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Stereotypen bei Kindern (2018)

Während zu den Vorurteilen von Erwachsenen in Deutschland regelmäßig Untersuchungen stattfinden, sind die Assoziationen von Kindern zu ethnischen und religiösen Gruppen wie Juden, Muslimen und Roma wenig bekannt. Im Rahmen des Forschungsschwerpunkts „Vorurteile, Rassismus, Extremismus“ befragte das IZI im September 2018 n= 840 repräsentativ ausgewählte Kinder zwischen 6 und 13 Jahren zu ihrem Wissen und ihren Assoziationen zu diesen Begriffen.

Ergebnisse:
Auf die Frage „Kennst du den Begriff ′Jude′ und weißt du, was dieser Begriff bedeutet?“ gibt die Hälfte der 6- bis 13-Jährigen in Deutschland an, sie hätten den Begriff schon einmal gehört, wüssten aber nicht, was er bedeute. Nachvollziehbarerweise sind dies bei den 6- bis 7-Jährigen nur wenige (8 %), bei den 8- und 9-Jährigen ein knappes Viertel der Kinder (23 %), was dann bei den 10- bis 11-Jährigen auf ein knappes Drittel (32 %) anwächst und bei den 12- bis 13-Jährigen nicht ganz die Hälfte erreicht (46 %). Wenn Kinder den Begriff erklären, dann steht in ihren Begründungen am häufigsten sachrichtig der Kontext Religion im Mittelpunkt. Einige Erklärungsansätze beziehen sich auf die geografische Herkunft („Sie leben in Israel“ sagen 8 % der Befragten) und nur in seltenen Fällen (4 %) erwähnen Kinder in ihrer Begriffserläuterung den Kontext Verfolgung. Dass Juden zur Zeit des Zweiten Weltkriegs verfolgt wurden, wissen zwar die Hälfte der 8- bis 9-Jährigen und fast alle 12- bis 13-Jährigen (94 %), ganz sicher über diesen historischen Fakt ist sich jedoch bei den 8- bis 9-Jährigen nur knapp jede/r Fünfte (18 %) und erst bei den 12- bis 13-Jährigen sind sich zumindest 58 % sicher, dass Juden im Zweiten Weltkrieg verfolgt wurden. Dies sind Hinweise darauf, dass hier dringend mehr Wissen zu den Zusammenhängen vermittelt werden sollte.
Den Begriff „Roma“ hat die Hälfte der 6- bis 13-Jährigen noch nie gehört und selbst bei den 12- bis 13-Jährigen – also meist 7.- und 8.-Klässler*innen – kann nur jede/r Fünfte (22 %) den Begriff erklären. Den politisch inkorrekten Begriff „Zigeuner“ kennen und erklären können zwar im Vergleich etwas mehr Kinder, aber auch dies bleibt auf einem niedrigen Niveau (5 % bzw. 12 %). Am häufigsten wird der Begriff mit „Die leben in Wohnwagen“, „Menschen, die betteln“ und „Menschen, die stehlen“ assoziiert, oder die befragten Kinder sehen „Zigeuner“ insgesamt als Schimpfwort. Im Zusammenhang mit „Zigeuner“ zeigen sich deutlich mehr antiziganistische Stereotype bei den Kindern als beim Begriff „Roma“, wo diese nur vereinzelt genannt werden. Das Wort „Zigeuner“, Fremdbezeichnung und historisch hochgradig belastet, ist also schon bei Kindern sehr deutlich mit antiziganistischen Vorurteilen verbunden. Entsprechend wichtig ist es, die politisch inkorrekte Bezeichnung zu vermeiden bzw. durch gezielt geplante Informationseinheiten das Hintergrundwissen zu dem Begriff und seiner diskriminierenden Bedeutung zu vermitteln.

Literatur:
Götz, Maya: Das Wissen von Kindern um die Begriffe "Muslim", "Jude", "Roma" und "Zigeuner". TelevIZIon, 31/2018/2, S. 13-15.