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TELEVIZION 36/2023/2

MEDIENKOMPETENZ VON ELTERN


EDITORIAL
»Bei Medienkompetenz denke ich zuerst an meine Eltern und Schwieger-eltern«, berichtet die Mutter eines 4-jährigen Mädchens, »wir sind ja mit Computern groß geworden.«
Die Generation, die heute als Eltern Verantwortung für Kinder trägt, ist in einer Medienwelt aufgewachsen, die sich grundlegend von der der vorherigen Generationen unterscheidet. Die Generation X (geboren zwischen 1965 und 1979) ist bereits mit dem Computer aufgewachsen, für die Generation Y (geboren zwischen 1980 und den späten 90er-Jahren) gehörte das Internet bereits zum Alltag und sie hat sich soziale Netzwerke und Messengerdienste im Laufe der Jugendjahre erobert. Für die Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012) waren Smartphone und soziale Medien von Anfang an ein selbstverständlicher Teil des Alltags und ihnen wird eine intuitive Kompetenz beim Umgang mit Internet, Smartphone, Tablet & Co. nachgesagt.
Doch es ist eine Sache, die eigene Lebenswelt und Identitätskonstruktion per Social Media zu gestalten. Etwas anderes ist es, als Eltern für die Entwicklung von Kindern verantwortlich zu sein. Denn, egal ob Eltern im Hinblick auf digitale Medien zum Typus der »Unterstützenden«, »Verunsicherten«, »Flexiblen« oder zu den »Anspruchsvollen« oder »Zwiegespaltenen« gehören, ihre Haltung spiegelt sich in ihren praktizierten Medienerziehungsstrategien wider (Pfaff-Rüdiger & Eggert). Auch wenn sie es nicht beabsichtigen, werden Eltern zu Vorbildern hinsichtlich der Mediennutzung ihrer Kinder (vom Orde).
Studien zeigen auch, dass eine intensive Handynutzung von Eltern während der Betreuung ihrer Kleinkinder zu hohem Stress bei den Kindern führen kann (Hantinger). Gleichzeitig ist die Handynutzung für die Eltern oft ein Weg, soziale Kontakte aufrechtzuerhalten (Becker-Stoll).
Das Smartphone ist im Alltag von Eltern und Kindern angekommen. Im Alltag mit Kleinkindern ist dabei ein besonderer Balanceakt nötig, wenn Handy oder Tablet zur Unterstützung, zum Beispiel beim Zähneputzen, eingesetzt werden. Eine Folge von Shaun das Schaf auf dem Handy hilft bei vielen, eher unangenehmen Tätigkeiten – das Handy ist damit aber auch als Medium im Alltag eingeführt (Holler).
Bei all der Normalität, die sich bei der Mediennutzung im Alltag von Eltern und Kindern eingestellt hat, ist das Bild von Müttern von dem, was Medienkompetenz heißt, nach wie vor von »Reflektieren, Begrenzen und Sperren« bestimmt, wobei kreative und problemlösende Facetten der Medienkompetenz nicht gesehen werden. Hinsichtlich dieser medienkritischen Haltung sind sie den Generationen vor ihnen erstaunlich ähnlich. Dabei sehen sie es als Aufgabe von Eltern, u. a. die Medienlandschaft zu überblicken und kompetent zu bewerten (Götz & Mendel). Eltern verlangen von sich eine Kompetenz, über die schon ihre Eltern und Großeltern nur sehr bedingt verfügten. In der sich rasant entwickelnden Medienlandschaft und mit dem fast unüberschaubaren Angebot an Bewegtbild und Spielen sind Überblick und eine kompetente Bewertung nahezu unmöglich.
Hier brauchen Eltern Unterstützung (Aufenanger). Wie dies mithilfe von Angeboten von FLIMMO bis ELTERNTALK und den Elternseiten der Kindersender gelingen kann, wird in dieser Ausgabe der TelevIZIon diskutiert.

Dr. Maya Götz


FORSCHUNG

Senta Pfaff-Rüdiger/Susanne Eggert
Grenzen setzen, Freiraum lassen

Am Beispiel der FaMeMo-Studie stellen die Autorinnen verschiedene Medienerziehungstypen vor und zeigen auf, warum Eltern Medienkompetenz und medienpädagogische Kompetenz benötigen, um ihre Kinder an das Thema digitale Medien heranzuführen.

Andrea Holler
»Eine Regel bei uns ist 1 bis 2 Folgen«

Marion Hantinger
Emotionale Abwesenheit durch Mediennutzung in Familien

Caroline Mendel/Maya Götz
Elternberatung per Animationsclip?

Maya Götz/Caroline Mendel
»Sich mit allen Medien, die es heute gibt, auszukennen«

Stefan Aufenanger
Elternberatung und Medienkompetenz der Eltern

Der Autor stellt die Ziele der Elternberatung und Konzepte in der Elternberatung zur Förderung der elterlichen Medienkompetenz vor.

Maya Götz
Was sich Eltern vom Kinderfernsehen wünschen und was das Kinderfernsehen anbietet

 

PROGRAMM

Julia Berkic/Barbara Ammer-Scheerle/Maya Götz

»Stark durch Beziehung«

Genia Baranowski
»Bleibe im Gespräch mit Deinem Kind«
Der Artikel bietet einen Überblick über Angebote von Initiativen und Kinderprogrammanbietern, die die Medienkompetenz von Eltern fördern.

Marianne Meyer
ELTERNTALK – Wie Eltern über Medien ins Gespräch kommen

 

FORSCHUNGSDOKUMENTATION

Heike vom Orde

Medienkompetente Eltern – medienkompetente Kinder?
Der Artikel fasst ausgewählte Forschungsergebnisse zu elterlichen Einflussfaktoren und Medienerziehungsstrategien hinsichtlich des Medienverhaltens und der Entwicklung von Medienkompetenz der Kinder zusammen.

 

INTERVIEW

Fabienne Becker-Stoll

Die Bedeutsamkeit des feinfühligen Handelns von Eltern

Michael Gurt
»Das Wichtigste ist, dass Eltern selbst medienkompetent sind«

 


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