Milch Sieben Fakten, die ihr über Milch noch nicht wusstet

Von: Katrin Klaus

Stand: 29.05.2024

Ist Milch so gesund, wie wir als Kind gelernt haben? Warum werden immer mehr Menschen laktoseintolerant? Und was bringen vegetarische Milchalternativen aus Hafer, Soja oder Mandel? Sieben Fakten über Milch, die ihr bestimmt noch nicht kanntet.

Verschiedene Milchprodukte: Käse, Joghurt, Quark und Milch - Ist Milch so gesund, wie wir als Kind gelernt haben? Warum werden immer mehr Menschen laktoseintolerant? Und was bringen vegetarische Milchalternativen aus Hafer, Soja oder Mandel? Sieben Fakten über Milch, die ihr bestimmt noch nicht kanntet. | Bild: colourbox.com

Zwar trinken wir Milch, von der Definition her ist sie aber gar kein Getränk, sondern wegen ihres hohen Nährstoffgehalts ein Nahrungsmittel. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) teilt Lebensmittel in verschiedene Kategorien ein. Unter Getränke fallen solche, die dem Durstlöschen dienen und vergleichsweise wenig Nährstoffe enthalten. In der Milch finden sich aber sehr viele Nährstoffe, Spurenelemente und Vitamine wie etwa hochwertiges Eiweiß, Kalzium, Vitamin B2 und B12, Vitamin A, Eisen, Magnesium, Zink und Jod. Das wusstet ihr noch nicht? Dann kommen hier sieben weitere überraschende Fakten.

Milch: Was wirklich im eiweißreichen Getränk steckt

1. Milch: Gesund oder krebserregend?

Um die weiße Flüssigkeit halten sich Mythen und Gerüchte hartnäckig - auch, weil Studien die unterschiedlichen Ergebnisse liefern. | Bild: picture alliance / photothek | Ute Grabowsky

Wie gesund ist ein Glas Milch am Tag wirklich? Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen.

Vielen Mythen und Gerüchte halten sich hartnäckig über die Milch. Ist sie nun gesund oder nicht? Die Fakten:

  • Das Kalzium in der Milch stärkt unsere Knochen im Wachstumsalter, doch gegen die Krankheit Osteoporose (Knochenschwund) hilft Milch nicht.
  • Krank machen können pasteurisierte Milch (auf 70 Grad Celsius erhitzte) und H-Milch (auf 135 Grad Celsius erhitzt) nicht, denn gefährliche Keime wie Tuberkulose oder EHEC werden dabei abgetötet.
  • Immer wieder taucht in Artikeln und Blogs auf, dass Hormone der Kuh in Frischmilch in den menschlichen Kreislauf eindringen könnten, die dann Prostata- oder Brustkrebs auslösen können. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schätzt die Gefahr für Krebs durch die Hormone der Kuh aber als "sehr gering" ein. Andere Studien bringen andere Ergebnisse: Während sich Hinweise häufen, dass regelmäßiger Milchkonsum (ab einem Glas täglich bis 800 Milliliter) das Risiko von beispielsweise Dickdarmkrebs verringern könnte, lässt dieser bei Männern, die mehr als 1,2 Liter Milch am Tag trinken, das Risiko für Prostatakrebs steigen. Statistisch gesehen sind die Länder, in denen am meisten Milch getrunken wird, auch diejenigen, die die höchsten Raten an Brust- und Darmkrebs aufweisen. Forschende fanden bisher keine Erreger in der Milch, die den Krebs direkt auslösen. Ein indirekter Zusammenhang lässt sich nur schwer nachweisen. Daher schätzt das BfR kein erhöhtes Krebsrisiko durch Milch ein. Immer wieder gibt es Studien, die zwar Hinweise geben, aber keine Belege liefern. Oder die belegen, dass Milch positive Effekte hat. Oder negative. Oder gar keinen Effekt.


