Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen, IZI

Ausgabe: 12/1999/2 - TEXTAUSZUG:



Dafna Lemish und Chava E. Tidhar

"Teletubbies" und die Meinung von Müttern und anderen Experten in Israel

 

Vor allem Mütter aus der Mittelschicht in Israel schätzen die "Teletubbies" und lassen ihre Kinder beruhigt diese Serie anschauen.

Es ist halb fünf Uhr nachmittags. In etwa 28% aller Haushalte1 in Israel wachen die
ganz Kleinen von ihrem Mittagsschlaf auf oder die Vorschüler kommen aus der Kindertagesstätte und machen sich direkt auf den Weg ins Wohnzimmer, um ihre Lieblingssendung "Teletubbies" anzusehen. Manchmal gesellt sich noch ein älteres Geschwisterchen dazu, während das Kleine im Laufstall oder Kinderstuhl sitzt und neugierig zusieht. Die Mütter schätzen die halbstündige Verschnaufpause, eilen in die Küche oder zur Waschmaschine, um das beste aus der gewonnenen Zeit zu machen. Andere Mütter sehen mit ihren Kindern gemeinsam fern.

Die große Beliebtheit der "Teletubbies", einer Sendung aus Großbritannien, die sich an Kleinkinder und Vorschüler richtet, erregte unsere Aufmerksamkeit aus verschiedenen Gründen. Zum Zeitpunkt dieser Studie lief die Sendung seit fünf Monaten im öffentlichen israelischen Fernsehen (Channel 1). Mit dem Verkauf der Merchandising-Ware (Spielzeug, Kleidung, Accessoires) war gerade begonnen worden. In den Zeitungen aber ging die Diskussion weiter. Das Programm ist im israelischen Fernsehen ein Novum. Es richtet sich an ein sehr junges Publikum, zieht jedoch auch ältere Kinder an. In einem Umfeld, in dem die meisten Bildungsprogramme für Kleinkinder von Israel Education Television, dem israelischen Bildungssender ausgestrahlt oder auf Video verkauft werden, waren die "Teletubbies" eine Überraschung.

Unsere früheren Studien haben gezeigt, daß Kleinkinder vom Fernsehen profitieren können. Lemish (1987; Lemish u. Rice, 1986) fand heraus, daß bereits Einjährige, und erst recht ältere Kleinkinder, Dinge nachahmten, Wörter lernten, sich Begriffskonzepte aneigneten (z.B. Größen, Formen, Farben, Buchstaben, Zahlen) und daß ihnen die Art der Sendungen gefiel. Tidhar (1987) fand heraus, daß Vorschulkinder Grundkonzepte und eine Toleranzbotschaft aus der früheren israelischen Version der "Sesamstraße" mitbekamen. Sie fand ebenso heraus, daß kleine Kinder mit der Sendung "No Secrets" die ersten Schritte in Richtung Lesen unternahmen. "No Secrets" wurde vom israelischen Bildungsfernsehen genau zu diesem Zweck produziert.

Für uns Forscher liegt der größte Reiz bei den "Teletubbies" darin, daß die Serie globalen Charakter für sich beansprucht - ein Programm, das auf alle Kinder paßt und das sich an ein junges Publikum aller Altersgruppen und aller Kulturen richtet. Nicht viele Bildungssendungen haben weltweit solche Erfolge gefeiert; die wichtigste Sendung ist hier natürlich die "Sesamstraße", und keine hat sich bisher speziell an Kinder gewandt, die noch nicht sprechen können. Keine Sendung kam bisher praktisch im Original auf den Markt, d. h. ohne kulturelle Adaption (ausgenommen der Synchronisation einiger kurzer sprachlicher Äußerungen).

Diese Art von globalisiertem Kinderfernsehen liegt nun im Hauptinteresse der Forschungsarbeit (s. a. Lemish u.a. 1998). Die Spannungen, die sich aus dem Trend nach kultureller Homogenität einerseits und einem wachsenden Identitätsbewußtsein andererseits ergeben, verstärkt die Diskussion um Kinder als die zukünftigen Schöpfer und Verbraucher von Kultur. Das ist besonders im Zusammenhang mit Israel von großem Interesse, wo das Fernsehen ursprünglich der Integrierung der Nation diente sowie israelische Werte verstärken und bei der Entwicklung einer kulturellen Identität helfen sollte (Katz, Haars u. Gurevitch 1997). Die grundlegenden Veränderungen in der Fernsehlandschaft während der vergangenen zehn Jahre - ein zusätzlicher kommerzieller Kanal und das Kabelfernsehen - regten die Diskussion über das Potential des Fernsehens, hinsichtlich eines Kulturimperialismus im allgemeinen und einer Amerikanisierung im besonderen, weiter an. Da die Fernsehkost junger israelischer Zuschauer zu über 50% aus Importware besteht, war es eine Herausforderung, die Reaktionen zu einer Sendung zu untersuchen, die den Angaben nach ohne kulturelle Botschaft auskommt.

