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Fructoseintoleranz und -malabsorption Wieso ihr Fruchtzucker im Obst nicht vertragt

Stand: 15.05.2024

Verschiedene Obstsorten, die bei einer Fruktoseintoleranz oder Fructosemalabsorption unbekömmlich sein können | Bild: picture alliance/APA/picturedesk.com/Karl Schöndorfer

Wer viel Obst isst, kann das Risiko um bis zu 70 Prozent senken, Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck zu bekommen. Doch Obst enthält auch Fruchtzucker, den nicht alle im Körper gleich gut verarbeiten können. In Europa kann jeder dritte Erwachsene Fruchtzucker nicht richtig über den Dünndarm aufnehmen. Man spricht von einer sogenannten Fructosemalabsorption, die am häufigsten vorkommende Variante von Fruchtzucker-Unverträglichkeit. Die gute Nachricht: Häufig merken Betroffene nichts oder nur wenig. Das trifft vor allem auf Menschen mit einem ausgewogenen Essverhalten zu.

Was ist die Ursache für Fructoseintoleranz?

Fructosemalabsorption

Von Malabsorption (lat.: "schlechte Aufnahme") spricht man, wenn die Aufnahme von Nahrungsbestandteilen durch die Darmwand beeinträchtigt ist.

Kohlehydrate werden durch Enzyme in Einfachzucker wie etwa Fruktose gespalten, die dann von Transportproteinen (sogenanntes GLUT-5) durch die Dünndarmzelle ins Blut weitertransportiert werden. Bei der Malabsorption ist dieses Transportsystem gestört, meist, weil zu wenig Proteine vorliegen. Größere Mengen Fruchtzucker gelangen dadurch unverarbeitet in den Dickdarm und lösen dort die Symptome der Unverträglichkeit aus.

Was sind die Symptome einer Fructoseintoleranz?

Fructoseintoleranz äußert sich häufig in Beschwerden wie Blähungen oder Durchfall.

Wie bei den meisten Intoleranzen gilt auch für die Fructose-Unverträglichkeit, dass klinische Symptome nicht eindeutig zu benennen sind. Zu den Primärsymptomen zählen Bauchschmerzen, Blähungen, übelriechender Stuhl, Durchfall, aber auch Völlegefühl oder Verstopfung. Viele Betroffene leiden zudem an Sekundärsymptomen: Sie sind gereizt und müde, haben Konzentrationsschwierigkeiten oder Probleme mit Schwindel, Atemnot, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Es kann zu einem Mangel an Folsäure und Zink kommen. Im Extremfall können Depressionen auftreten.

Wie kann man sich auf Fructoseintoleranz testen?

Selbsttest

Selbstest mit Apfelsaft

Durch einen Selbsttest kann man grob abschätzen, ob man möglicherweise an einer Lebensmittelunverträglichkeit leidet. Trinken Sie einen halben Liter Apfelsaft, um zu sehen, wie sie auf Fructose reagieren. Bei Symptomen wie Durchfall, Blähungen, Bauchkrämpfen oder gurgelnden Unterleibsgeräuschen ist der Verdacht naheliegend, dass man an einer Fructose-Unverträglichkeit leidet. In dem Fall sollte man die Diagnose mittels Wasserstoffatemtest absichern lassen.

Wasserstoffatemtest

Wasserstoff als Indikator

Ob eine Fructose-Unverträglichkeit vorliegt, lässt sich durch eine Wasserstoff-Atemgas-Analyse feststellen. Dabei wird die Konzentration von Wasserstoff im Atem gemessen, nachdem der Betroffene 50 Gramm Fruchtzucker- oder Milchzuckerlösung auf nüchternen Magen eingenommen hat. Wie funktioniert das?

Atemluft

Die Atemluft gibt Aufschluss

Die im Dickdarm entstehenden Abbauprodukte der Fructose fallen in hohen Konzentrationen an, werden dort teilweise in den Körper aufgenommen und über die Lunge abgeatmet. So ist Wasserstoff schon wenige Minuten, nachdem die Zersetzung begonnen hat, in der Atemluft nachweisbar. Steigt die Konzentration von Wasserstoff im Atem über einen bestimmten Grenzwert an, liegt eine Fructosemalabsorption vor.

Methan

Auch Methan spielt eine Rolle

Bei manchen Personen werden nach dem Verzehr von Fruchtzucker jedoch gleichzeitig auch Bakterien aktiv, die Methangas bilden. Dadurch wird der Wasserstoff im Darm verbraucht und ist in der Atemluft nicht mehr nachweisbar: Der Wasserstoff-Atemtest greift dann nicht. Wird die Atemluft aber gleichzeitig auch auf Methan getestet, ist die Diagnose zu fast 100 Prozent sicher.

Therapie gegen Fructosemalabsorption: Fruchtzucker vermeiden

Bei der Fructosemalabsorption sollte Fruchtzucker vermieden werden. Dieser ist vor allem enthalten in: Obst (vor allem in Äpfeln, Birnen, Zwetschgen), Trockenfrüchten, Fruchtsäften, zuckerfreien Kaugummis sowie in Diabetiker- und Diätlebensmitteln (Diät-Joghurt, Diät-Pudding, Konfitüren, Milchmixgetränke, Softdrinks etc.), zum Teil aber auch in Gemüse.

Warum ihr nicht ganz auf Obst verzichten müsst

Fruchtzuckerhaltiges Obst kann durch gleichzeitigen Verzehr von Traubenzucker (z. B. in Bananen enthalten) bekömmlicher sein. Es ist besser, wenn ihr Fruchtzucker in geringen Mengen über den Tag verteilt esst als in großen Mengen auf einmal. Fasten, Bewegung, Darmmassagen und heißes Wasser trinken sind Maßnahmen, die die Verdauung unterstützen.

Was ist der Unterschied zwischen Fructosemalabsorption und Fructoseintoleranz?

Die Fructosemalabsorption ist nicht das gleiche wie die bekanntere, angeborene Fruchtzuckerintoleranz: Im Falle der Malabsorption wird - im Gegensatz zur völligen Intoleranz - Fruchtzucker zwar vom Körper vertragen, jedoch an der entscheidenden Stelle im Darm nicht aufgenommen. Die Fructosemalabsorption ist keine klassische Allergie, da keine Immunreaktion auftritt.

Sendungen über Fructose- und andere Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln


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