Kondensstreifen aus Triebwerksabgasen, cirrus aviaticus, die sich hinter einem viermotorigen Flugzeug vom Typ Airbus A340 am blauen Himmel bilden; Umweltverträglich? Bericht zeigt Wege für "grünes" Fliegen
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Neuer TAB-Bericht: Suche nach nachhaltigen Strategien fürs Fliegen

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Antrieb, Auslastung, Design: Wie kann Fliegen "grüner" werden?

Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu erreichen, muss auch der Luftverkehr seine Treibhausgasemissionen stark senken. Nun zeigt ein neuer Bericht Potenziale, aber auch Grenzen verschiedener Technologien und Maßnahmen auf.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Flugreisen sind der Klima-Killer schlechthin. Die Luftfahrt trägt derzeit zwischen 3,5 und fünf Prozent zur globalen Klimaerwärmung bei und könnte bis 2050 die CO2-Emissionen um 60 Prozent gegenüber 2019 steigern. Diese Zahlen stammen aus einem aktuellen Bericht des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). Die Autoren des Berichts analysierten diverse Studien und führten Experteninterviews durch.

Die Luftfahrtbranche sucht verstärkt nach Strategien, um das Fliegen "grüner", also klimafreundlicher zu gestalten. Die Autoren des Papiers heben hier die Notwendigkeit eines Technologie- und Maßnahmenmixes samt elektrischen Antrieben, nachhaltigen Kraftstoffen, aber auch optimierten Flugrouten hervor, um so Emissionen entscheidend reduzieren zu können.

TAB-Bericht: Lösungswege für das Emissionsproblem der Luftfahrt

Der TAB-Bericht konzentriert sich auf das Potenzial von klimafreundlicheren Kraftstoffen wie Biokraftstoffen und E-Fuels sowie auf innovative Antriebstechnologien, einschließlich elektrischer und brennstoffzellenbetriebener Systeme. Diese Technologien, so der Bericht, haben das Potenzial, die Treibhausgasemissionen zu senken, wenngleich sie mit einem erheblichen Energieaufwand einhergehen. Auch nachhaltiges Flugzeugdesign fließt hier mit ein.

Des Weiteren diskutiert der Bericht Maßnahmen zur Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs, etwa durch optimierte Flugrouten und eine verbesserte Auslastung der Flugzeuge. Beides könne ebenfalls zur Senkung der Emissionen beitragen. Eine Verringerung der Flugreisen insgesamt wird ebenfalls als Option zur Emissionsminderung erwähnt. Dennoch liegt der Schwerpunkt des Berichts auf den technischen Möglichkeiten zur Reduktion der klimatischen Auswirkungen von Flugreisen.

Bis 2050 unerreichbar: Klimaneutralität im Flugverkehr

Diesen Hauptfokus kritisieren Stefan Gössling von der Linnaeus University in Schweden und Martin Cames vom Ökoinstitut Berlin. Dass die Verringerung der Flugnachfrage als zentraler Ansatz zur Emissionsminderung in dem TAB-Bericht unterbewertet wird, betonen beide. Martin Cames stellt dabei infrage, "ob technologische Lösungen ausreichen, wenn nicht zugleich das Nachfragewachstum nach Flügen verringert und langfristig die Nachfrage nach Flügen reduziert werden kann".

Zudem bemängelt Stefan Gössling, dass sich das Papier lediglich auf eine "umweltverträglichere" Luftfahrt bis 2050 fokussiere. "Warum die Luftfahrt weniger ambitiöse Klimaziele als andere Sektoren erreichen soll", bleibe unklar. Deutschland strebt nämlich eine sektorübergreifende Treibhausgasneutralität bis 2050 an. Er betont, dass ohne drastischere Maßnahmen wie die Besteuerung von Langstreckenflügen, die für den Großteil der Emissionen verantwortlich sind, das Ziel einer klimaneutralen Luftfahrt bis 2050 unerreichbar bleibe.

Technologische Innovationen: Nachhaltige Treibstoffe

Die Autoren des Berichts hingegen heben neben der Grundvoraussetzung eines Technologie- und Maßnahmenmixes besonders nachhaltige Treibstoffe als den wichtigsten Innovationsbereich für kurzfristige Maßnahmen hervor. Darunter fällt synthetisches Kerosin ("Power to Liquid", PtL), das mit Strom aus erneuerbaren Energien sowie CO2 und Wasser produziert wird und trotz hoher Kosten als treibhausgasneutrale Schlüsseltechnologie angesehen wird. Eine weitere Option sei Biokerosin, das umweltschonend aus Pflanzen, Algen oder Abfällen gewonnen wird, jedoch mit hohem Ressourcenverbrauch verbunden ist.

Beide Treibstoffe können bereits in bestehenden Flugzeugen genutzt werden. Das TAB betont jedoch, dass zur Deckung des daraus resultierenden Strombedarfs ein erheblicher Ausbau der Erneuerbaren Energien erforderlich sei.

Wegen Emissionen: Abkehr vom Fliegen?

Um den CO2-Ausstoß beim Fliegen zu verringern, kann man also an unterschiedlichen Stellen ansetzen: beim Treibstoff, beim Antrieb oder bei der Konstruktion der Flugzeugform. Die weitreichendste Methode der Vermeidung von Emissionen in der Luftfahrt ist aber, das Fliegen selbst zu vermeiden. Wie viel Luftverkehr wünschenswert ist, das ist eine Entscheidung, die auf gesellschaftlicher Ebene getroffen werden muss. Hier besteht die Notwendigkeit, nachhaltige Lösungen zu finden, die auch zukünftig internationale Mobilitätsmöglichkeiten klimafreundlich gestalten.

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