Ob Milch nun gesund oder ungesund ist, hängt also nicht nur davon ab, welche Studie man liest, sondern auch von der Menge, die man zu sich nimmt, und ob man Kind oder Erwachsener ist. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) hat die empfohlene Verzehrmenge von Milch und Milchprodukten im Jahr 2024 reduziert: Gesunde Erwachsene zwischen 18 und 65 Jahren sollten statt drei Portionen pro Tag nur noch zwei konsumieren. "Das entspricht einem Glas Milch und einem Joghurt pro Tag - oder einem Joghurt und einer Scheibe Käse", sagt DGE-Sprecherin Antje Gahl. Milch und Milchprodukte seien für Erwachsene in den richtigen Mengen gesund - aber nicht zwingend erforderlich.

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Milch ist GIFT! wissenschaftlich geprüft | Bild: maiLab (via YouTube)

Milch ist GIFT! wissenschaftlich geprüft

2. Laktoseintoleranz: Sie gehört zur Evolution des Menschen

Immer mehr Hersteller nehmen laktosefreie Produkte in ihr Sortiment auf. | Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

Obwohl in Europa nur 5 bis 15 Prozent der Menschen laktoseintolerant sind, greifen immer mehr Konsumenten zu laktosefreien Produkten.

Etwa 15 Prozent der Menschen in Deutschland leiden an Laktoseintoleranz. Das bedeutet, dass sie das Enzym Laktase nicht bilden können, welches die Laktose - den Milchzucker - aufspaltet und verwertet. Das hat eine Vorgeschichte: Erst vor etwa 7.500 Jahren begannen unsere jungsteinzeitlichen Vorfahren in Südosteuropa damit, Milch zu trinken, da sie zuvor laktoseintolerant waren. Nur Babys und kleine Kinder konnten Laktase bilden. Das änderte sich mit einer Genmutation, der sogenannten Laktasepersistenz, wodurch die Menschen Laktose vertrugen. Ein riesiger Vorteil, denn durch die hinzugewonnenen Nährstoffe waren sie unabhängiger von der Jagd.

Dass die Milch ihren Siegeszug so spät startete, lag aber nicht nur an der Laktoseintoleranz, sondern auch an der schlechten Qualität der Rohmilch. Die Menschen damals wussten nicht genug über Hygiene, Bakterien und das Haltbarmachen von Milch ohne Kühlmöglichkeiten, weshalb sie für viele Menschen unbekömmlich war. Dass Milch von Kühen, Schafen und Ziegen aber nahrhaft war, müssen sie gewusst haben, denn Funde aus der Jungsteinzeit belegen, dass sie schon damals Käse produzierten - frei von Milchzucker.

Weltweit ist die Laktoseintoleranz sehr unterschiedlich verteilt, meist wird von einem Nord-Süd-Gefälle gesprochen. In Afrika oder Ostasien sind 65 bis 90 Prozent der Erwachsenen betroffen. Und obwohl es in Europa nur 5 bis 15 Prozent sind, kaufen immer mehr Menschen Nahrungsmittel ohne Laktose. Laut dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) haben 80 Prozent der Deutschen, die laktosefreie Produkte kaufen, gar keine Milchzuckerunverträglichkeit.

3. Geheime Zutat: Achtung, Milch in der Wurst!

Während es für Menschen mit Laktoseintoleranz mittlerweile viele Ersatzprodukte und laktosefreie Lebensmittel gibt, müssen Milcheiweiß-Allergiker aufpassen. Denn hier können bereits kleinste Mengen schwere Reaktionen hervorrufen. Hafer- oder Reisdrinks eignen sich zum Beispiel, um Kuhmilch zu ersetzen. Milcheiweiß aber steckt in viel mehr Produkten, als man erwarten würde. Dazu gehören zum Beispiel Rosinenbrötchen, Leberwurst, Mortadella, Bockwurst, Nusscreme, Margarine, Joghurt-Fruchtgummi, Pommes frites, Kroketten, Kartoffelpüree oder Frühstücksflocken. Für Menschen mit Milcheiweiß-Allergie oder starker Laktoseintoleranz gilt daher: Immer genau die Zutatenliste anschauen!

