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TELEVIZION 20/2007/2

Die Helden und Heldinnen der Kinder


EDITORIAL

Klassische Helden und Heldinnen haben herausragende Fähigkeiten, die sie uneigennützig für eine Sache einsetzen und damit eine Vorbildfunktion übernehmen. Kinder brauchen Helden, so ließe sich mit Bruno Bettelheim formulieren, Figuren mit verlässlicher Eindeutigkeit. Die Guten als Vorbild, die Bösen, um nicht gewollte Anteile zu projizieren.

Fernsehen als das Leitmedium der Kinderkultur macht hier vielfältige Angebote. Kinder wählen daraus »ihre« Helden und Heldinnen (Götz, Reis). Warum eine Fernsehfigur zur Lieblingsfigur wird, ist dabei von vielen Faktoren abhängig. Sie muss die Themen der Kinder treffen und Mädchen und Jungen so ansprechen, dass sie sich wiederfinden und ernst genommen fühlen. Insbesondere aus geschlechter-spezifischer Perspektive gibt es hier noch viele Optimierungschancen. Der oft beschrittene Weg, Mädchen mit »Girl Power« zu stärken und Jungen durch leidende Helden zu mehr Reflexion und Emotionalität anzuregen, greift in Konsequenz zu kurz (Hains, Winter/Neubauer). Denn Kinder ernst nehmen heißt auch, sie in ihren geschlechter-spezifischen Kommunikations- und Bearbeitungsmustern anzuerkennen und ihnen z. B. auch die Gefühle zuzugestehen, die Erwachsenen eher grenzwertig erscheinen mögen. Aggression, Angst (Rogge) und erotische Lust gehören jedoch (auch) zum Kindsein dazu und brauchen ihren Raum, z. B. in Medienfiguren.

Insbesondere Stars, aber auch viele der Lieblingsfiguren scheinen auf den ersten Blick stereotype und schnelllebige Marktphänomene zu sein (Dammler) – die Bedeutungen, die Kinder und Teens ihnen zuweisen, sind jedoch sehr individuell und tief in den Alltag und seine Bewältigung eingebunden (Wegener). Gerade deshalb ist es für Qualitätssendungen wichtig, hier im Detail zu reflektieren (Schlote/Gröller, Riedel) – hier lohnt sich die Zusammenarbeit mit der Forschung (Götz, Hackl, Götz et al.). Qualität beweist sich in der Sensibilität bei der Führung von traditionsreichen Sendungsmarken (Grewenig/Sistig), der steten Suche nach neuen Quellen (Wellershoff) ebenso wie in der Offenheit für Kreativität (Schooley/McCorkle, Selig) und für neue Trends in der Kinderkultur (Kramp). Für eine dauerhafte Qualitätssicherung bei den Helden und Heldinnen unserer Kinder sollte uns nichts zu teuer oder mühsam sein.

Maya Götz


FORSCHUNG

Reinhard Winter/Gunter Neubauer

Große Helden für kleine Jungs
Sind die beliebten Helden der Jungen so eindimensional, wie Eltern und professionell Erziehende fürchten? woran könnte es liegen, dass manche "Qualitätsprogramme" Jungen nicht erreichen? Der Artikel gibt einige Antworten aus Sicht der Jungenforschung.

Rebecca Hains
Sind Supergirls für Mächen super?
Supergirls, die als aktive Heldinnen den Bildschirm bevölkern, sind attraktive Rollenmodelle für Mädchen - problematisch ist, dass auch bei diesen Figuren die körperliche Attraktivität zentral ist. In einer qualitativen US-Studie wird gezeigt, wie 8- bis 11-jährige Mädchen das Aussehen von Figuren in Girl-Power-Cartoons beurteilen und wie sie es in Bezug zu ihrem eigenen Körper setzen.

Maya Götz
Die Fernsehfiguren der Kinder
Welche Fernsehfigur Kinder sich als Lieblingsfigur auswählen, hängt von mehreren Faktoren ab: von ihrer Verfügbarkeit im Programm, von ihrer Bekanntheit (auch im Freundeskreis) - und vor allem von ihrer Qualität: Kinder suchen nach einer Figur, die sie bewegt und anspricht.

