IZI-Forschung
 
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>> Übersicht Zweiter Weltkrieg und Holocaust als Thema für Grundschulkinder

 

Studie 2: Die Treatments im Test

Im zweiten Schritt wurden n = 86 Grundschulkindern der 3. und 4. Klasse Geschichten zum Thema Hitlerjugend und Holocaust vorgelesen und historische Bilder dazu gezeigt. Sie stammen aus ersten Treatments der achtteiligen Drama-Serie Der Krieg und ich, einer internationalen Koproduktion unter Federführung des SWR. Erzählt werden, angelehnt an reale biografischen Zeugnisse, die Kriegserlebnisse von Kindern in verschiedenen Ländern Europas.

Ergebnisse:

In der Studie wird deutlich, dass Kinder dem Thema mit großem Interesse, aber auch Respekt begegnen. Sie haben fast alle schon von dem Thema gehört, verfügen aber kaum über Wissen dazu. Den historischen Bildern begegnen sie mit hoher Aufmerksamkeit, sind fasziniert von Bildern, auf denen Massen von Hitlerjugend-Anhängern abgebildet sind oder Menschenmengen den Hitlergruß zeigen, können sich die Realität hinter den historischen Bildern aus den KZs aber kaum vorstellen. Beim Vorlesen der Geschichten wird schnell deutlich, wie sehr sie mit den Kinderfiguren mitleben. Schon die Erwähnung einer kleinen Wunde führte zu deutlicher Anspannung. Wörter wie „Pimpfenprobe“ und „Nazi“ werden mit unangemessener Erheiterung kommentiert, da diese Wörter (noch) keine Bedeutung für die Kinder haben und sich lautmalerisch komisch anhören. Es ist also durchaus sinnvoll, sich im Detail zu überlegen, ob es Wörter wie „Pimpfenprobe“ in der Geschichte braucht oder ob sie in einer ersten Annäherung vermeidbar sind. Andere Wörter wie „Nazi“ sind zentral, und hier zeigt sich in der pädagogischen Einheit, dass es wichtig ist, sie zügig mit der angemessenen Bedeutung zu konnotieren.

Für die Annäherung an das Thema KZ wurde eine im Vergleich weniger grausame dafür aber komplexere biografische Erzählung gewählt, bei der ein Mädchen in einem Konzentrationslager der Tochter des Lagerleiters Schifferklavier beibringen soll, obwohl sie nur Klavier spielen kann. Dies führte vereinzelt dazu, dass Kinder sich hinterher die Vorstellung aufgebaut hatten, ein KZ sei ähnlich wie ein Feriencamp, nur, dass die Menschen dort für den Krieg arbeiten mussten. Ein deutlicher Hinweis, dass es wichtig ist, zentrale historische Tatsachen wie das grauenvolle, menschenverachtende System KZ und die Massenvernichtung klar und ohne Umwege zu erzählen.

Literatur:
Götz, Maya; Holler, Andrea: Wie Kinder die Sendung Der Krieg und ich verstehen. Eine Rezeptionsstudie. TelevIZIon, 31/2018/2, S. 53-57.
Neckel, Lene: Der Krieg und ich. Eine Dramaserie zum Zweiten Weltkrieg und Holocaust für 8- bis 12-Jährige. TelevIZIon, 31/2018/2, S. 50-51.