Nico Lange, Sicherheits- und Verteidigungsexperte, ordnet im BR24-Interview die aktuelle Lage in der Ukraine ein.
Bildrechte: Bayerischer Rundfunk 2024

Nico Lange, Sicherheits- und Verteidigungsexperte, ordnet im BR24-Interview die aktuelle Lage in der Ukraine ein.

Per Mail sharen
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Militärexperte Nico Lange: Ukraine braucht mehr Unterstützung

Seit Freitag greift Russland verstärkt die Region um Charkiw an. Die ukrainische Armee steht massiv unter Druck. Nico Lange, Sicherheits- und Verteidigungsexperte, ordnet im BR24-Interview die aktuelle Lage in der Ukraine ein.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im BR Fernsehen am .

Der Sicherheits- und Verteidigungsexperte, Nico Lange, hat den Angriff Russlands auf die ukrainische Region Charkiw als eine "Vertreibungskampagne" bezeichnet. Lange sagte bei BR24, es gehe Russland nicht darum, die Millionenstadt Charkiw zu stürmen. Das Ziel sei vielmehr, die Menschen aus der Stadt zu vertreiben, weitere Flüchtlinge zu produzieren und die Lage zu destabilisieren. Zudem ziehe der Angriff in Charkiw ukrainische Kräfte ab, die etwa am Donbass zur Verteidigung fehlten.

Lange: Russen haben kein leichtes Spiel

Die Vorstellung, dass Russland die Ukraine leicht einnehmen könne, sei ein falscher Mythos, so Lange. Russland sei bereits 2022 bei der ersten großen Invasion an Städten wie Charkiw gescheitert. Jetzt gehe es darum, die Städte zu terrorisieren, um möglicherweise bei einem nächsten großen Angriff in einigen Jahren leichteres Spiel zu haben. "Russland wendet im Grunde bei Charkiw jetzt Taktiken an, die wir aus Syrien kennen, und da hat es ja furchtbare Zerstörungen und viele Flüchtlinge gegeben." Die Ukraine sei in der Lage, den russischen Angriffen standzuhalten, so der Sicherheitsexperte. Die Russen erlebten auch jetzt bei Charkiw große Verluste. Allerdings brauche die Ukraine mehr Unterstützung. "Diese tröpfchenweise Hilfe, die immer zu langsam kommt, immer zu spät kommt, die verlängert den Krieg und verlängert das Leiden der Ukrainer. Eine schnellere Hilfe würde der Ukraine helfen, sich schneller durchzusetzen."

Verzögerungen bei Militärhilfe aus dem Westen kostet Ukraine Zeit

Sechs Monate seien bereits verloren gegangen dadurch, dass in den USA die innenpolitische Debatte die Hilfen blockiert habe. Das betreffe vor allem Munition für die Artillerie, bestimmte Waffentypen, aber etwa auch Ersatzteile für Kampfpanzer und Schützenpanzer. Aber auch aus Europa komme die Hilfe immer nur mit Verzögerung. "Besser wäre gewesen, zu den 61 Milliarden Dollar der Amerikaner jetzt 61 Milliarden Euro der Europäer dazu zu tun, damit die Ukraine wirklich so ausgestattet ist, dass sie sich militärisch durchsetzen kann." Sollten die Hilfen eintreffen, vor allem die Artillerie-Munition, dann werde Russland es schwerer haben, in der Ukraine vorzudringen, so Lange im BR24-Interview.

Im Video: Russische Angriffe auf Charkiw

Panzer steht hinter niedrigem Gebüsch
Bildrechte: BR
Artikel mit Video-InhaltenVideobeitrag

Die ukrainische Armee steht in der Region um Charkiw massiv unter Druck.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!