Elke Schlote/Monika Gröller
Und täglich grüßt das gleiche Gesicht?
Wie lassen sich die ca. 52 Moderator*innen des öffentlich-rechtlichen und privaten Kinderfernsehens beschreiben? Wie attraktiv sind sie und was macht sie attraktiv für Kinder? eine Auszählung gibt hier erste Antworten, während eine Metaanalyse von IZI-Studien die Bewertungskriterien der Kinder erhellt.

Claudia Wegener
"Also, ich find ihn sexy"
Wie diese Studie zu Medienbeziehungen von Heranwachsenden zeigt, gibt ein Drittel der Jugendlichen in Deutschland an, ein mediales Vorbild zu haben. Erörtert wird, welche Vorbilder dies sind und welche Funktionen sie für ihre Fans haben.

Jan-Uwe Rogge
Kinder brauchen Helden
Medienhelden sind wichtig für Kinder, um den angemessenen Umgang mit Emotionen zu erlernen. Geschichten, Märchen und Rituale helfen Kindern
z. B. bei der Angstbewältigung.

Christiane Hackl
Sympathisch und mit Seele
Welche Qualitätskriterien legen Film- und Fernsehproduzent*innen an gute Figuren für Kinder an? Wie gestalten sie Figuren für Jungen und Mädchen? Eine qualitative Studie des IZI geht diesen Fragen nach.

 

PROGRAMMFORSCHUNG

Ana Helena Meirelles Reis
Die TV-Lieblingsfiguren brasilianischer Kinder
Top-Ten-Listen erschließen die aktuellen Fernsehheld*innen von Kindern in Brasilien. Je nach Alter, Geschlecht und sozialer Schicht wechseln die Lieblingsfiguren. Gleich bleibt, dass es Superhelden, Antihelden oder Idole sind.

Maya Goetz
Wie viel Gebrauchswert hat ein missmutiges Toastbrot?
Ein schlecht gelauntes Toastbrot als Held der 6- bis 11-Jährigen? Eine IZI-Studie förderte Ergebnisse zum unterschiedlichen Gebrauchswert von Bernd das Brot für Jungen und Mädchen zutage.

Axel Dammler
Von Fußballern, Popstars und Provokateuren
Nicht nur haben Mädchen und Jungen unterschiedliche Vorlieben, was ihre Medienstars angeht - ihre fiktionalen und realen Held*innen erfüllen auch ganz verschiedene Funktionen.

Astrid Riedel
Gemeinsam sind wir stark
Moderne Alltagsheld*innen spielen in einer Bamberger Musikband! Gerade bei 10- bis 13-jährigen Mädchen kommt die fiktionale Serie Endlich Samstag! über eine Clique, die sich zu einer Band zusammentut, gut an - denn die Band wird als ideale Peergroup inszeniert.

Maya Götz/Sabrina Bachmann/Andrea Holler
Der rosa Hase im Kindertest
Bei der Entwicklung einer neuen Figur für ein Qualitätsprogramm für Vorschulkinder wurde neben der Konezptionsseite auch die Rezeptionsseite berücksichtigt. Hier einige Ergebnisse der qualitativen IZI-Studie mit 3- bis 6-Jährigen.

 

PROGRAMM

Ein Gespräch mit Robert Schooley und Mark McCorkle
»Kim Possible - sie kann alles «

Ein Gespräch mit Irene Wellershoff
Was eine Kinderbuchfigur zur guten TV-Vorlage macht

Corinna Kramp
Schöne neue Online-Welt: Neopets

Ein Gespräch mit Josh Selig
Superhelden für die Allerkleinsten

Siegmund Grewenig/Heike Sistig
Die Entstehung der Sendung mit dem Elefanten

 

EXPERTiNNEN DISKUTIEREN

Heidi

Willi wills wissen


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