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EDITORIAL
Sie sind unideologisch
und leistungsorientiert, setzen auf gute Schulabschlüsse
und streben mehr
nach Sicherheit und Macht als die Jahrgänge vor ihnen.
Die Jugendgeneration 2000+ überrascht uns in vielen Details,
doch in einem Punkt sind sie so, wie wir es erwarten: Sie
sind eine egotaktische Mediengeneration, die sich selbstbewusst
das heraussucht, was sie für ihren Alltag nutzen kann.
Im Fernsehen stehen Blockbuster, Soaps, Musikfernsehen und
Comedy hoch im Kurs. Nachrichten, die bei
Erwachsenen »Quotengaranten« sind, erreichen Jugendliche
weit weniger (Eimeren/Krist). Insgesamt hat es inhaltsorientierter
Journalismus schwer, nutzen die Jugendlichen Fernsehen doch
überwiegend zum »Couchen« als Gegenpool zum
jugendlichen Erlebnishunger (Großegger). Kult und Fanschaften
bilden sich eher um die Formate, die sich in den Alltag und
die
Sinnstiftung der Jugendlichen einfügen (Mikos, Fritzsche).
Öffentlich-rechtliche journalistische Formate spielen
hierbei kaum eine Rolle.
Dabei sind Jugendliche eigentlich an Inhalten interessiert
- wenn die Aufbereitung und Gestaltung denn an ihren Interessen
und Rezeptionsmustern ansetzt. Neben jungen Themen und Akteur*innen
fordern Jugendliche Raum, um sich ihre eigene Meinung zu bilden.
Sie suchen Geschichten, die möglichst unvermittelt und
authentisch sind und von einer jugendlichen Perspektive ausgehen
(Schatz/Götz). Eigenproduktionen von Jugendlichen (Schell)
und Beiträge, die in der Zusammenarbeit mit den jungen
Menschen entstanden sind, zeigen hier interessante Perspektiven
(Durner). Sie machen aber auch deutlich, dass die wohl am
schwierigsten zu erreichende Zielgruppe komplex und im ständigen
Wandel befindlich ist. Die Redaktionen, die sich auf die Herausforderung
einlassen, finden jedoch ihren Weg: über neue Erzählformen
(Wahler), Interaktivität (Gushurst) und im direkten Kontakt
mit der Zielgruppe (Lösel).
Maya Götz
FORSCHUNG
Beate Großegger
»Jugendfernsehen«
zwischen Zeitgeist und Zielgruppe
Die Zielgruppe Jugend ist in sich ausgesprochen inhomogen,
vielschichtig
und komplex. Gemeinsamkeit entsteht nicht mehr primär
über das Alter, sondern über die Identifikation
mit Lebensstilen und Lebensstilgruppen. Die Fragmentierung
zeigt sich auch im Medienverhalten und in den TV-Nutzungsstilen
der Jugendlichen. Umso schwieriger ist es, ein altersspezifisches
Programm anzubieten.
Birgit van Eimeren/Renate
Krist
Mediennutzung
und Fernsehpräferenzen der 12- bis 17-Jährigen
Jugendliche von heute werden gerne als die »erste Multimedia-
Generation« bezeichnet, wachsen sie doch anders als
die früheren
Generationen mit Medien aller Art von Fernsehen bis Internet
auf. Die
Rolle des Fernsehens als Leitmedium ist unangefochten. Zwar
gewinnen PC und das Internet zunehmend an Bedeutung, Fernsehen
hat jedoch aus Sicht der Jugendlichen das breiteste Kompetenzprofil.
Eva Schatz/Maya Götz
Kompakt,
verständlich und authentisch
Was Jugendliche von journalistischen Beiträgen erwarten
Es ist möglich, Jugendliche auch mit inhaltsorientierten
Beiträgen
zu erreichen, wenn ihre Perspektive konsequent aufgenommen
wird.
Das heißt, sich in der Aufbereitung auf ihre Wünsche
nach kompakten
Informationen, authentischen Erfahrungen und eindeutigen Einstellungen
einzulassen.
