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"Starke Bilder", die die Identitätsentwicklung von Jugendlichen stärken

„Das Bild erzählt über mich, dass ich mich alleine fühle und ständig traurig bin.“ So die tiefe und offene Resonanz einer Schülerin im Rahmen der Jugendstudie „Starke Bilder“, durchgeführt mit dem prämierten Ausstellungsprojekt „Klang meines Körpers“. In der Studie wurde deutlich, dass sich die befragten 76 Jungen und Mädchen durch die kreative Bildsprache und die offenen und emotionalen „Outings“ auf den Plakaten direkt und unmittelbar berühren ließen. Sie erkannten sich in den kreativen Werken von Mitgliedern ihrer Peergroup wieder. Was den Betroffenen gelungen war, setzte sich in der Begegnung anderer Jugendlicher mit ihren Werken fort:  Die Betroffenen hatten mit der Erarbeitung der Ausstellung einen geistreichen Weg gefunden um mit ihren starken Gefühlen von Einsamkeit, Angst oder Unsicherheit sowie ihrer Sehnsucht nach Liebe und Freiheit umzugehen und so einen kreativen Weg aus der Essstörung zu entwickeln. Ihre Bilder sprachen ihnen aus der Seele. Und damit sprechen sie auch den Wesenskern vieler anderer Jugendlicher an, auch wenn diese nicht (oder noch nicht) den Ausweg in einer Essstörung oder einer anderen Erkrankung suchen. Den 14- bis 16-jährigen Jugendlichen war es durch die Auseinandersetzung mit den „Starken Bildern“ möglich geworden, einen Weg zu ihren eigenen inneren Gefühlslandschaften zu finden und darüber hinaus, zumindest in der anonymisierten Form der Umfrage, auch darüber zu schreiben.
Besonders häufig gaben die befragten SchülerInnen an, dass ihnen Themen wie Einsamkeit oder die Angst, nicht dazuzugehören, auch selbst bekannt sind. Bei der Frage nach eigenen Lebenswünschen und Sehnsüchten gab es eine weitere auffällige Häufung in der Sehnsucht nach Zugehörigkeit, Bindung, Geliebt werden sowie nach Gesundheit und Glück. Wichtige Eckpfeiler für ihr Wohlbefinden waren für die Jugendlichen in der Studie zudem Freundschaft, Familie und Treue. Themen wie der Wunsch nach Reichtum, Karriere, Schönheit oder Perfektion, die wir bei Jugendlichen eher vermuten,  wurden dagegen auffällig wenig benannt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die befragten Jugendlichen durch die ausdrucksstarken Collagen ihren eigenen Lebenshunger begegneten und danach in der Lage waren, deutlich zu formulieren, was sie brauchen um satt zu werden: Halt, Vertrauen, Dazugehören, Geliebt werden, Freiheit und Kreativität.

Literatur:
Lahusen, Stephanie; Hildebrand, Erny: Jugendliche offenbaren uns starke emotionale Innenwelten. Die Jugendstudie "Starke Bilder" zum Ausstellungsprojekt "Klang meines Körpers". TelevIZIon, 27/2014/1, S. 46-49.