Ausgabe: 12/1999/2 - TEXTAUSZUG:
Ah oh - jetzt ist Teletubby-Zeit" Ergebnisse einer qualitativen Untersuchung
Probleme sind von den "Teletubbies" nicht zu erwarten. Kinder sollten sich aber während und nach der Sendung bewegen und ausdrücken dürfen. "Sind die ‚Teletubbies‘ wirklich für kleine Kinder geeignet?" "Müssen diese Wiederholungen sein?" Und vor allem: "Was soll diese Sprache?" Das sind die Fragen irritierter und besorgter Eltern, die einen negativen Einfluß der Kindersendung "Teletubbies" auf ihre Kinder befürchten. Denn auch schon zweijährige Kinder schauen begeistert die "Teletubbies".Diesen und anderen Fragen geht eine Studie nach, die "weiterbildung live" im Auftrag des Kinderkanals durchgeführt hat. In einer qualitativen Untersuchung wurden 11 Kinder einer Kindertagesstätte im Alter von zwei bis fünf Jahren unter folgenden Fragestellungen beobachtet und interviewt:
Innerhalb eines Zeitraumes von drei Wochen schauten Kinder, die auch zu Hause die "Teletubbies" sehen, mehrere "Teletubbies"-Filme in ihrer Kindertagesstätte an. Ihre Verhaltensweisen und Reaktionen während des Zuschauens sowie anschließende Spielsituationen wurden auf Video aufgenommen und auf dem Hintergrund alters- und entwicklungsspezifischer Merkmale ausgewertet. Dazu wurde für jedes Kind ein Entwicklungsprofil mit individuellem Entwicklungsstand und Entwicklungsthemen erstellt. Interviews und Befragungen der Eltern und Erzieher/innen sowie die entwicklungspschologische Einschätzung der Begleiterinnen des Projektes bildeten hierzu die Grundlage. Die Untersuchung ergab folgende Ergebnisse: Die "Teletubbies" bieten den Kindern vornehmlich Spaß und Unterhaltung Freude erleben und sich unterhalten sind für die Kinder die wichtigsten Erlebnisqualitäten der "Teletubbies". Die Kinder zeigten keinerlei Verhaltensweisen, die Hinweise auf angstauslösende oder spannungsgeladene Elemente der Sendung geben. Sie vermittelt eine ruhige und frohe Stimmung, die den Kindern hilft, sich zu entspannen. In den Beobachtungssituationen gestalteten die Kinder dementsprechend ihren "Fernsehplatz" mit Decken und Polstern, einige Kinder legten sich während des Zuschauens hin.
Die Teletubbies sind für Vorschulkinder problemlos zu verarbeiten und bieten Anregungen zum Mitmachen Gestaltung und Aufbau der Sendung entsprechen den Wahrnehmungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten von Vorschulkindern. Lange Bildeinstellungen, langsame Schnitte, einfache Handlungsstränge und Wiederholungen sowie die sprachliche und musikalische Gestaltung setzen an den Wahrnehmungsbesonderheiten von Vorschulkindern an. Das Format der Sendung eröffnet den Kindern die Möglichkeit, sich auch einmal vom Fernseher abzuwenden, das Gesehene im Spiel oder Gespräch zu verarbeiten oder sich anderen Beschäftigungen zuzuwenden.
Die Kinder identifizieren sich mit den Teletubbies Die zwei- bis dreijährigen Kinder identifizieren sich aufgrund des kleinkindhaften Aussehens und Verhaltens mit den "Teletubby"-Figuren. Sie erkennen im Fernsehen eigene Spielvorlieben und Bewegungsmuster wieder und fühlen sich durch diese angesprochen.
Vier- bis fünfjährige Kinder identifizieren sich mit den "Teletubbies" als Freundesgruppe, die gemeinsam spielt und zusammenhält. Freundschaft ist ein wichtiges Entwicklungsthema dieser Altersstufe. Die Kinder sind zunehmend auf der Suche nach Modellen für gelungene Freundschaft mit Gleichaltrigen. Die "Teletubbies" zeigen ein fröhliches und aufeinander bezogenes Miteinander.
Zwei- bis dreijährige Kinder werden durch die "Teletubbies" positiv angeregt und in ihrer Entwicklung unterstützt Die Einspielfilme und Spielszenen in der Sendung entsprechen dem Erfahrungshorizont dieser Altersgruppe. Sie bieten auch jeweils neue Informationen an. Die Wahrnehmung zwei- bis dreijähriger Kinder orientiert sich beim Fernsehen vor allem an den bekannten, wiedererkennbaren Elementen. Die Kinder sehen in den "Teletubbies" bekannte Spielzeuge und kleine Spielszenen, die sie aus dem eigenen Lebensumfeld kennen. Neue Elemente, wie Zahlen oder Begriffe, werden wiederholt, so dass die Kinder diese langsam kennenlernen können. Die Sendung bietet Anregungen, Zeit zum Mitmachen und zum Bewegen.
Vier- bis fünfjährige Kinder können sich während des Zuschauens entspannen, erhalten jedoch keine neuen Entwicklungsanreize Sie finden die "Teletubbies" zwar nett, nutzen die Sendung jedoch eher zur Entspannung und als Hintergrundmedium.
Die Sendung bietet den Kindern Orientierung und die Möglichkeit sich als kompetent zu erleben Die vielen Wiederholungen und Rituale in der Sendung geben den Vorschulkindern eine Orientierung und helfen ihnen, die Handlung ohne Anstrengung zu verfolgen. Die Kinder erleben sich kompetent, weil sie Dinge wiedererkennen, einordnen und benennen können.
Die Teletubbies haben keinen negativen Einfluß auf die Sprachentwicklung Die Gestaltung der Sendung regt Kinder an, mitzusprechen, mitzusingen und Handlungen zu kommentieren. Die Bewegungsimpulse, die während der Sendung ausgelöst werden, unterstützen die Sprachentwicklung, denn über das Tun vollzieht das Kind leichter die sprachliche Bedeutung. Während des Zuschauens freuen sich die Kinder, wenn sie bekannte Elemente wiedererkennen und drücken dies auch sprachlich aus.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass keine
negativen Einflüsse auf die Entwicklung der Kinder zu erwarten sind.
Die Sendung entspricht den entwicklungsbedingten Bedürfnissen und
Interessen von Vorschulkindern. Aufbau und Gestaltung der Sendung regen
die Kinder zum Mitmachen und zum Bewegen an und geben Impulse, die die
Entwicklung der Kinder unterstützen. Wichtig ist, dass sich die Kinder
während und nach der Sendung bewegen und ausdrücken dürfen.
Die Beobachtungen der Kinder während des Anschauens der "Teletubbies"
zeigten, dass sie sich selbst diese "Fernsehpausen" nehmen.
Und gerade dies ermöglicht die Gestaltung der Sendung mit ihrem langsamen
Tempo, den Wiederholungen und dem ritualisierten Ablauf.
sind Dipl.-Heilpädagoginnen und arbeiten für "weiterbildung live" in Bad Honnef.
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