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TELEVIZION 34/2021/1

MÄNNERBILDER


EDITORIAL
»Wann ist ein Mann ein Mann?«, sang Herbert Grönemeyer schon in den 1980er-Jahren und stellte damit eine Frage, die selten thematisiert wird. Für viele Männer ist es als dominante Gruppe unserer Gesellschaft auch nicht notwendig, sich kritisch mit ihren eigenen Männlichkeitsbildern auseinanderzusetzen. Entsprechend sind auch die Repräsentationen von Männlichkeiten und deren Bedeutung für Heranwachsende vergleichsweise wenig untersucht.
Medienanalysen zeigen, dass Männer in jugendrelevanten Medien im Vergleich zu Frauen meist deutlich überrepräsentiert sind. Sie stehen im Mittelpunkt von Computerspielen, Videos auf YouTube und Streaming-Plattformen und können als z. B. Corona-Experten in Nachrichten glänzen. In vielen Geschichten und Bildern wird Männlichkeit dabei vor allem durch Dominanz, Stärke, Kampf und eine Abwertung anderer hergestellt. Zwar ist der Druck, einem bestimmten Schönheitsideal zu entsprechen, im Vergleich zu Frauen und Mädchen weniger ausgeprägt, doch fokussieren z. B. Actionfilme auf einen leistungsstarken und muskulösen Körper (vom Orde). Der männliche Körper wird nicht selten zu einem Körperpanzer, der den Helden zum nahezu unverletzlichen Kämpfer macht, aber keine reiche Emotionswelt durchlässt oder nötig macht (May). Auf Instagram zeigen sich Influencer vor allem cool, raumeinnehmend und umgeben von Statussymbolen (Brenner et al.). Und selbst in hochgelobten Netflix- Serien zeigt sich in der Detailanalyse, wie Bilder toxischer Männlichkeit tief in die Figuren und ihr Handeln eingeschrieben sind, ohne dass dies in irgendeiner Form thematisiert wird (Tippe). Väter in deutschen Serien sind wiederum charmant, intelligent und durchsetzungsfähig und bekommen Familie und Beruf mit leichter Hand unter einen Hut (Wegner & Prommer). Die Mainstream-Bilder von Männlichkeiten vermitteln: Männer sind fähig und aktiv und ihnen stehen völlig selbstverständlich Privilegien und Status zu.
Jungen versuchen, diesen Bildern und Geschichten von Männlichkeit gerecht zu werden, was dann oftmals, z. B. vom Bildungssystem, mit Kritik und Ermahnungen beantwortet wird (Winter). Wählen Männer ungewöhnliche Wege, wie beispielsweise den Beruf des Erziehers, sehen sie sich mit diversen Stereotypen konfrontiert (Neubauer). Sind sie nicht fähig, den Bildern und Ansprüchen zu genügen, bleibt oftmals nur der Versuch, sich der Scham zu entledigen, indem sie die Schuld bei anderen suchen. Leicht entsteht hier der Nährboden für Radikalisierung und Gewalt (Kimmel). Insofern ist es dringend notwendig, (auch) die Repräsentationen und Geschichten von Männlichkeiten zu erweitern! Wo sich interessante Alternativen in medialen Angeboten ergeben (Gößler) und Jugendliche Raum finden, um sich mit dem Thema »Männlichkeitsbilder« auseinanderzusetzen (Wallner), fasst diese Ausgabe der TelevIZIon zusammen.

Dr. Maya Götz


FORSCHUNG

Michael Kimmel
Das Geschlecht des gewaltbereiten Extremismus

Reinhard Winter
Männlichkeit – siehe ...
Der Autor beschreibt, welchen (idealisierten) Männlichkeitsbildern Jungen begegnen und nacheifern und wie ihnen positive Perspektiven für ihr Männlichsein aufgezeigt werden können.

Daniel Brenner/Rebekka Seelmann/ Maya Götz
Muskeln, Mode, Maskulinität
Der Artikel fasst die Ergebnisse einer aktuellen Studie zu den Selbstinszenierungsmustern von Influencern auf Instagram zusammen und vergleicht diese mit der Selbstdarstellung von Influencerinnen.

Die beliebtesten männlichen Influencer

Gunter Neubauer
Das Bild vom Mann als Erzieher: Alltagsheld, Normalo und Problemfigur

Maya Götz
Was macht einen »tollen Mann« und einen »tollen Vater« aus?

Juliane Wegner/Elizabeth Prommer
Supermen im Einsatz: Kinder und Karriere echt easy

Claudia Wallner
»Männern ist nicht kalt, sie zittern nur vor Wut«
Die Autorin stellt Beispiele vor, wie sich junge Männer auf der Onlineplattform meinTestgelände mit Männlichkeitsbildern auseinandersetzen.

Sebastian Tippe
Männliche Geschlechterrollen in aktuellen Jugendserien

Maya Götz
Erfinden Männer anderes Kinderfernsehen als Frauen?
Eine Sekundäranalyse der Daten der Studie »Children’s Television Worldwide 2: Gender Representation« untersuchte am Beispiel des Creators einer Sendung, ob Männer andere Geschichten erfinden als Frauen.

 

FORSCHUNGSDOKUMENTATION

Heike vom Orde

Männerbilder in den Medien

 

INTERVIEW

Christoph May

»Bad Dad Kids« – Männerfantasien in aktuellen Serien und Filmen

Timo Gößler
Diversität in Männerbildern

 

GEDICHTE

Adrian Adu

Rollenbildnis

Mehmet Ersöz
Männlichkeit

 


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