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Die Reise der Sonne durch die Sternbilder Warum die Sternbilder scheinbar wandern

"Die Sonne tritt am 18. April ins Sternbild Widder." Was macht sie da? Warum heißt es, dass die Sonne in einem bestimmten Sternbild steht? Wieso bewegt sie sich durch die Sternbilder?

Stand: 17.10.2022

Sonne am Himmel, umringt von Sternbildern (Symbolbilder): Kennt man aus Horoskopen: "Die Sonne steht im Sternzeichen Widder". Tatsächlich wandert die Sonne aus Sicht der Erde durch die Sternbilder. Wir sehen das allerdings nicht, weil die Sonne ja alle Sterne überblendet. Aber warum bewegt sich die Sonne durch die Sternbilder? Erklären wir euch. | Bild: colourbox.com / Collage: BR

Unsere Sonne ist so hell, dass wir die Sterne hinter ihr nicht sehen. Sonst könnten wir beobachten, wie die Sonne kontinuierlich ostwärts über den Sternenhimmel wandert: Tag für Tag steht sie ein Stück weiter links, bezogen auf die Sternbilder um sie. Man könnte auch sagen, der Sternenhimmel rückt hinter der Sonne immer weiter nach rechts, wie eine Tapetenwand. Jeden Monat steht die Sonne dadurch in (eigentlich: vor) einem anderen Sternbild.

Wie im Karussell

Reise der Sonne durch die Sternbilder

Ihre Wanderung durch die Sternbilder ist nur eine scheinbare, hervorgerufen durch die Bewegung der Erde. Denn die Sonne hat - blickt man von außen auf die Milchstraße - natürlich ihren festen Platz zwischen den anderen Sternen (zumindest was die kosmisch kurzen Zeitspannen angeht, die uns Sterngucker betreffen). Aber da die Erde die Sonne umkreist, ändert sich aus unserer Perspektive die relative Position der Sonne zu den Sternen ständig.

Jeden Tag bewegt sich die Erde um etwa ein Grad gegen den Uhrzeigersinn um die Sonne, bis sie nach 365 Tagen einen vollen Kreis beschrieben hat. So rückt aus unserem Blickwinkel die Sonne jeden Tag um etwa ein Grad nach links, ostwärts, durch den Sternenhimmel. An unserem gegenüberliegenden Nachthimmel dagegen wandern die Sterne im Lauf des Jahres nach Westen.

Reise durch den Tierkreis

Im Verlauf eines Jahres scheint sich die Sonne so einmal durch alle Sternbilder zu bewegen, die entlang der Ekliptik liegen. Diese Sternbilder sind uns sehr vertraut: Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage und Skorpion liegen auf dem Weg der Sonne. Auch wenn sie nicht alle Tiere darstellen, nennt man diese zwölf Sternbilder auch die Tierkreisbilder und die Ekliptik auch den Tierkreis (Zodiak oder Zodiakus, griech.: Zodiakos). Das Sternbild Schlangenträger, durch das die Sonne im November reist, wird nicht zu den Tierkreisbildern gezählt, obwohl es auch auf der Ekliptik liegt. Die Sonne wandert mal über einen Monat, mal nur wenige Tage durch ein Sternbild. Das hängt davon ab, wie die Grenzen der Sternbilder einst festgelegt wurden. So ist der Skorpion an der Stelle, wo die Sonne ihn durchwandert, einfach sehr schmal.

Wann die Sonne in welches Sternbild wechselt
DatumSternbildDatumSternbild
20.1.Steinbock20.7.Krebs
16.2.Wassermann11.8.Löwe
12.3.Fische17.9.Jungfrau
18.4.Widder31.10.Waage
14.5.Stier23.11.Skorpion
21.6.Zwillinge30.11.Schlangenträger
 18.12.Schütze

Sternbilder und Sternzeichen

Interessiert ihr euch für Horoskope, werden euch die Daten in der Tabelle merkwürdig vorkommen. Denn mit dem Sternzeichen Widder etwa seid ihr zwischen dem 21. März und dem 20. April geboren - da steht die Sonne erst im Sternbild Fische. Des Rätsels Lösung ist ganz einfach: Sternbild und Sternzeichen sind zwei völlig unterschiedliche Dinge! Das Sternbild ist das tatsächlich aus den dazugehörigen Sternen am Himmel gebildete Bild - die astronomische Bezeichnung für eine bestimmte Sternengruppe. Das Sternzeichen dagegen ist ein Begriff der Astrologie und bezeichnet einen bestimmten Zeitraum. In der Antike, als die Tierkreisbilder ihre Namen erhielten, stimmte die Position der Sonne zu diesem Zeitpunkt noch mit tatsächlichen Sternbildern überein, die Sonne wanderte tatsächlich vom 21. März bis zum 20. April durch das Sternbild Widder.

Wo die Sternbilder herkommen

Sogar das heimliche 13. Tierkreisbild ist uralt: Manche unserer Sternbilder sind seit 4.000 Jahren bekannt, andere wie der Schlangenträger stammen aus der Antike.

Taumelnde Erde

In den vergangenen 2.000 Jahren hat sich die relative Position der Sonne zu den Sternen um rund 30 Grad verschoben. Ursache dafür ist die so genannte Präzession der Erdachse: eine Taumelbewegung, die durch die Anziehungskräfte von Mond und Sonne hervorgerufen wird. Dadurch bleibt die Erde pro Jahr um 0,0139 Grad auf ihrer Bahn um die Sonne zurück. In zwei Jahrtausenden ergibt das ein Zwölftel des Jahreskreises - oder etwa ein Sternbild. Damit wandern auch die Sonnenwendpunkte Jahr für Jahr: Der so genannte Widderpunkt etwa, an dem die Sonne den Himmelsäquator überschreitet und das Frühjahr beginnt, liegt heute nicht mehr im Sternbild Widder, sondern im Sternbild Fische.

Wie aber orientieren wir uns am Himmel, und wie lässt sich beschreiben, wo ein Stern zu finden ist? Hier findet ihr Orientierung auf der Himmelskugel.


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