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TELEVIZION 14/2001/1

Familienfernsehen- Familienprogramm

EDITORIAL

Nichts bleibt, wie es ist" - diese Binsenweisheit bestätigt sich eindrucksvoll bei Diskussionen über Familie. Die über Jahrhunderte stabile Großfamilie gibt es bei uns nicht mehr; dafür haben sich über hundert neue Familienformen herausgebildet - von der Adoptiv- bis zur Zwei-Kern-Familie (M. Petzold). Und Familie bleibt en vogue; in Deutschland möchten weit über 90 Prozent der jungen Leute zwei bis drei Kinder.

Familie - eine unmögliche Zielgruppe? Programmverantwortliche im Fernsehen plädieren weiterhin für ein Familienprogramm und favorisieren Programmkonzepte, die für die ganze Familie gut sind, die aber auch die besonderen Interessen einzelner Mitglieder, ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener, nicht außer Acht lassen. Sind solche Strategien nicht überdimensioniert bzw. überfordernd? Denn "das Fernsehen", so O. Hofmann, "ist nicht das ‚neuzeitliche Lagerfeuer‘, vor dem sich die Familie versammelt, aber versammelte Familien nutzen es." Und er fährt fort: "Unter dieser Perspektive wäre ein gutes Familienprogramm ein Angebot, das diese Gemeinsamkeit von Familie vor dem Fernseher nicht stört." Hierzu passt, was E. Sander zur Mediensozialisation Jugendlicher herausgearbeitet hat: Auf ein gutes Familienklima wird heutzutage Wert gelegt - auch dann, wenn es um die Auswahl von Fernsehprogrammen geht, die im Kreis der Familie angeschaut werden.

Kinder, darauf weist B. Bachmair hin, werden offensichtlich immer intensiver und früher mit Erwachsenenprogrammen konfrontiert, wenn sie am Abend allein oder mit den Eltern fernsehen. Das kann leicht zu Überforderung oder schlechtem Schlaf führen. Eine solche Entwicklung können nur die Eltern stoppen.

Paul Löhr



PROGRAMM


Gerhard Fuchs

Familienfernsehen in der ARD

Die Messlatte der ARD liegt hoch. Sie will ein "Voll"-Programm, in dem jedes Familienmitglied eigene Sendungen findet, das aber auch zahlreiche Angebote macht, die für die ganze Familie interessant sind.


Martin Berthoud

Familienangebote im ZDF

Auf Veränderungen der Familie und der damit zusammenhängenden Medienrezeption reagiert das ZDF programmstrategisch mit thematischen, funktionalen und Genre-Schwerpunkten.


Gerhard Zeiler

Mythos Familienfernsehen
Das Fernsehen ist noch nicht sehr alt, doch die Zeit reichte aus, um schon einige Mythen zu stiften. Hierzu gehört auch das "Familienfernsehen": Das Medium versammelt Jung und Alt vor dem neuzeitlichen Lagerfeuer und man lässt sich Geschichten wie in der Zeit vor der Erfindung des elektrischen Lichts erzählen. Die Realität sieht anders aus.

Familienfernsehen - ein Programm für alle und niemand?
Programmverantwortliche antworten


FORSCHUNG



Matthias Petzold

Familien heute
Sieben Typen familialen Zusammenlebens
Die klassische Vater-Mutter-Kind-Familie kann in Deutschland nicht mehr als häufigste Lebensform bezeichnet werden. Zum Verständnis der großen Vielfalt familialen Zusammenlebens werden sieben primäre Lebensformen systematisch eingeordnet.


David Morley

Familienfernsehen und Medienkonsum zu Hause
Im Familienfernsehen spielen auch künftig geschlechtsspezifische Medienaneignung und Programmnutzung eine wichtige Rolle - trotz heftiger Kritik an den Ergebnissen entsprechender Forschungsarbeiten.


Ben Bachmair, Clemens Lambrecht, Claudia Topp

Familien vor dem Bildschirm
Diskussion einer Programm- und Nutzungsstichprobe
Das Familienprogramm besteht nicht nur aus Einzelsendungen bzw. Programm-Hits. Familien nutzen auch Programmflächen, deren Inhalte für Kinder häufig problematisch sind.


Ole Hofmann

Sehen Familien anders fern?

Eltern nutzen das Fernsehen anders als gleichaltrige Zuschauer ohne Kinder. Sie sehen weniger, zu anderen Zeiten, haben andere Programmvorlieben und konzentrieren sich auf weniger Sender. Gemeinsames Fernsehen mit den Kindern findet vor allem am Vorabend und in der Prime-Time statt.


Maya Götz

Kinder- und Familienfernsehen aus der Sicht der Eltern
Eltern legen Wert auf Qualität im Kinderprogramm: lehrreich, altersadäquat und gewaltfrei soll es sein. Für das Familienprogramm fordern sie zusätzlichen Raum für Kommunikation und Interaktion.


Ekkehard Sander

Medien im Jugendalter
Rückblicke von Eltern und ihren heranwachsenden Kindern
Familien gehen mit dem Fernsehen und anderen Medien vielfältig um, d.h. abhängig von den Medienbiographien der Eltern, persönlichen Vorlieben, Kommunikationsstilen u.v.a. Zwischen Eltern und Jugendlichen gibt es bei der Programmauswahl viel Kompromissbereitschaft.


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