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EDITORIAL
Mit Blick in die eigene
Jugend wird es keiner bestreiten: Erotik und Sexualität
sind zentrale Themen dieser Lebensphase. Im Generationenvergleich
ähnlich ist auch die Palette von Gefühlen, die
mit dieser Thematik verbunden ist, von anregend und hoch spannend
bis verunsichernd und gelegentlich auch überfordernd.
Was sich jedoch deutlich verändert hat, ist die Offenheit,
mit der im Fernsehen mit diesen Bereichen umgegangen wird.
Sendungen wie PuR (Möhrchen/
Ripke) oder Dr. Mag Love (Zackl) erklären mit
viel Humor
den Samenerguss oder das Einführen eines Tampons.
Daily Soaps wie Gute Zeiten, schlechte Zeiten erzählen
von Missverständnissen und Problemen rund ums »erste
Mal« (Morgenroth) und gezielt werden prosoziale Botschaften
zum Safer Sex in niederländische Soaps eingebaut
(Bouman).
Das Verständnis von dem, was im Fernsehen gezeigt werden
darf, hat sich hier deutlich gewandelt (von Gottberg). Nacktheit
auf dem Bildschirm gehört mittlerweile zum Alltag, Erotik
und Sexualität sind ein fester Bestandteil
verschiedenster Genres (Mehling).
Nicht immer trifft diese Präsenz von Intimität und
Nacktheit auf Zustimmung bei den Jugendlichen (Hoffmann).
Was Mädchen eigentlich schätzen, ist eher das Nicht-Offensichtliche
der Erotik (Schwarz). Jungen, sofern es schon ein Thema für
sie ist, wünschen sich Sexualität vor allem als
etwas »Natürliches« und lehnen Übertriebenes
und Aufgesetztes ab (Neubauer/Winter). Dabei suchen ältere
Kinder und Jugendliche immer auch nach Informationen und Geschichten,
in denen sie sich ihre eigene, meist ausgesprochen moralische
Meinung bilden können (Buckingham/Bragg). Fernsehen kann
hier zur Beratungsinstanz für heikle Themen werden, wenn
es denn seine jungen Zuschauer*innen ernst nimmt (Fleischer/Schorb).
Denn trotz aller Informationen und scheinbarer Offenheit in
diesem Themenbereich: Die Stolpersteine bleiben und ein lustvolles
Gelingen von Beziehung, Erotik und Sexualität ist auch
für diese Generation nicht einfach.
Maya Götz
PROGRAMM
Markus Mörchen/Jens Ripke
Komische
Gefühle ...
Jedes zweite Jahr im Mai ist Zeit für Frühlingsgefühle
bei der Sendung PuR im KI.KA. Aufgrund eines engen,
persönlichen Kontakts zwischen Machern und Zuschauern
gelingt es, Jugendlichen echte Hilfestellung zum großen
Thema des Erwachsenwerdens zu bieten.
Daniela Zackl
DR. MAG
love
Sexuelles Selbstbewusstsein bei Jugendlichen fördern,
das ist die Absicht von Dr. MAG love, einer vom ZDF
produzierten Aufklärungssendung mit Jugendlichen für
Jugendliche. Einfühlsam und mit Humor kommen Themen wie
Küssen, Verhütung, Körperpflege, Periode oder
Selbstbefriedigung zur Sprache.
Silke Morgenroth
Liebe
in Zeiten der Werbeunterbrechung
Die Liebesgeschichte von John und Paula aus Gute Zeiten,
schlechte Zeiten steht exemplarisch für Überlegungen
und Strategien der Produktion von Daily Soaps.
PROGRAMMBEOBACHTUNG
Joachim von Gottberg
Sexualität,
Jugendschutz und der Wandel der Moral
Was im Kino und Fernsehen gezeigt werden darf und was die
Jugend »verdirbt«, hat sich von den 50er-Jahren
bis heute deutlich gewandelt. Was bleibt, ist jedoch das Gebot:
Pornografie ist im deutschen Fernsehen verboten.
Gabriele Mehling
Erotik
und Sexualität im Fernsehen
Was heißt Pornografie, Erotik und Sexualität und
wo finden sie sich im aktuellen Programm? Eine beschreibende
Bestandsaufnahme gibt den Überblick.
FORSCHUNG
Gunter Neubauer/Reinhard Winter
So viel
Sex soll's sein
Sex ja, aber in Maßen - so ließen sich die Ergebnisse
einer Erhebung zur Rezeption von Fernseh-Erotik männlicher
Jugendlicher im Rahmen des aktuellen IZI-Projekts »Die
Bedeutung von Fernsehfiguren für Jugendliche« zusammenfassen.
Neben der Quantität (zu viel ist leicht zu viel) spielt
für die Jungen vor allem die Qualität eine große
Rolle. Je natürlicher, desto besser. Übertreibungen
und aufgesetzte Darstellungen kommen bei den Jungen im Allgemeinen
nicht gut an.
Anne Schwarz
Mondscheinerotik
oder »nackte Tatsachen«
Erotik ja, Porno nein, so lautet das Ergebnis einer Untersuchung,
was Mädchen im Alter von 12 bis 18 Jahren von Erotik
im Fernsehen halten. Es muss knistern und prickeln, es muss
ein Hauch von Geheimnis bleiben und die Szenen müssen
vor allem glaubwürdig, d. h. in die Geschichte einer
Beziehung eingebettet sein. Dass es ohne nackte Haut in der
heutigen Zeit
nicht mehr geht, ist den Mädchen klar: Wer zu wenig davon
zeigt, bringt es als Medienstar nicht weit.
David Buckingham/Sara Bragg
Zeigen
und Erzählen
Wie ist die Aufklärungswirkung von Sex und Beziehungen
in TV-Serien auf Kinder und Jugendliche einzuschätzen?
Welche Botschaften kommen an, welche nicht? Eine Befragung
von 120 Kindern und Jugendlichen in Großbritannien ergab,
dass der »erhobene Zeigefinger« erkannt und abgelehnt
wird. Realistische Inhalte dagegen fallen auf fruchtbaren
Boden.
Martine Bouman
Sex und
Soaps
Gesundheitliche Themen wie z. B. Safer Sex in Soaps einfließen
zu lassen, die in erster Linie jugendliche Zuschauer ansprechen,
das ist das Ziel von
Entertainment-Education-Kooperationen (E-E-Kooperationen).
Wie dies gelingen kann, haben wir am Beispiel der holländischen
Fernsehserie Costa! gezeigt.
Dagmar Hoffmann
»Nackte
Haut ist Alltag«
Im Zeitalter der Übersättigung sind Jugendliche
zu äußerst kritischen Rezipienten von Sexualität
im Fernsehen geworden. An der Hochschule für Film und
Fernsehen Potsdam-Babelsberg wurden Jugendliche zu verschiedenen
erotischen Film- bzw. Fernsehsequenzen befragt. In den Antworten
spielten vor allem die eigene Entwicklung, die Ästhetik
und die Wahrung der Würde der Frau eine große Rolle.
Sandra Fleischer/Bernd Schorb
Ein Fernsehangebot
als Orientierungsquelle
Kinder und Jugendliche suchen Orientierung zu Themen wie Erotik,
Sexualität und Partnerschaft. An der Universität
Leipzig wurden 16 ältere Kinder zum Kummerkasten
des KI.KA interviewt.
Die
Fachzeitschrift TELEVIZION kann kostenlos beim
IZI
bestellt werden.
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