Hubert Aiwanger
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Galeria-Schließungen in Bayern: Wo Aiwanger noch Chancen sieht

Nach dem verkündeten Aus für drei Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filialen in Bayern will Wirtschaftsminister Aiwanger "für jeden Standort" kämpfen. Chancen sieht er aber nur für Augsburg, in Regensburg und Würzburg sei die Lage "sehr schwierig".

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

"Wir kämpfen natürlich für jeden Standort", sagte Aiwanger dem Bayerischen Rundfunk zu den Schließungsplänen für bayerische Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof. Konkret gehe er "davon aus, dass wir mindestens Augsburg retten können", erklärte der Minister. Er habe in der vergangenen Woche mit Bezug auf den Standort Augsburg Gespräche geführt und wolle eine "Brücke bauen, dass man sich vielleicht mit der Miete irgendwie arrangiert", er sehe hier noch "Handlungsspielraum", so Aiwanger.

Für die beiden anderen Standorte dagegen macht auch Aiwanger wenig Hoffnung: "Für Regensburg und Würzburg schaut es zugegebenermaßen sehr schwierig aus. Aber man tut, was man kann."

Hoffnung für 80 Beschäftigte in Augsburg

Somit könnte es zumindest für die rund 80 Mitarbeiter der Augsburger Filiale wieder Hoffnung geben. Die Belegschaft hatte am Samstag vergangener Woche erfahren, dass das Kaufhaus geschlossen werden soll. Für viele kam das Aus völlig überraschend.

Man sei "fassungslos", sagte eine Mitarbeiterin dem BR. Das gesamte Haus, von der Reinigungskraft bis zum Geschäftsführer, habe es "kalt erwischt". Der Augsburger Standort hatte lange als sicher gegolten, sagte die Mitarbeiterin. Die Belegschaft sei nicht beunruhigt gewesen. Jetzt hoffe sie, "dass der Retter auf dem weißen Pferd kommt – und die Filiale doch noch gerettet wird".

Warnungen vor Leerstand in der Augsburger Innenstadt

Verärgert zeigte sich auch Augsburgs Oberbürgermeisterin Eva Weber. Sie wolle sich dafür einsetzen, dass die Filiale in Augsburg bleibt. "Denn die Innenstadt braucht große Anker-Geschäfte, von denen die kleineren Inhabergeführten Geschäfte profitieren können, und da ist Karstadt ein wichtiger Player. Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen", sagt Weber. Sie sei davon überzeugt, dass Warenhäuser Potenzial haben, dafür brauche es Zukunftsstrategien.

Auch die Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Augsburg-Stadt, Ellen Dinges-Dierig, betont, dass an einem zentralen Ort wie der Augsburger Innenstadt nicht auf einen "Frequenzmagneten" verzichtet werden könne – auch wenn Kaufhäuser in ganz Deutschland in den vergangenen Jahren unter anderem wegen des Internet-Handels an Boden verloren hätten.

"Eine Schließung der vorletzten in Bayerisch-Schwaben verbliebenen Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale oder gar ein länger dauernder Leerstand wären ein negatives Signal für die Augsburger Innenstadt. Durch eine Absicherung der bestehenden Nutzung oder einer schnell zu findenden adäquaten Nachnutzung wird verhindert, dass die vielen positiven Impulse und Aktivitäten des innerstädtischen Gewerbes, der Stadt und des Stadtmarketings zur Revitalisierung der Innenstadt ins Leere laufen", sagt Dinges-Dierig.