Matthias Kurp
Musikfernsehen,
das unterschätzte Medium
MTV und VIVA als Lebenswelt-Begleiter und Sozialisationsagenten
Musikfernsehen hat sich zur zentralen Werbeplattform der Tonträger-industrie
entwickelt, ist aber zugleich auch wichtiger Lebenswelt-
Begleiter Jugendlicher. Egal ob Videoclips, Shows oder Werbung:
Die Inhalte von MTV und VIVA prägen Moden, Lebensstile
und Wertvorstellungen. Videoclip-Kanäle sind keine geheimen
Verführer,
sehr wohl aber wichtige Impulsgeber für die jugendliche
Lebenspraxis und Sozialisation.
Bettina Fritzsche
Medial
vermittelte Beziehungen
Para-interaktiv und dennoch sinnhaft
Fans von Popstars, Boy- oder Girlgroups verehren ihre Stars.
Die Funktionen der Fanschaft sind vielfältig, denn in
der para-interaktiven Beziehung erlebt sie eine Mischung von
Intimität und Begehren, aber auch identifikatorische
Momente. Es ist eine Beziehung, die in der Fantasie stattfindet,
in der
das Sammeln von Kaufobjekten zur Nähe beiträgt.
Lothar Mikos
Fernsehen,
Kult und junge Zuschauer
Keine Fernsehsendung ist Kult an sich, sie kann nur von den
Nutzer*innen
zu einem solchen gemacht werden. Um den Kultstatus zu erreichen,
sollte das Programm seriell sein und nicht im Mainstream liegen
und viele intertextuelle Beziehungen aufweisen, die eine vielfältige
Nutzung möglich machen.
Alexandra Durner
Jugendliche
Journalisten
Wenn Jugendliche mit professionellen Journalisten arbeiten
In dem Projekt »Journalismus mit Jugendlichen für
Jugendliche« arbeiten
Jugendliche mit professionellen Fernseh- und Radiojournalist*innen
zusammen. Dies schafft Begegnungen, neue Erfahrungen und Beiträge,
die sich sehen lassen können. Ein pragmatischer Weg für
Sendeanstalten und Schulen.
Fred Schell
Jugendliche
machen ihr eigenes Programm
Genres, Themen und Machart eigenproduzierter Filme
Wenn Jugendliche die Möglichkeit bekommen, selbst Videofilme
zu produzieren, setzen sie eine ganze Bandbreite von Themen
um. Während in den 80ern und 90ern viele Filme zu den
großen gesellschaftspolitischen Themen wie Umweltzerst
örung und Rechtsextremismus gedreht wurden, sind in den
letzten Jahren die »kleinen« Themen wie Menschen
mit Behinderung oder Drogen in den Vordergrund gerückt.
PROGRAMM
Eva-Maria Wahler
BRAVO
TV im ZDF
Starmagazin und Jugendserie
Das Jugendmagazin Bravo TV bekam im ZDF ein ganz eigenes
Profil: Statt Moderation gab es eine Soap, die später
zur Bravo Story umgewandelt wurde. So wurden Informationen
aus jugendrelevanten Bereichen durch die bei der Zielgruppe
beliebten fiktionalen Elemente ergänzt.
Jörg Lösel
blaa-teen
das Jugendmagazin auf BR-alpha
Mit der Sendung blaa-teen richtet sich BR-alpha direkt
an Jugendliche. Durch das Feedback von Jugendlichen und die
Einbeziehung ihrer Kreativität gelingt es zunehmend,
ihren Geschmack zu treffen und Inhalte jugendrelevant anzubieten.
Wolfgang Gushurst
DASDING
- Ein trimediales Format
DASDING bietet sein Jugendprogramm gleich über
drei Medien an: als Radio- und Fernsehsendung und als Internetangebot.
Angelegt auf Vielfalt statt Mainstream, ohne Agenturchinesisch,
mit Blick auf einen jungen, oft unkonventionellen Zugang zum
Thema hat sich DASDING in den letzten Jahren den Ruf
geschaffen, authentisches Sprachrohr für die jungen Szenen
zu sein.
Günther Anfang
Jugendliche
machen Fernsehen
Einen Raum, in dem Jugendliche ihr Fernsehprogramm selbst
produzieren und senden können, bietet der Aus- und Fortbildungskanal
(afk). Einmal wöchentlich sendet die maTz-Jugendredaktion
ein vielfältiges Magazin zu Themen, die Jugendliche bewegen.
Die
Fachzeitschrift TELEVIZION kann kostenlos beim
IZI
bestellt werden.
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