IZI-Forschung
 
Forschungsschwerpunkt Gender

>> Übersicht Forschungsschwerpunkt Gender

 

Bildbriefe an FernsehmacherInnen (2017)

Im Kontext einer medienpädagogischen Einheit schrieben 223 Kinder der dritten und vierten Klasse an Fernsehverantwortliche, was sie daran stört, wie Mädchen und Jungen im Kinderfernsehen dargestellt werden. Hierfür malten sie auf einem vorgefertigten Blatt mit einem Mauli, was sie im Kinderfernsehen stört, und schrieben in einem kurzen Satz, was dies genau ist und wie sie es ändern würden. Die Analyse der Bildbriefe gibt einen Einblick in eine geschlechterkritische Perspektive von Kindern, wenn diese die Kompetenzen und Möglichkeiten für ein kritisches Hinterfragen von Geschlechterrollen im Kinderfernsehen bekommen.

Ergebnisse

Der am häufigsten genannte Kritikpunkt an den Mädchenfiguren im Kinderfernsehen ist deren Körperlichkeit. Weitere Kritikpunkte sind Eigenschaften wie „tussi“-haft, „schickimicki“ oder „zickig“. Von fast jedem zehnten Kind wird kritisiert, dass Mädchenfiguren vor allem Pink tragen, andere bemängeln, dass sie immer schön sein oder gerettet werden müssen und Hilfe brauchen.
Bei den Jungen wird am häufigsten „nichts“ kritisiert. Vor allem Jungen stört an den Fernsehjungen meist „gar nichts“. Das heißt: Viele Jungen sehen sich gut repräsentiert. Vereinzelt kommt aber auch von ihnen tieferliegende Kritik am Jungenbild des Kinderfernsehens, wie z. B. dass Jungen immer als besonders frech dargestellt werden.
Ein wichtiger Hinweis, dass Jungen sich eine Bandbreite von Jungenfiguren wünschen, die sich auch jenseits der dominanten Männlichkeitsvorstellungen von aktiv, dominant, kämpferisch und aufrührerisch bewegen. Mädchen äußern im Hinblick auf die Jungenfiguren noch mal eine deutlich ausdifferenziertere Kritik. Sie stört besonders, dass die Jungen immer als „cool“ inszeniert werden, stets Heldenrollen innehaben und es an sich zu viele Jungen im Kinderprogramm gibt. Dabei sollen diese dann immer stark sein und sind oft angeberisch.
Diese Hinweise sprechen dafür, dass sich Kinder eine stärkere Widerspiegelung der realen Vielfältigkeit wünschen. Bei den Mädchenfiguren vor allem bezogen auf die Körperlichkeit und die Kleidung, aber auch auf das Verhalten; bei Jungenfiguren bezogen auf die Eigenschaften. Ein Blick in die Realität und Diversität von Mädchen und Jungen heute würde sich hier lohnen.

Literatur:
Holler, Andrea et al.: Bildbriefe an Fernsehverantwortliche. Eine medienpädagogische Einheit zum Mädchen- und Jugendbild im Kinderfernsehen. TelevIZIon, 30/2017/2, S. 11-13.