Kaufhof-Schließung: "Nicht der Untergang der Handelswelt in Würzburg"

In Würzburg dagegen war bereits seit Längerem über ein mögliches Aus für den Kaufhof spekuliert worden – und bei diesem Aus dürfte es Aiwanger zufolge wohl auch bleiben. Volker Wedde, unterfränkischer Bezirksgeschäftsführer im Handelsverband Bayern, sagte, für ihn sei die Nachricht von der Schließung zum 31. August 2024 trotz aller Gerüchte "überraschend" gekommen. Nach Einschätzung von Experten gilt Würzburg tatsächlich als umsatzstarker Standort in zentraler Lage. Noch Anfang vergangener Woche hatte der Leiter der Würzburger Filiale, André Tworowski, Spekulationen von sich gewiesen. "Wir sind ein erfolgreiches Haus, die Kennzahlen passen", sagte er.

Tworowski bittet nun um Verständnis dafür, dass er sich vorerst nicht mehr zu der Schließung äußern möchte. Am Wochenende hieß es, bei der Bewertung der Standorte habe "insbesondere auch die Miethöhe eine zentrale Rolle" gespielt. Ziel des Insolvenzverwalters soll eine Miethöhe von sieben bis elf Prozent des Filial-Umsatzes gewesen sein. Würzburg liegt demnach über dieser Marke.

Volker Wedde vom Handelsverband scheint trotzdem noch Hoffnung zu haben, dass das drohende Ende abgewendet werden könne. Ähnliche Hoffnungen äußert Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins "Würzburg macht Spaß". An anderen Standorten sei bei vergangenen Schließungswellen Ähnliches gelungen. Weier hatte sich eine Schließung des Würzburger Kaufhofs lange Zeit nicht vorstellen können: "Es ist schlimm. Es ist eine Breitseite. Gleichzeitig ist es meiner Meinung nach nicht der Untergang der Handelswelt in Würzburg."

Stadt Regensburg: Schließung "bedauerlich"

Um Fassung ist man offenbar auch in Regensburg bemüht. Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) bezeichnete die geplante Schließung der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Filiale am Regensburger Neupfarrplatz, die noch im Herbst umgebaut worden war, als "bedauerlich". Sie sei "für den Einzelhandelsstandort Altstadt bitter. Doch noch bitterer ist die Entscheidung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach der zuletzt gelungenen Rettung im Sommer 2023", wird Maltz-Schwarzfischer in einer Pressemitteilung zitiert.

Die Stadt habe sich stets für beide Standorte eingesetzt und alles getan, um beide Filialen zu erhalten. Man stehe weiterhin in Kontakt mit dem Sprecher der Eigentümer der Immobile. "Der Standort ist und bleibt äußerst attraktiv", so die Oberbürgermeisterin. Die Stadt werde sich darum bemühen, dass für diesen "wichtigen Ort im Herzen der Altstadt ein nachhaltiges Gesamtkonzept entwickelt wird". Dass die Filiale im Donaueinkaufszentrum erhalten bleibt, sei ein gutes Zeichen für Regensburg.

Galeria-Insolvenzverwalter reicht Plan zur Sanierung ein

Galeria Karstadt Kaufhof hat unterdessen einen Insolvenzplan beim zuständigen Amtsgericht Essen vorgelegt. "Die wirtschaftlichen Perspektiven von Galeria sind gut. Ich habe da keine Zweifel", sagte Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Das Risiko einer erneuten Insolvenz des Konzerns in naher Zukunft schätzt er gering ein, "im Rahmen des allgemeinen wirtschaftlichen Risikos".

Das Amtsgericht wird nun prüfen, ob der von Denkhaus erstellte Insolvenzplan den rechtlichen Voraussetzungen entspricht. Darin muss der Jurist aufzeigen, wie die Warenhauskette saniert und künftig wieder rentabel betrieben werden kann. Zuletzt war bekannt geworden, dass bundesweit 16 der 92 Filialen Ende August schließen müssen. 

Mit Informationen von DPA und AFP

Im Video: Für den Standort Augsburg gibt es wieder Hoffnung

Karstadt-Filiale in der Innenstadt von Augsburg
Bildrechte: pa/dpa/Wolfgang Filser
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Die Karstadt-Filiale in der Innenstadt von Augsburg

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