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Forschungsschwerpunkt Emotionen

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Have and Show Emotions – Was Kinder und Jugendliche im Alltag und beim Fernsehen fühlen (2014)

Die Gefühlswelten von Kindern und Jugendlichen sind ein ausgesprochen komplexes Gebiet und statistisch schwer zu erfassen. Kommt dann die Frage der emotionalen Befindlichkeiten beim Fernsehen hinzu und soll im internationalen Vergleich gemessen werden, vervielfältigt sich die Komplexität. Um zumindest einen ersten Ansatz – gerade auch für die Beratungsarbeit im internationalen Kontext – zu bekommen, führte das IZI mit PartnerInnen weltweit zwei breit angelegte Studien durch. Der wissenschaftlichen Grundeinstellung folgend, Kinder und Jugendliche ernst zu nehmen und ihnen auch in der Forschung eine Stimme zu geben, gerade wenn es um ihre eigenen Befindlichkeiten geht, befragten wir Kinder und Jugendliche direkt nach den von ihnen im Alltag und beim Fernsehen erlebten Gefühlen. Außerdem fragten wir, inwieweit sie diese Gefühle zeigen, ob sie meinen, ihre Eltern fänden es gut, wenn bestimmte Gefühle offen gezeigt werden, und was sie sich von Fernsehfiguren erhofften.

Studie 1: In Deutschland wurden zunächst bundesweit 1.458 repräsentativ ausgewählte Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 19 Jahren befragt (durchgeführt von IconKids & Youth, München).
Studie 2: In Zusammenarbeit mit KollegInnen weltweit wurden mit denselben Fragen 4.180 Kinder und Preteens zwischen 6 und 15 Jahren aus 16 Ländern befragt. Gemeinsam mit den Daten der 6- bis 15-Jährigen aus der deutschen Stichprobe ergab sich so ein Datenkorpus von n=5.190 Kindern und Jugendlichen.

Ergebnisse: Es zeigen sich zum Teil statistisch signifikante und prozentual deutliche Geschlechter- und Altersunterschiede. Interessanterweise gibt es keine eindeutigen Unterschiede im Hinblick auf Bildung und finanziellen Hintergrund der Eltern. Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund geben dabei meist an, etwas mehr zu fühlen, außer bei der Frage zum Stolz Sein auf sich selbst. Kinder mit Migrationshintergrund fühlen dies weniger, die Jugendlichen hingegen mehr als ihre AltersgenossInnen ohne kulturelle Vielfalt in der Familie.
Weltweit ist Freude die am häufigsten erlebte Emotion, gefolgt von den Emotionen Angst und Stolz.
Die Emotionen Traurigkeit, Neid und Wut werden weniger häufig erlebt. Darüber hinaus nimmt ein Großteil der Kinder und Preteens an, dass ihre Eltern besonders das Zeigen von Stolz und Freude billigen. Der Vergleich zwischen den Geschlechtern zeigt zudem, dass Mädchen Gefühle wie Angst, Trauer und Wut häufiger zeigen als Jungen. Jungen hingegen sind öfter stolz auf sich selbst. Jüngere Kinder lachen und weinen öfter als die älteren, erleben aber seltener die Emotion Wut. Zudem empfinden Kinder mit zunehmendem Alter häufiger das Gefühl von Neid.

Im Bereich des Fernsehens erwarten die Kinder und Preteens einen ehrlichen Umgang der TV-Figuren mit ihren Gefühlen. Im Verhältnis zu den selbst erlebten und gezeigten Emotionen sollen die Fernsehfiguren ihre Emotionen sogar offener zeigen als die befragten Kinder und Jugendlichen dies selbst tun. Insbesondere die Älteren fordern in diesem Kontext mehr Emotionen von den Fernsehfiguren.

Literatur:
Götz, Maya: Was Kinder und Jugendliche im Alltag und beim Fernsehen fühlen. Standardisierte Befragung in Deutschland und 16 weiteren Ländern. TelevIZIon, 27/2014/2, S. 59-63.