IZI-Forschung
 
Forschungsschwerpunkt Bildungsfernsehen

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Der Elternticker: Neue Bildungsunterstützung im Vorschulfernsehen (2006-2008)

Seit langem zeigen Studien zum Vorschulfernsehen, dass Kinder besonders dann gut und viel lernen, wenn ihre Eltern und Kinder die Sendungen gemeinsam sehen und sich über die Inhalte unterhalten. Wie das im Einzelnen ablaufen soll, was eine förderliche Kommunikation vor dem Fernseher ausmacht, bleibt bisher allerdings offen. Hier setzt das IZI an und entwickelte in Zusammenarbeit mit dem WDR eine Innovation: Den Elternticker, eine zeitweise eingeblendete Informationszeile für Eltern, die ihnen Hintergrundinformationen, Hinweise und konkrete Tipps zur Unterstützung ihrer Kinder während der Rezeption gibt.
Erste Studien führte Shalom Fisch bereits 2006 für das IZI in New York durch, wo in einer ähnlichen Zeile allgemeine Informationen und Witze für Eltern während des Preschool-Blocks eingeblendet wurden. Fisch setzte im Experiment eine pädagogisch angereicherte „Mummy Bar“ ein und konnte nachweisen, dass so die Kommunikation vor dem Fernseher gesteigert werden konnte.
Für Deutschland wurde dies in einem ersten Schritt für Die Sendung mit dem Elefanten umgesetzt, eine Sendung, die gezielt für 2- bis 5-Jährige gestaltet ist und – u. a. mit Beratung des IZI – die aktuellen Erkenntnisse im Bereich pädagogischer Förderung im Vorschulbereich einbezieht.
Mit Mitteln des WDR und in Zusammenarbeit mit der WDR-Medienforschung wurden 3 Studien durchgeführt, in denen Testversionen auf ihre Möglichkeiten, den Gewinn an Lernförderung und die Akzeptanz untersucht wurden. Mit den so verbesserten Erkenntnissen wurden 10 Sendungen gestaltet, die dann im November 2008 auf dem KI.KA ausgestrahlt wurden. Dies wurde abermals wissenschaftlich begleitet, sowohl in einer Online-Befragung als auch durch Aufzeichnung von 30 natürlichen Rezeptionssituationen in der Familie.

Ergebnisse

  • Der Elternticker fördert die pädagogisch gewollte Kommunikation. Die Kinder beteiligen sich mehr beim Kommentieren und Mitraten, sind aktiver in der Kommunikation über das Gesehene und beim Mitmachen von Bewegungen.
  • Er fördert den Lerngewinn bei den Kindern, z. B. herausragend im Early English, denn Vorschulkinder lernen von realen Personen besser als vom Fernsehen allein. Dennoch kann z. B. im Bereich des Zweitsprachenerwerbs das Fernsehen durch korrekte Aussprache eher das Gefühl für eine Sprache vermitteln, als dies meist bei den Eltern der Fall ist.
  • Er fördert das Verständnis der Eltern für die Rezeptionsperspektive. Durch Nachfragen können Eltern schneller begreifen, welche Teile der Sendung die Kinder nicht verstanden haben, was ihnen wirklich gefällt oder wie sie Geschichten interpretieren.
  • Durch den Elternticker bewerten die Eltern die Sendung und das Fernseh-
    erlebnis als wertvoller, denn die Rezeption wird zum Familienevent.

Insofern hat sich das Konzept des Elterntickers auf verschiedenen Ebenen bewährt und die Sendung mit Elternticker hat im ersten Halbjahr 2009 bereits 3 nationale Preise gewonnen. Bisher liegen 30 Folgen mit Elternticker vor, die neben dem KI.KA auf dem WDR ausgestrahlt werden. Die Verwertung wird zudem insbesondere auf die Möglichkeit für Eltern mit Migrationshintergrund sowie die DVD-Auswertung hin geprüft.


Literatur:
Shalom M. Fisch: Die „Mommy-Bar“: Wie Eltern und Vorschulkinder beim Fernsehen mehr miteinander reden. In: TelevIZIon, 20/2007/1, S. 44-46. 
Maya Götz: Der „Elternticker“: Neue Wege im Vorschulfernsehen. In: TelevIZIon, 21/2008/2, S. 53-57.