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Gebundene Rotation Die immer gleiche Seite des Mondes

Der Mond weist uns immer die gleiche Seite zu. Dreht er sich also nur um die Erdachse? Nein, der Mond dreht sich um sich selbst - in gebundener Rotation. Das könnt ihr sehen, wenn ihr an seinen Rändern die Mond-Librationen beobachtet.

Stand: 17.10.2022 | Archiv

Gerade bei Vollmond wirkt das Gestirn am Horizont manchmal riesengroß. Dann erkennt man auch, dass er uns immer dieselbe Seite zuwendet. Das liegt an seiner gebundenen Rotation zur Erde. | Bild: Helmut Herbel

In 27,3 Tagen umrundet der Mond einmal die Erde. In der gleichen Zeit dreht er sich auch einmal um seine Achse - und wendet deswegen der Erde immer die gleiche Seite zu.

Gebundene Rotation des Mondes

Diese so genannte gebundene Rotation ist kein Zufall. Die starken Gravitationskräfte der Erde bremsen den viel kleineren Mond in seiner Eigenrotation so ab, dass sich die Rotation an die Umlaufzeit angepasst hat. Der Mond bremst aber auch die Erde etwas ab: Die Gezeitenkraft, die sich sogar im Erdmantel bemerkbar macht, verlangsamt die Rotation der Erde. Jährlich werden die Erdtage durch diese Gezeitenreibung um rund 16 Mikrosekunden (0,016 Millisekunden) länger.

Etwas mehr als die Hälfte: Mond-Librationen

Wir sehen zwar immer die gleiche Seite des Mondes, doch wer genau hinsieht, sieht ein bisschen mehr: Knapp 60 Prozent der Mondoberfläche bekommen wir im Lauf der Zeit zu Gesicht. Durch seine elliptische Bahn ist der Mond mal schneller, mal langsamer in der Umrundung der Erde - nicht aber in seiner Eigenrotation. Dadurch dreht er uns mal mehr die westliche Seite, mal mehr die östliche zu. Dann können wir ein kleines Stück über seinen rechten oder linken "Rand" hinaus sehen. Und durch die Schräge seiner Bahn zur Ekliptik sehen wir mal etwas nördlichere oder südlichere Bereiche seiner Oberfläche. Diese Schwankungen heißen Librationen des Mondes - sein scheinbares Pendeln um die Achse, aus unserem Blickwinkel. Ihr könnt die Librationen sehen, wenn ihr die Krater oder Berge am Rand der Mondscheibe durch ein Fernrohr beobachtet.

Die Gravitationskraft des Mondes stabilisiert die Erdachse. Die Erde würde ohne ihren Trabanten leicht ins Taumeln geraten - etwa, wenn ein Planet wie Mars nahe an uns vorbeizieht. Und eine taumelnde Erdachse würde die Jahreszeiten buchstäblich Kopf stehen lassen. Doch wie der schwingende Hammer den Hammerwerfer beim Drehen stabilisiert, so stabilisiert uns unser Mond - und zugleich das Klima der Erde.

Wir sehen zwar immer dieselbe Seite - davon aber unterschiedlich viel. Hier erfahrt ihr mehr über die Mondphasen von der Sichel bis zum Vollmond.


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