Es wird erzählt, dass sich die 24 weisesten Philosophen und Philosophinnen der Welt versammelten und eine lange Zeit gründlich über alle großen Fragen der Menschheit nachdachten. Sie fragten nach dem Woher und Wohin, nach dem Warum und dem Sinn. All diese weisen Frauen und Männer redeten miteinander, überlegten, tauschten ihre Meinungen aus, stritten sich friedlich und einigten sich am Ende. Begeistert staunten sie über ihre Fragen und mehr noch über ihre Antworten. Sie waren so gut und so schön und so wahr, wie es die Menschheit noch nie zuvor sah. Und sie freuten sich, jubelten und hätten am liebsten die ganze Welt umarmt. Doch dann bemerkten sie, eine Frage blieb auch für sie ungeklärt: Was ist GOTT? (…) Im Rückblick erschraken die Philosophen über ihren Plan, alles auf der Welt und sogar Gott zu erklären. Ohne es zu merken, waren sie in Gefahr geraten, sich über alles zu erheben und selbst zu sein wie Gott. Der Mensch ist nicht Herrscher über die Welt, er soll sie beschützen, bebauen und bewahren. Alle neigten dankbar den Kopf und spürten: So klein sind wir, aber so groß, um das zu erkennen. Vor allem aber verstanden sie: Gott ist unsere größte Frage und bleibt ein ewiges Geheimnis.

Entnommen aus: Rainer Oberthür "Die Gottsucher. 24 Wege auf der Spur des Verborgenen", Kösel Verlag, München 2023