Space Night Science Unser Blick in die Sterne

Von: Franziska Konitzer

Stand: 10.08.2022

Wusstet ihr, dass sich am Nachthimmel nicht nur die Heldinnen und Helden aus griechischen Sagen, sondern auch Haare, Emus und eine Luftpumpe verstecken? Die Sterne und ihre scheinbaren Konstellationen sehen nicht nur schick aus, sondern waren auch notwendig, um als Kalender zu dienen. Inzwischen sind die Sternbilder zwar "standardisiert", doch in der Menschheitsgeschichte haben alle Völker und Kulturen unterschiedliche Figuren am Himmel erkannt. Und noch heute vermessen wir die Sterne. Wir blicken so in unsere Vergangenheit, aber auch in unsere Zukunft.

Zwei Menschen betrachten den Sternenhimmel. Am Himmel ist die Konstellation von Orion zu erkennen. Orion ist eine offiziell anerkannte Konstellation der Internationalen Astronomischen Union (IAU). Sternbilder helfen bei der Orientierung unter den Sternen. | Bild: picture alliance / All Canada Photos | David Nunuk

Himmelsatlas: Von Teekannen, Skorpionen und mythischen Figuren

Ausschnitt aus einem Sternenkatalog namens Globi coelestis in tabulas planas redacti descriptio aus dem Jahr 1674 | Bild: picture alliance / CPA Media Co. Ltd | -

In diesem Himmelsatlas aus dem Jahr 1674 kommen die Konstellationen der Sterne sehr bunt daher. Sie scheinen ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Sterne, Sterne, nichts als Sterne: Wie soll man sich da bloß am Nachthimmel zurechtfinden? Um etwas Ordnung an den Himmel zu bringen, kennt die Menschheit schon seit langem Sternbilder: Oftmals helle Sterne werden zu einer Gruppe zusammengefasst, weil sie ausschauen wie ein Mensch, wie ein Tier oder wie eine Figur aus einer Sage. Heutzutage tummeln sich an unserem Nachthimmel der Jäger Orion, ein Bärenhüter, ein Skorpion oder ein Großer und einer Kleiner Hund. Prinzipiell sind der eigenen Fantasie dabei keine Grenzen gesetzt: Während die Konstellation Schütze offiziell als Zentaur mit Pfeil und Bogen dargestellt wird, wollen Manche darin gar eine ganz profane Teekanne erkennen.

Selbst beobachtet: Erkennt ihr die Konstellationen am Himmel?

Space Night science: Jede Kultur hat ihren eigenen Sternenhimmel

88 Konstellationen: Unser Nachthimmel ist aufgeräumt

Sternenkonstellation Luftpumpte (Antlia), sichtbar von der südlichen Hemisphäre der Erde | Bild: IAU and Sky & Telescope magazine (Roger Sinnott & Rick Fienberg) - IAU (CC BY 3.0)

Auch eine Luftpumpe befindet sich am Himmel: Das Sternbild Antlia ist nur von der Südhalbkugel unserer Erde sichtbar.

Es herrscht Ordnung am Himmel: Die Internationale Astronomische Union IAU legte 1922 nämlich ganz offiziell 88 Sternbilder fest, nicht mehr, nicht weniger. Deshalb mögt ihr euch denken, dass da am Himmel der Große Wagen glänzt - aber offiziell ist der Große Wagen keine eigene Konstellation, sondern vielmehr Teil des offiziellen Sternbilds Großer Bär (Ursa Major).

Der Emu an Himmel: Eine Konstellation aus dunklen Wolken

Auf der Spitze des Cerro Paranal hoch über der Atacama Wüste in Chile sitzend, aalen sich zwei der Einheiten des Very Large Telescope im Sternenlicht und beobachten dabei die Milchstrasse, die sich wie eine Brücke über das Paranal-Observatorium der ESO hinzieht. | Bild: ESO/Y. Beletsky

Emu gefällig? Sein Kopf befindet sich über dem linken Teleskop. Das gehört übrigens zum Very Large Telescope VLT und steht in Chile.

Emus sind sehr große, flugunfähige Vögel aus Australien. Trotzdem hat es einer von ihnen bis in den Nachthimmel geschafft: Einige australische indigene Völker erkennen nämlich ein Emu in der Milchstraße. Für ihre Konstellationen verwenden sie nicht helle Sterne, wie in westlichen Kulturen, sondern dunkle Nebel und Wolken im Weltraum. Wenn ihr gerade auf der südlichen Halbkugel seid und den Emu sehen wollt, könnt ihr zunächst nach dem Kreuz des Südens suchen. Die dunkle Wolke zwischen den Sternen dieses Kreuzes ist der Kohlensacknebel - und der Kopf des Emus. Die die staubigen, dunklen Stellen in der Milchstraße bilden den Hals, Körper und Beine des Emus.

Space Night Science: Wo findet ihr welchen Stern?

Nachgefragt: Warum haben sich alle bekannten Kulturen für den Sternenhimmel interessiert?

"Es war zwingend notwendig, sich dafür zu interessieren, denn der Sternenhimmel gibt einen Takt vor. Er gibt die Zeitrechnung vor, er gibt die Jahreszeiten vor. [...] Wenn man sich niederlässt und Ackerbau betreiben möchte, muss man wissen, wann sinnvolle Termine im Jahr sind. Deshalb kommt man um die Astronomie in einer Naturkultur nicht herum."

Susanne M. Hoffmann, Astronomin und Wissenschaftshistorikerin

Space Night science: Ein Satellit, Milliarden von Sternen

Blick in die Zukunft: Auch der Sternenhimmel ist nicht für die Ewigkeit

Die Weitwinkelansicht zeigt die Himmelsregion voller Sterne rund um das Sternbild Orion. Orion selbst ist mit blau leuchtenden Linien nachgezeichnet, Beteigeuze ist als Schulterstern mit einem roten Kreis markiert.  | Bild: ESO/N. Risinger (skysurvey.org)

Der Stern Beteigeuze bildet die linke Schulter des Orion, hier praktischerweise im roten Kringel markiert.

Im Weltraum hält so gut wie gar nichts still - schon gar nicht unsere Sterne. Und so werden sich auch im Laufe der Jahrtausende und Jahrhunderttausende die Sterne unserer Sternbilder verändern, weil sie sich von ihren scheinbar festen Positionen am Nachthimmel wegbewegen. Es wird noch eine Weile dauern, aber dem Jäger Orion wird irgendwann seine linke Schulter abhanden kommen: Der Stern Beteigeuze wird in den nächsten 450.000 Jahren langsam davon driften. Da es sich bei Beteigeuze um einen Roten Riesenstern handelt, könnte es natürlich auch sein, dass er vorher als Supernova explodiert.

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