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Herausforderung Märchenverfilmung – Experteninterviews mit verantwortlichen RedakteurInnen

Märchenverfilmungen in ARD und ZDF führen erfolgreich Familien vor dem Fernseher zusammen. Wie Märchenstoffe aktualisiert und filmisch umgesetzt werden, wo Chancen und Herausforderungen liegen, erklärten verantwortliche RedakteurInnen in Experteninterviews. 10 der verantwortlichen RedakteurInnen gaben Auskunft über die Anliegen und Ansätze hinter den aktuellen Märchenverfilmungen, die Herausforderungen, Chancen und Grenzen. Zunächst im Einzelinterview vor Ort in den Sendeanstalten und dann auf der IZI-Jahrestagung 2015.

Ergebnisse: Eine Qualität der Märchen ist ihre kulturelle Nähe und regionale Verankerung. Ein weiterer Punkt sind die Entwicklungs-geschichten, die in den Märchen stecken: Menschen stehen vor großen Heraus-forderungen, wachsen über sich hinaus und werden am Ende dafür belohnt. Inhaltlich stellen vor allem die grausamen Szenen die Redaktionen vor Herausforderungen. In Märchen gibt es schlimme Szenen, es werden Söhne verflucht, die sich daraufhin in Schwäne verwandeln (Sechs Schwäne, ZDF), Kinder im Wald ausgesetzt, weil man sie nicht ernähren kann und Hexen zur Verbrennung in den Ofen gestoßen (Hänsel und Gretel, rbb/SR). Was sich im vor-gelesenen Text leicht liest, wird szenisch ins Bild gesetzt schnell in seiner wirklichen Grausamkeit deutlich, zum Beispiel das Aufschlitzen des Wolfes im Märchen Rotkäppchen. Die Qualität der Märchenverfilmung, so wird in allen ExpertInnen-Interviews und Besprechungen zu einzelnen Märchenverfilmungen deutlich, liegt im achtsamen Umgang mit dem Kern des Märchens, seiner allgemeingültigen Aussage, seiner Emotionalität und deren Übersetzung für die heutige Zeit. Dabei wird vieles von dem, was als geschriebener Text tradiert vorliegt, beibehalten, anderes wird begründet verändert.
Das Ziel der Märchenverfilmungen von ARD und ZDF, einen Programmwert zu schaffen, der sich auch in den Hauptprogrammen von ARD und ZDF behaupten kann, der Familien zusammenbringt und sich in das Lebensgefühl von Feiertagen, wie Weihnachten und Ostern gut einpassen lässt, ist ohne Frage gelungen. Sie bieten die Möglichkeit, den Kulturschatz „Märchen“ für heutige Familien auf zugleich klassische und zeitgemäße Weise zur Verfügung zu stellen, ihn zu bewahren und weiter zu transportieren. Die Qualität liegt dabei in den Detailentscheidungen des zeitgemäßen Erzählens und der Inszenierung.

Literatur:
Götz, Maya; Innermann, Ina: Herausforderung Märchenverfilmung. Expertenaussagen der verantwortlichen Redakteurinnen. TelevIZIon, 29/2016/1, S. 26-28.