BayernTrend: Alles spricht für ein heißes Wahlkampf-Finale
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BayernTrend: Alles spricht für ein heißes Wahlkampf-Finale

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BayernTrend: Höhenflug der Freien Wähler, Déjà-vu für die CSU

Nach der "Flugblatt-Affäre" wächst der Zuspruch für die Freien Wähler. Die Partei gewinnt deutlich dazu und steht jetzt bei 17 Prozent. Auch die AfD kann ein leichtes Plus verzeichnen, alle anderen Parteien verlieren an Zustimmung. Die Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Die gute Nachricht zuerst: Das Interesse der Bayern an der Landtagswahl ist hoch. Drei Viertel der Menschen im Freistaat haben starkes oder sogar ein sehr starkes Interesse an der Wahl am 8. Oktober. Damit liegt das Interesse genauso hoch wie vor fünf Jahren – die Wahlbeteiligung schoss damals um über 8 Prozentpunkte nach oben. Auch dass die CSU mit ihren 36 Prozent vier Wochen vor der Wahl im BayernTrend schwächelt, war 2018 schon so.

Ein Déjà-vu! Damals kamen die Christsozialen einen Monat vor der Wahl auf 35 Prozent, zehn Tage vor dem Urnengang waren es dann sogar nur noch 33 Prozent. Am Ende landete die CSU mit Markus Söder bekanntermaßen bei 37,2 Prozent. Es kann sich also noch viel tun bis zum Wahlsonntag. Eine Umfrage ist eben immer nur eine Momentaufnahme, nicht die Prognose eines Wahlergebnisses. Auch Armin Laschet und Olaf Scholz können ein Lied davon singen.

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BR24 BayernTrend: Interesse an der Landtagswahl

Die spannendste Frage bis zum 8. Oktober lautet: Hält der Höhenflug der Freien Wähler an, oder ist der Rekordwert von 17 Prozent tatsächlich nur eine – wie Söder es nennt – "Fieberkurve aus Solidarität" mit Hubert Aiwanger nach der sogenannten Flugblatt-Affäre? Gegen diese einfache Solidarisierungsthese spricht, dass die Freien Wähler auf allen Kompetenzfeldern Zugewinne verbuchen können, wenn auch auf niedrigem Niveau. Dafür spricht, dass Hubert Aiwanger bei seinen persönlichen Beliebtheitswerten nicht zulegen kann und auf unverändert 48 Prozent Zufriedenheit kommt.

Der Anstieg in der Sonntagsfrage könnte also tatsächlich, so jedenfalls interpretieren es die Demoskopen von Infratest dimap, ein Solidarisierungseffekt bei einem Teil der CSU-Wählerschaft mit den Freien Wählern im Zuge der Flugblatt-Affäre sein. Diese Solidarisierung fällt CSU Anhängern leicht, weil die Stimme ja im bürgerlichen Lager verbleibt und Schwarz-Orange in Bayern die mit Abstand beliebteste und wohl auch realistischste Koalitions-Option ist. Ein "Soli-Votum" für die Freien Wähler bleibt damit ein Koalitions-Votum.

Wunschkoalition der Wähler bestätigt Söders Kurs

Bliebe es am 8. Oktober bei einem Rekordergebnis für die Freien Wähler, könnte Hubert Aiwanger in Koalitionsverhandlungen dem großen Partner CSU das Leben richtig schwer machen. Wahrscheinlich müsste die CSU auch ein Ministerium mehr als bisher an den kleinen Partner abgeben. War es also ein Fehler von Markus Söder, sich im Vorfeld der Landtagswahl so klar und eindeutig an die Koalition mit den Freien Wähler zu ketten?

Hier sprechen die Zahlen des BayernTrends eine klare Sprache: 51 Prozent der Bayern wünschen sich auch nach dem 8. Oktober eine Koalition aus CSU und Freien Wählern. Schwarz-Grün liegt mit 24 Prozent abgeschlagen auf dem letzten Platz der Wunschkoalitionen. Vor fünf Jahren war Schwarz-Grün noch für 44 Prozent der Wählerinnen und Wähler in Bayern die favorisierte Konstellation nach der Wahl.