Darüber hinaus lassen frühere Forschungsarbeiten erkennen, daß die Mittlerrolle der Eltern entscheidend dazu beitragen kann, wie Kinder Sendeinhalte verarbeiten. Zu den elterlichen Strategien gehören die Anregung zu positivem Fernsehen, Verstärken der Inhalte, erklärende Worte während des Fernsehens, Erklärungen und Fortführung des Themas, oder auch einfach nur die Anwesenheit beim gemeinsamen Fernsehen (siehe z.B. Abelmann 1990; Austin 1993; Desmond u.a. 1985; Messaris 1987; Reiser, Tessmer u. Phelps 1984; Salomon 1977). Tidhar und Levinsohn (1997) zeigten jedoch, daß der Übergang vom Fernsehmonopol zum Kabelfernsehen in Israel Veränderungen in der Art und Weise der elterlichen Kontrolle und Aufsicht mitbrachte: Im Umgang mit dem erweiterten Sendeangebot neigen Eltern dazu, den Kindern beim Fernsehen größere Unabhängigkeit einzuräumen. Heute sitzen mehr Kinder alleine vor dem Fernseher und suchen sich ihre Sendungen selbst aus. Es war interessant herauszufinden, ob israelische Eltern den "Teletubbies" Lernwert zuordnen oder nicht, ob sie sich die Sendung zusammen mit ihren kleinen Kindern ansehen, und wenn ja, auf welche Weise sie sich einbringen.

Wir betrachteten in unserer Studie somit die ersten Eindrücke, die die "Teletubbies" bei den Erwachsenen in Israel hinterließen.

Die Studie

Nico, 4 Jahre, knuddelt seine Laa-Laa

Um einen Einblick in diesen Themenbereich zu bekommen, interviewten wir 29 Personen. 20 davon waren Mütter von 39 Kindern im Alter zwischen 6 Monaten und 10½ Jahren. Das Interesse an den "Teletubbies" war unterschiedlich stark; manche warfen nur einen gelegentlichen Blick darauf, andere verfolgten es treu Tag für Tag. Außerdem befragten wir neun Fachleute (drei davon sind bei den oben erwähnten Müttern dabei). Wir richteten uns an zwei Arten von Experten - Leute mit praktischer Medienerfahrung sowie Akademiker/Lehrer. In der ersten Gruppe waren drei Ressortleiter dabei: Der Direktor des Kinderfernsehens beim öffentlichen Kanal, der die "Teletubbies" sendet, der Programmdirektor des israelischen Bildungsfernsehens und der Direktor des Kinderkabelkanals. Außerdem interviewten wir den Leiter des geplanten Kleinkinderkabelkanals sowie einen Journalisten/Fernsehproduzenten, der sich auf Kleinkinder spezialisiert hat. Zur zweiten Gruppe gehörten Akademiker und Frühpädagogen: Ein Leiter des Schulministeriums für Kindertagesstätten, ein Leiter des Schulministeriums für Vorschulen, ein Experte für die Entwicklung von Lehrplänen für 2- bis 3jährige, ein Experte für Sondererziehung und ein Akademiker mit Fachgebiet Kinder und Medien. Vier weitere Interviews wurden mit Verwandten der oben angegebenen Mütter geführt, die darauf bestanden hatten, angehört zu werden: eine Großmutter, ein Vater und zwei weibliche Heranwachsende im Alter von 16 und 10½ Jahren.

Alle Teilnehmer kamen aus der gebildeten Mittelschicht und machten gerne mit. Die Mütter wurden nach dem Schneeballsystem ausgewählt, die Fachleute durch unsere beruflichen Kontakte. Wir befragten die Mütter nach den Fernsehgewohnheiten ihrer Kinder und wie sie sich während und nach der "Teletubbies"-Sendung verhalten. Sie teilten uns ihre eigenen Ansichten über die "Teletubbies" mit und welche Rolle die Sendung im Leben ihrer Kinder spielt. Die Fachleute vermittelten professionelle Analysen des Programms und welche Werte es seinem jungen Publikum potentiell mitgeben kann. Die Interviews wurden von den Autoren durchgeführt und dauerten zwischen einer halben Stunde und einer Stunde; die Aussagen wurden beinahe wörtlich handschriftlich aufgezeichnet.

