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EDITORIAL
An kaum einer Zielgruppe wird der Generationsunterschied im Mediengebrauch so deutlich wie bei jugendlichen Zielgruppen. Sie sind ganz selbstverständlich mit Internet und Handy aufgewachsen und nutzen verschiedenste Plattformen zur Information, Kommunikation, Identitätsfindung und Selbstpräsentation (Döring). Es ist eine Generation der IndividualistInnen, die egotaktisch ihren eigenen Weg in dann doch ganz ähnlicher Weise gestalten. Sie bleiben einerseits in den vorgegebenen Pfaden, sind keine lautstarken RevolutionärInnen und beanspruchen doch ihre eigenen Werte (Quenzel). Wie sich dies in ihren Medienwelten widerspiegelt bzw. wie dies widergespiegelt wird, thematisiert diese Ausgabe der TelevIZIon. Vieles ist bekannt und im Detail doch anders, was jugendliche Zielgruppen heute suchen und wie sie Informationen finden (vom Orde). Nicht zuletzt die Ergebnisse aus 15 Jahren JIM-Studie zeigen: Die Bandbreite der Medienausstattung ist ausgesprochen groß. Es werden deutliche Trends wie die Bündelung verschiedenster Medientätigkeiten auf dem Smartphone sichtbar. Gleichzeitig bleiben »klassische Medien« wie das Fernsehen bedeutsam (Feierabend et al.). Jugendliche begeistern sich für digitale Games, die in hoher professioneller Anmutung Interaktivität, alternative Rollen, vor allem aber aktives gemeinschaftliches Erleben ermöglichen.
Gleichzeitig sehen sie anderen Spielern in Let’s-Play-Videos oder auf Twitch beim Spielen zu – Rezeptionsformen, die dem klassischen Fernsehen sehr ähnlich sind (Scholz/Heinz). Es sind neue Formen des Bildungsangebots, themenspezifischer und vor allem in humorvoller peer2peer-Ansprache – Kennzeichen, wie sie sich auch bei selbst produzierten Erklärvideos auf YouTube wiederfinden lassen (Wolf).
Starke Geschichten im Film können für Jugendliche nach wie vor hoch attraktiv sein und sie nachweislich in ihrer Identitätsentwicklung unterstützen, politisieren und Geschlechterbilder erweitern (Grimm). Gerade da, wo Selbst- und Fremdpositionierung ineinandergeraten, wie z. B. beim Thema MuslimInnen (Franz), heißt Qualität im modernen Bildungsfernsehen inhaltliche Reflexion und Mut, sich von bereits gegangenen Pfaden zu entfernen (Engel/Schenke). Denn junge Zielgruppen sind bereit, sich auf neue Erzählformen und ungewohnte Inhalte einzulassen (Müller).
Das heißt aber nicht, dass es nur die für die Identität der Jugendlichen nachhaltig förderlichen Inhalte sind, die sie sich aus den Sendungen aneignen. Beim Haremssetting von Der Bachelor werden tendenziell Geschlechterstereotype verstärkt, die längst als überholt galten (Bulla et al.). Das Format Germany’s Next Topmodel kann gerade in Identitätskrisen die Tendenz zu Essstörungen verstärken (Götz et al.; Lahusen). Bei aller Vervielfältigung und Bildung auf Augenhöhe bleiben die Inhalte, ihre Werte und die Formen, wie sie in Szene gesetzt werden, zentral. Entsprechend groß ist die inhaltliche Herausforderung an einen öffentlichrechtlichen Jugendkanal (Baranowski).
Denn gesellschaftlicher Auftrag heißt auch, diese Zielgruppe, ihre Perspektiven, Ausdrucks- und Aneignungsformen ernst zu nehmen.
Dr. Maya Götz
FORSCHUNG
Sabine Feierabend/Theresa Plankenhorn/
Thomas Rathgeb
Always Online? – Die Medienwelt der
Jugendlichen
Der Artikel fasst Entwicklungslinien des Medienverhaltens Jugendlicher zusammen, das seit über 15 Jahren durch die jährlich durchgeführte JIM-Studie erhoben wird.
Nicola Döring
Smartphones, Sex und Social Media
Der Artikel beschreibt, wie Jugendliche in Deutschland mit Smartphone, Apps und Social-Media-Plattformen umgehen und inwiefern dies Chancen und Risiken bei der Bewältigung ihrer Entwicklungsaufgaben mit sich bringt.
Linda Scholz/Daniel Heinz
Gaming heute
Karsten D. Wolf
Produzieren Jugendliche und junge
Erwachsene
ihr eigenes Bildungsfernsehen?
Julia Franz
Bilder, die wir uns von jungen
MuslimInnen machen
Maya Götz/Caroline Mendel
Der Gedanke, »zu dick zu sein«, und Germany’s Next Topmodel
Maya Götz/Caroline Mendel/
Sarah Malewski
»Dafür muss ich nur noch abnehmen«
In einer IZI-Studie wurden 241 Menschen (vorwiegend Mädchen und junge Frauen), die wegen einer Essstörung in therapeutischer Behandlung sind, befragt, ob bzw. welche Fernsehsendungen einen Einfluss auf ihre Erkrankung haben.
PROGRAMMFORSCHUNG
Genia Baranowski
Jugendkanal – ja oder nein?
Dieser Artikel fasst die Geschichte des gemeinsam von ARD und ZDF geplanten Jugendkanals zusammen. Außerdem wurden VertreterInnen von ARD, ZDF und der Politik zur inhaltlichen Konzeption befragt.
Christine Bulla/Maya Götz/
Caroline Mendel
»Es ist so interessant, für wen er sich
entscheidet«
Maya Götz/Ina Innermann
Toleranz fördern
FORSCHUNGSDOKUMENTATION
Heike vom Orde
Jugend, Information und Medien
INTERVIEW
Gudrun Quenzel
Jugend heute
Thomas Müller
PULS: »Wir können Versuchsballons
steigen lassen«
Birgit Engel/Roland Schenke
Toleranz durch den Alltag
vermitteln
Stephanie Lahusen
Essstörungen: die Krankheit der
Braven
Jürgen Grimm
Wie tragen Kinofilme zur Identitätsbildung
von Jugendlichen bei?
Die
Fachzeitschrift TELEVIZION kann kostenlos beim
IZI
bestellt werden.
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