Opposition: Drei Verlierer und ein Gewinner

Die Grünen verlieren erstmals seit rund fünf Jahren den zweiten Platz in der Sonntagsfrage an die Freien Wähler. Der Trend für die Partei zeigt in diesem Wahljahr kontinuierlich nach unten. Sie schaffen es nicht, sich vom Bundestrend abzukoppeln. Hinzu kommt, dass sie bei ihrem Kernthema, dem Umwelt- und Klimaschutz, nur noch einen Kompetenzwert von 32 Prozent erreichen (im Januar 2019 waren es noch 61 Prozent).

Noch dramatischer sieht es in Sachen Kompetenz bei den Liberalen aus. Nur 7 Prozent messen der Wirtschaftspartei FDP die größte Wirtschaftskompetenz im Freistaat zu. Und so schwindet mit aktuell 3 Prozent in der Sonntagsfrage langsam, aber sicher die Hoffnung auf den ersten Wiedereinzug der FDP in den bayerischen Landtag seit 1978. Geschichte scheint sich zu wiederholen – denn seitdem sind die Liberalen immer nach einer Legislatur im Parlament wieder aus dem Maximilianeum geflogen. Bayerns FDP-Chef Martin Hagen könnte sich dann in Richtung Berlin orientieren.

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BR24 BayernTrend im September 2023: Bekanntheit der Politiker

Womit wir bei den Spitzenkandidaten wären. Kein Spitzenkandidat der Opposition schafft es aktuell, die eigene Partei nach oben zu ziehen. Katharina Schulze und Ludwig Hartmann sind zwar bekannter als 2018, aber nicht beliebter. Schulze erreicht exakt die 25 Prozent Zufriedenheit mit ihrer Arbeit, die sie im September 2018 hatte. Und SPD-Spitzenkandidat Florian von Brunn liegt mit 17 Prozent satte zwölf Punkte hinter dem Beliebtheitswert, den die damalige Spitzenkandidatin Natascha Kohnen vor fünf Jahren zum selben Zeitpunkt hatte.

Auch das Thema Wohnen, auf das die bayerische SPD im Wahlkampf setzt, ist den Menschen in Bayern nicht so wichtig, wie es sich die Parteistrategen der Sozialdemokraten offenbar gedacht haben. Nur 8 Prozent nennen es als wichtigstes oder zweitwichtigstes Problem.

Zuwanderung dominierendes Topthema

Dagegen drückt die Menschen weiterhin beim Thema Zuwanderung der Schuh. Zwar gibt es kein wirklich dominierendes Topthema bei den Menschen in diesem Wahljahr, aber mit 27 Prozent nennt immerhin gut jeder Vierte die Zuwanderung als wichtigstes Problem, das die Politik nach dem 8. Oktober angehen muss.

Das nutzt der AfD, denn auf diesem Feld messen ihr 16 Prozent der Bayern die größte Kompetenz zu. Das heißt Platz zwei bei diesem Politikfeld hinter der CSU, deutlich vor den Grünen und der SPD. So erklärt sich das kleine Plus bei der AfD in diesem BayernTrend, mit dem sie erneut ihren bisherigen Spitzenwert vom Januar erreicht. Vom Höhenflug der Bundespartei ist die AfD in Bayern trotzdem weit entfernt. Die Freien Wähler scheinen hier als dämpfender Faktor zu wirken.

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BR24 BayernTrend: Wichtigste Probleme in Bayern

Rechtsruck in Bayern?

"Alle demokratischen Parteien haben jetzt verloren in dieser Umfrage, die Rechten sind gestärkt worden." So formuliert es Bayerns SPD-Chef Florian von Brunn im BR24-Interview. Damit stellt er die Freien Wähler und die AfD auf eine Stufe. Starker Tobak! Schließlich sind die Freien Wähler demokratisch tief verwurzelt im Freistaat, in der Kommunalpolitik, in den Rathäusern und Landratsämtern.

Die Freien Wähler nach diesem BayernTrend pauschal als undemokratisch und rechts abzustempeln, könnte ihnen am Ende noch mehr Prozente bescheren. Das müsste eigentlich eine Erkenntnis aus der Flugblatt-Affäre sein. Aber die Einlassung von Brunns zeigt auch: Die Nerven liegen bei einigen Politikerinnen und Politikern blank nach diesem BayernTrend. Es werden noch heiße Wochen bis zum 8. Oktober.

Im BR24Live-Video: Die Analyse zum BR24 Bayerntrend

BR24 BayernTrend im September: Sonntagsfrage
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BR24 BayernTrend im September: Sonntagsfrage

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