IZI-Forschung
 
Forschungsschwerpunkt Bildungsfernsehen

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Was lernen Kinder, ohne es zu merken, aus Wissenssendungen?

Anhand von vier Wissensformaten für Kinder wurde untersucht, was 9- bis 13-Jährige aus Sendungen gewinnen, die auf unterhaltsame Weise Wissen präsentieren. 165 Kindern zwischen neun und 13 Jahren aus Grund- und Hauptschulen in und um München wurden Ausschnitte aus Wissen macht Ah! (WDR), WOW die Entdeckerzone (Super RTL), pur+ (ZDF) und Geolino TV (NICK) gezeigt. In Befragungen und durch Zeichnungen wurde erhoben, welche Sendungsinhalte und Erklärungen Kindern direkt nach der Rezeption und 14 Tage später im Gedächtnis geblieben waren. Ein Schwerpunkt lag auf der Fragestellung: „Was lernen Kinder aus diesen Sendungen über Metakognition und Problemlösestrategien? Inwiefern können sich Kinder aus diesen Sendungen ‚abschauen’, wie man Probleme löst?“ „Metakognition“ ist ein Sammelbegriff für eine Reihe von Phänomenen, Aktivitäten und Erfahrungen, die mit dem Wissen und der Kontrolle über eigene kognitive Funktionen zu tun haben. Dies beinhaltet z. B. Wissen um Lern- und Problemlösestrategien und die Planung und Überwachung von Lernprozessen, aber auch Wissen, wie man sich selbst motiviert und den eigenen Erfolg beurteilt.

Ergebnisse

Die Sendungen bieten unterschiedliche Anknüpfungspunkte für das Lernen über Metakognition, so durchlaufen z. B. in WOW Kinder schrittweise einen Problemlöseprozess. Die Kinder im Fernsehen dienen als Modell für die Kinder vor dem Fernseher. Im Nachvollzug des „Rezepts“ machen sie dann eigene Erfahrungen. Wissen macht Ah! geht den Dingen mit Erklärungen auf den Grund. Die Sendung zeigt vereinfachte Modelle, um den Kindern daran verständlich zu machen, dass Alltagsphänomenen z. B. naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten zugrunde liegen. Beiträge aus WOW und aus Wissen macht Ah! hatten einige Kinder zu Eigenaktivität angeregt. Sie berichteten am zweiten Erhebungstermin 14 Tage später von ihren oft erfolgreichen Erfahrungen. Die Beiträge in WOW und Wissen macht Ah! behandeln diverse Themen stets mit der gleichen Herangehensweise. In der monothematischen Sendung pur+ modelliert der Moderator Erik verschiedene Arten des Vorgehens bei offenen Fragen. In der gezeigten Folge über Mücken stellt er z. B. einem Experten Fragen. Erik sammelt aber auch durch Selbstversuche und Vor-Ort-Recherche eigene Erkenntnisse. Diese und andere Strategien wurden von den Kindern in Einzelinterviews benannt, z. B. von Zoran (11 Jahre, Hauptschule): „Also, da hat er es nicht dem Wissenschaftler geglaubt, sondern die [Anti-Mücken-]Mittel selbst ausprobiert.“ Neben inhaltsbezogenen Aspekten nahmen die Grund- und HauptschülerInnen auch spezifische und allgemeine Problemlöseaspekte aus den Sendungen mit. Dies lässt sich jedoch nicht nur auf einen Lerneffekt aus den in der Studie gezeigten Programmen zurückführen: Die meisten Kinder nannten eine oder mehrere Wissenssendungen (auch solche für Erwachsene wie Galileo), die sie mehr oder weniger regelmäßig sahen. Kinder ziehen für ihre Problemlösungen auch das hinzu, was sie im TV gesehen haben.


Literatur:
Schlote, Elke; Renatus, Rebecca: Wie kommt das Ei ins Essigglas? Wie Kinder-Wissenssendungen Metakognition fördern können. In: Televizion, 23/2010/1, S. 17-20.

Schlote, Elke: Aus Wissenssendungen lernen, ohne es zu merken. Was Kinder und Jugendliche sich aus Wissenssendungen (noch) mitnehmen. In: Televizion, 23/2010/1, S. 14-16.