Milcheiweiß wird zudem häufig als Bindemittel genutzt - vor allem in Fertigprodukten wie Back- oder Tiefkühlwaren, Salatsoßen, Konserven oder Süßigkeiten. Das heißt, wenn ihr eine Milcheiweiß-Allergie oder eine starke Laktoseintoleranz habt, müsst ihr auch beim Essen gehen (Restaurants, Kantinen) aufpassen.

4. Pflanzenmilch: Milch muss nicht immer von der Kuh sein

Der Markt für pflanzliche Alternativen zur Milch wird immer größer und immer mehr Menschen verzichten auf Kuhmilch. | Bild: picture alliance / dpa Themendienst | Zacharie Scheuer

Bei den Deutschen ist Hafermilch die mit Abstand beliebteste Alternative zur Kuhmilch - gefolgt von Mandel- und Sojamilch.

Der CO2-Fußabdruck von Kuhmilch ist etwa drei- bis viermal so hoch wie der von pflanzlichen Milchalternativen. Nur ein Grund, warum immer mehr Menschen zu Hafer-, Soja- oder Mandelmilch greifen. Und das sind nicht nur vegan lebende Menschen: Viele Konsumenten wollen einer repräsentativen Umfrage zufolge damit einen Beitrag zum Tier-, Umwelt- oder Klimaschutz leisten. Allerdings gibt es auch Kritik an Pflanzenmilch: Die Öko-Bilanz der Soja- und Mandelvariante muss nicht besser sein als die von Kuhmilch. Für Sojafelder könnte in Brasilien Regenwald abgeholzt, für Mandeln zu viel Wasser verbraucht worden sein, sagt Jana Rückert-John, Professorin für die Soziologie des Essens an der Hochschule Fulda.

Und wie gesund sind die pflanzlichen Drinks? Das ist umstritten, da viele Menschen Milch aufgrund ihres hohen Nährstoffgehalts trinken. Mit dem können Pflanzendrinks nicht mithalten, die Inhaltsstoffe variieren allerdings je nach Pflanzenbasis stark. Oft werden auch künstlich Nährstoffe hinzugefügt: Sinnvoll sind zum Beispiel Kalzium und Vitamin B12, ungünstig ist Zucker, von dem man nur wenig zu sich nehmen sollte. Ein Vorteil von Pflanzenmilch ist der geringere Fettanteil und die vergleichsweise hohe Menge an Ballaststoffen.

Für Sportler eignet sich Reismilch aufgrund ihrer komplexen Kohlenhydrate, die Energie liefern. Die wenigsten Kohlenhydrate hat Mandelmilch. Hanf-, Lupinen- sowie Cashewmilch weisen die besten Nährwerte auf, sind aber noch nicht weit verbreitet und meist teurer. Die Samen der Süßlupine beispielsweise bilden eine enorme Proteinquelle, die Milch enthält Vitamin E, Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen. Cashewmilch hingegen beinhaltet wichtige Mineralien wie Kupfer und Mangan. Hanfmilch weist gesunde Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Vitamin A und E, Kalzium, Magnesium und Zink auf. Weitere Alternativen sind Haselnussmilch, Kokosnussmilch, Hirsemilch, Dinkelmilch oder Erbsenmilch. Seid ihr Allergiker oder habt Heuschnupfen? Dann testet Soja-, Lupinen- und Erbsenmilch, allesamt Hülsenfrüchte, vorsichtig. Manche Menschen reagieren aufgrund von Kreuzallergien auf Proteine in diesen Pflanzenmilch-Varianten.

Audio: Ist Milch wirklich so schädlich fürs Klima?

5. Pflanzendrink statt Milch: Der Name "Milch" ist gesetzlich geschützt

Übrigens dürfen pflanzliche Milchalternativen in Europa gar nicht als "Milch" vermarktet werden. Der Begriff ist rechtlich geschützt und darf nur für "das Gemelk einer oder mehrerer Kühe" genutzt werden. Daher wird oft das Wort "Drink" verwendet. Mündlich sprechen wir trotzdem oft von Pflanzenmilch.

