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Dämmerung - Zwischen Tag und Nacht Bürgerlich, nautisch oder astronomisch

Zwischen dem hellen Tag und der finsteren Nacht liegt ein zauberhafter Moment: die Dämmerung. Wenn ihr euch aufmacht, um Planeten, Sterne oder Sternschnuppen zu suchen, kann es entscheidend sein, wie stark die Dämmerung vorangeschritten ist.

Stand: 17.10.2022 | Archiv

Mit dem Moment des Sonnenuntergangs ist es noch keineswegs vorbei mit dem Sonnenlicht. Der Wechsel vom sonnenhellen Tag zur finsteren Nacht oder umgekehrt kann sogar mehrere Stunden dauern - es dämmert. Daher herrscht zu jedem Zeitpunkt nur auf 35 Prozent der Erdkugel tiefe Nacht, während auf der halben Erdkugel heller Tag ist. 15 Prozent der Erde liegen jeweils gerade in der Dämmerung. Dieses fahle Licht, das den Himmel mehr oder minder erhellt, entsteht, wenn die Sonne so knapp unter dem Horizont steht, dass ihre Strahlen noch die oberen Luftschichten der Erde erreichen, die ihr Licht reflektieren und streuen.

Bürgerlich, nautisch oder astronomisch

Als "bürgerlich" bezeichnet man die Dämmerung direkt nach dem Sonnenuntergang. Darauf folgen die nautische und die astronomische Dämmerung. | Bild: BR, dpa

Die erste Dämmerungsphase

Man unterscheidet drei verschiedene Arten der Dämmerung, je nach Grad der Dunkelheit: Während der so genannten bürgerlichen Dämmerung könnt ihr noch bequem ohne künstliches Licht lesen. Die Sonne steht höchstens 6 Grad unter dem Horizont. Am Abendhimmel erstrahlen die ersten Gestirne: besonders die hellen Planeten Venus und Jupiter, aber auch manche der hellsten Sterne wie Sirius.

Die nautische Dämmerung setzt nach der sogenannten bürgerlichen ein. Helle Planeten sind schon zu sehen, | Bild: BR, dpa

Nach der Seefahrt benannt

Darauf folgt die nautische DämmerungSterne bis zur dritten Größenklasse werden jetzt sichtbar - ihr könnt die ersten Sternbilder ausmachen. Die nautische Dämmerung endet, wenn die Sonne 12 Grad unter den Horizont gesunken ist.

Die letzte Dämmerungsphase, bevor die Sonne auch die höher über uns gelegenen Luftschichten nicht mehr erreicht. (Beziehungsweise die erste Phase bei Sonnenaufgang) | Bild: BR, dpa

Die letzte oder umgekehrt erste Dämmerungsphase

Aber erst, wenn die Sonne tiefer als 18 Grad unter dem Horizont ist, endet auch die so genannte astronomische Dämmerung. Jetzt erreicht das Sonnenlicht auch die höheren Luftschichten über uns nicht mehr, der Himmel wird richtig dunkel und ist mit Sternen übersät - die beste Zeit für Sterngucker. Morgens verlaufen die drei Phasen der Dämmerung in der umgekehrten Reihenfolge, bis die Sonne aufgeht.

Dämmerungsdauer je nach Jahreszeit

Tageslänge im März rund um den Frühlingsbeginn

Die Dämmerung dauert unterschiedlich lange, je nachdem, wie tief die Sonne unter den Horizont sinkt. In Frühjahr und Herbst geht es am schnellsten: Etwa 31 Minuten nach Sonnenuntergang endet die bürgerliche Dämmerung, weitere 37 Minuten später geht auch die nautische Dämmerung in die astronomische über, weitere 38 Minuten später ist auch diese zu Ende - eine Stunde und 46 Minuten nach Sonnenuntergang ist es finstere Nacht.

Tageslänge im Dezember rund um die Wintersonnwende

Im Winter dauert die bürgerliche Phase sechs Minuten länger, die nautische um ein bis zwei Minuten. Die astronomische Dämmerung endet somit erst eine Stunde und 55 Minuten nach Sonnenuntergang - insgesamt rund zehn Minuten später.

Tageslänge im Juni rund um die Sommersonnwende

Im Sommer ist der Unterschied am größten: Jetzt dauert die bürgerliche Dämmerung 41 Minuten, die nautische Dämmerung 59 Minuten und die astronomische ganze eindreiviertel Stunden - die gesamte Dämmerung dauert also fast dreieinhalb Stunden, doppelt so lang wie im Frühjahr oder Herbst (Zeiten für das Standort-Beispiel Bayern).

Dabei spielt auch der Abstand zum Äquator eine Rolle: Am Äquator gibt es fast keine Dämmerung, da hier die Sonnenbahn fast senkrecht zum Horizont verläuft - die Sonne sinkt schnell tief unter den Horizont. Je näher wir den Erdpolen kommen, umso ausgeprägter wird der Dämmerungsverlauf zu bestimmten Jahreszeiten. Bis zu den Extremen wie der Polarnacht oder den "weißen Nächten".

Weiße Nächte und Polarnacht

Die lauen Sommernächte sind nicht nur deutlich kürzer als im Winter - sie sind auch heller: Denn in den "weißen Nächten" von Mitte Mai bis Mitte August steht die Sonne so weit nördlich, dass sie auch nachts nicht tiefer als 22 Grad unter den Horizont sinkt - vom Süden Deutschlands aus gesehen. Bis nach Mitternacht muss sich der Sternenfreund gedulden, erst dann endet die astronomische Dämmerung. Vier Breitengrade nördlicher wird es gar nicht mehr richtig dunkel, da die Sonne nicht einmal die nötigen 18 Grad unter den Horizont sinkt - etwa in Berlin oder Hamburg.

An Orten, die mehr als 22 Grad nördlich von uns liegen, gibt es gar keinen Sonnenuntergang mehr: In Schweden, Norwegen, Finnland und Teilen Russlands sieht man jetzt rund um die Uhr die Mitternachtssonne. Und am Nordpol steht die Sonne sogar fast 20 Grad über dem Horizont - ununterbrochen. Der Tag dauert ganze 24 Stunden - und wird Polartag genannt. Am Südpol herrscht dagegen gerade die Polarnacht: Die Sonne geht überhaupt nicht auf.


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