. Rosenheimer kehrt schnell das alte Stroh in einen Schubkarren und bringt es nach draußen. Er strengt sich an und macht eine Pferdebox nach der anderen sauber. "Jetzt müssen wir auch mal auf Sauberkeit prüfen", sagt der Landwirt zu Rosenheimer. Büttner öffnet die Tür der ersten Pferdebox, die der Politiker sauber gemacht hat und schüttelt den Kopf. "Schau mal her, das hast du alles vergessen. Wenn so Zeug drinnen ist, dann werden die Pferde krank davon", erklärt Büttner und schabt den Boden nochmal sauber.

Denn das Ammoniak von Kot und Urin könne giftig für die Tiere sein, wenn sie beim Fressen mit der Nase drankämen. "Da habe ich wohl die Ecken vergessen", lächelt Rosenheimer. Er muss also nochmal ran. Büttner hilft ihm dabei, kann sich aber eine spitze Bemerkung nicht verkneifen: "Das ist wie in der Politik. Wenn man nichts kann, dann darf man nicht regieren. Deshalb muss man seine Arbeit richtig machen."

Konstruktiver Austausch bei der Arbeit im Stall

Trotz der Sticheleien tauschen sich die beiden bei der Arbeit im Stall konstruktiv aus. Der Landwirt erzählt dem Grünen von der fehlenden Wertschätzung für seinen Beruf und von den fehlenden Fachkräften. Er fände kaum Leute, die für 14 Euro die Stunden arbeiten wollten, so Büttner. Der Grüne Rosenheimer meint, dass die Arbeit der Landwirte in der Gesellschaft wieder mehr wertgeschätzt werden müsse und dementsprechend auch Leute motiviert werden müssten, wieder in solche Berufe zu gehen. Denn "wenn diese Arbeit hier nicht mehr gemacht wird, dann haben wir ein Problem", so der Kreisvorsitzende der Grünen. Auch bei lokalen Ideen ticken die beiden ähnlich: Nahwärme-Netz für die Gemeinde, mit Biogas-Anlagen oder auch regionale Vermarktung von eigenen Produkten.

Regionale Fleischvermarktung lohne sich eher selten

Um sich anzusehen, wie regionale Vermarktung funktionieren kann, besucht der Landwirt mit dem 25-jährigen Politiker einen benachbarten Hof mit Rindern. Familie Fleischmann hat einen kleinen Betrieb. Hier würden jährlich rund zehn Tiere geschlachtet und deren Fleisch direkt im Hofladen verkauft, erzählt Katharina Fleischmann. Zudem backen die Landwirte Brot, das sie ebenfalls im Hofladen anbieten. Die Kunden kämen aus der ganzen Region, erzählen die Fleischmanns und trotzdem klagen auch sie über zu wenig Wertschätzung für ihren Beruf.

Allein vom Fleischverkauf könnten sie nicht gut leben. Erst durch den Verkauf der Brote verdienten sie genug. Zu hoch seien die Kosten für das Futter der Tiere und die Erneuerung des Stalls. Erst kürzlich haben die Landwirte einen Teil des Stalls für Mutterkühe und Kälber umgebaut, da die Anbindehaltung ab 2028 verboten wird. Dafür hätten sie einen fünfstelligen Betrag investieren müssen. Einen weiteren Teil des Stalls müssen sie demnächst noch erneuern. Die Kunden seien in Bayern nicht überall bereit, mehr Geld für Fleisch auszugeben, erzählt die Landwirtin Katharina Fleischmann dem Grünen-Kreisvorsitzenden Rosenheimer. Die Menschen gäben viel Geld für Urlaub und Autos aus, aber bei der Ernährung werde immer noch gespart.

Auf Bundesebene müsse mehr passieren

Nach dem Besuch des Nachbarhofes geht es für den Grünen und den Landwirt auf die Weide, um neue Zäune zu bauen. Die beiden laden Pfähle für die Koppel auf einen Traktor und fahren damit auf eine große Wiese neben dem Pferdestall. Rosenheimer platziert den Pfahl auf einer markierten Stelle, Büttner drückt ihn mit seinem Traktor in die Erde. Diese Arbeit geht definitiv nur zu zweit. Der Landwirt und der Grüne sind als Team schnell unterwegs.

Nach rund 30 Minuten stehen die neuen Pfähle für die Koppel. Luca Rosenheimer wirkt zufrieden nach der Arbeit auf dem Hof. "Es gibt natürlich noch einiges auszudiskutieren. Aber ich denke, wir haben auch einiges, wo wir nah beieinander sind: Vor allem regionale Lösungen, sodass man Wertschöpfung vor Ort lässt." Da müsse aber auf Bundesebene etwas passieren, findet Landwirt Büttner. "Das können wir hier auch nicht ändern. Wir können zwar einer Meinung sein, aber der Hauptakt muss in Berlin passieren."

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