Für Kuhmilch gibt es sogar ein Gesetz, das erstmals am 31. Juli 1930 in Kraft trat. Seit 1951 heißt es das "Gesetz über den Verkehr mit Milch, Milcherzeugnissen und Fetten". Damit sollten früher Verunreinigungen und Mängel bei der Hygiene der Milch ausgeschlossen werden. Denn damals wurde die weiße Flüssigkeit oft mit Wasser gestreckt. Milchpantscherei mit Wasser war noch harmlos, denn auch Milchfälschungen mit Mehl, Kreide, Gips- und Gummilösung waren in Umlauf. Heute regelt das Gesetz den Verkehr mit Milch und ihren Erzeugnissen und wird immer wieder angepasst.

6. Kaffee-Genuss: Fettarme Milch für den perfekten Cappuccino-Schaum

Wer einen stabilen Cappuccino-Schaum will, sollte auf fettarme Milch zurückgreifen. | Bild: picture alliance / AA | Dogukan Keskinkilic

Eiweiß- und Fettgehalt sind beim optimalen Cappuccino-Schaum entscheidend.

Für den perfekten Cappuccino oder die perfekte Latte Macchiato braucht es einen cremigen, dickflüssigen, aber auch lockeren Schaum. Wie bekommt ihr den am besten hin? Mit 1,5-prozentiger Milch, die beim Aufschäumen nicht wärmer als 60 Grad Celsius wird, sonst fällt der Schaum in sich zusammen. Eiweiß- und Fettgehalt spielen beim Milchschaum eine entscheidende Rolle. Eiweiß macht ihn stabil, Fett cremig. Mögt ihr italienischen Milchschaum, der an halb geschlagene Sahne erinnert, nehmt Vollmilch. Wollt ihr einen stabilen Schaum, wählt fettarme Milch.

7. Milch von anderen Tieren: Ziegen-, Esel-, Kamelmilch - und Saumilch?

Auch Milch vom Schwein ist für den Menschen gut verträglich - und lässt sich sogar zu Käse verarbeiten. In der Praxis ist das Melken aber schwierig. | Bild: picture alliance / Countrypixel | FRP

Saukäse? In der Theorie ist das möglich und lecker könnte er auch sein. In der Praxis birgt das Melken von Schweinen einige Tücken.

Die Anzahl der Milchkühe in Deutschland geht kontinuierlich zurück: 1950 gab es noch etwa fünf Millionen Milchkühe, im Mai 2022 waren es etwa 3,8 Millionen. Diese leisten aber immer mehr, nämlich durchschnittlich 8.500 Kilogramm Rohmilch pro Jahr - 1950 waren das gerade mal knapp 2.500 Kilogramm. Nicht nur von der Kuh - weltweit wird auch die Milch von Schaf, Ziege, Hauspferd, Hausesel, Yak, Lama, Rentier, Wasserbüffel und Kamel verwendet.

Wovon wahrscheinlich die wenigsten gehört haben: Auch Schweinemilch ist für den Menschen gut verträglich und lässt sich sogar zu Käse verarbeiten. Theoretisch. Denn praktisch besteht das Problem, dass sich Schweine extrem schwierig melken lassen - und viel weniger Milch produzieren. Die Zitzen sind gerade mal einen Zentimeter lang, beim Massieren - wie man es beim Euter der Kuh tut - passiert nichts: Es fließt keine Milch. Im Gegensatz zur Kuh hat die Sau auch keine Zisterne, einen Hohlraum im Inneren des Euters, in der einige Liter Milch gespeichert werden. Erzeuger glauben, dass die Milch von Schweinen wegen ihres höheren Fettgehalts einen guten Saumilchkäse ergeben könnte.

Video: So könnt ihr euren Milchersatz selber herstellen

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