Ansichten zu den "Teletubbies"

Die Analyse der Mitschriften konzentrierte sich auf verschiedene Themen, die im Interview zum Ausdruck kamen. Interessanterweise waren sich die interviewten Personen über die vorliegenden Punkte einig - unterschieden sich jedoch in ihrer Interpretation und der damit verbundenen Bewertung. Allgemein kann man sagen, daß die Fachleute den "Teletubbies" gegenüber wesentlich enthusiastischer gestimmt waren als die Mütter; sie brachten Analysen der einzelnen Segmente und hoben deren hohe Eignung für das Zielpublikum hervor. Die Mütter jedoch hatten wesentlich stärker die Reaktionen der eigenen Kinder vor Augen. Um es in der Terminologie kultureller Studien auszudrücken, kann man im großen und ganzen sagen - und es überrascht nicht -, daß sich die Fachleute stärker mit der Filmanalyse beschäftigen, während sich die Mütter mehr auf die Rezeption der Kinder konzentrieren. Wir kommen nun zu den Hauptthemen, die sich aus unseren Daten ergeben haben: die allgemeine Einschätzung der Qualität des Programms hinsichtlich des edukativen Inhalts und der Produktion; den vom Programm vermittelten Werten und schließlich der Fernsehgewohnheiten sowie der elterlichen Aufsicht.

Einschätzung der Qualität hinsichtlich des edukativen Inhalts und der Produktion

Mütter wie Fachleute hoben den hohen Standard der Produktion sowie die Umsicht bezüglich der Lerninhalte hervor, die bei den "Teletubbies" eingeflossen sind. Zwei Bereiche fielen besonders auf: die Grundstimmung in der Sendung und die Art des Inhalts.

Eine glückliche und sichere, aber langweilige Fernsehwelt?

Alle Teilnehmer stimmten zu, daß die "Teletubbies" den kleinen Kindern eine heile Welt vermitteln. "Es ist ein förderliches Programm", beschrieb es eine Mutter von zwei Töchtern im Vorschulalter. "Es ist einfach ein gutes, problemfreies Programm, nett gemacht..." "Es ist ein Programm, das vom Gutsein erfüllt ist." Die Interviewten sprachen von der "gemeinen Welt da draußen", in der Kinder von heute aufgezogen werden. Im engeren sozialen Bereich sprachen sie vom spannungsreichen und anspruchsvollen Leben der Kinder von heute. "Alles ist so bedrohlich, und plötzlich ist da diese Serie, die die Kinder einfach nur lachen läßt und mit der sie sich positiv identifizieren können", sagte ein Leiter für Kinderprogramme. "Die Sendung ist so voller Freude. Heutzutage werden die Kinder mit so schrecklichen Dingen konfrontiert, hier haben wir einmal das Gegenteil", erklärte eine Mutter von zwei Töchtern, eine im Vorschul-, die andere im Babyalter.

Dipsy, Tinky Winky, Laa-Laa und Po

Gelegentlich wurden auch die persönlichen Umstände der eigenen Kinder beschrieben, wie das die Mutter eines 5jährigen Jungen tat: "Wir haben gerade erst Anfang des Jahres zu einer neuen Vorschule gewechselt, und zum ersten Mal mußte er mit physischer und verbaler Gewalt fertig werden. Er war der jüngste an der Schule, und ich glaube, es war hart für ihn... ich habe das Gefühl, daß die "Teletubbies" eine Antithese dessen sind, was in der Vorschule passiert. Dieses Programm ist auf gewisse Weise sanft und lieb. Es kommt genau eine halbe Stunde, nachdem er von der Schule heimkommt. Dann sitzt er in seinem Sessel in einer völlig anderen Welt, und ich habe das Gefühl, daß er seine Energien damit wieder zurückerhält und zum Leben erwacht. So kommt es mir vor."

Den Müttern zufolge sind die "Teletubbies" ein Programm, das sie ihre Kinder gefahrlos anschauen lassen können und bei dem sie den Inhalt nicht ständig im Auge behalten müssen. Im Laufe der Interviews wurde deutlich, daß viele dieser Familien der gebildeten Mittelschicht davon absehen, ihre kleinen Kinder fernsehen zu lassen, wenn die elterliche Kontrolle über den Sendeinhalt fehlt. Vielmehr sehen ihre Kinder ausgesuchte gekaufte Videos oder gezielte Aufzeichnungen. Unter diesen Umständen sind die "Teletubbies" eine Ausnahme. Hier haben sie den Eindruck, daß am Bildschirm nicht plötzlich etwas auftaucht, was ihren Kindern potentiellen Schaden zufügen könnte.

Viele beschreiben den emotionalen Zustand ihrer Kinder beim Ansehen der "Teletubbies" als pure "Freude". Sie sitzen mit lachenden Gesichtern vor dem Bildschirm und vermitteln wirklich das Gefühl von Frieden und Freude. "Wenn sie die Sendung sieht, ist sie einfach glücklich, sitzt da und lächelt und ist glücklich", erzählte die Mutter einer 4½jährigen Tochter.

Wurde das heile und glückliche Weltbild der Sendung einerseits als positiv empfunden, gab der wenig anspruchsvolle Inhalt für Kinder ab zwei Jahren und darüber mehr Anlaß zur Debatte. Für manche Mütter bot das Programm ihren Kindern eine Entspannungspause, eine dringend notwendige "Auszeit" vom täglichen Alltag. Andere begegneten der Sendung mit gemischten Gefühlen, fanden, daß sie zu undefiniert, zu locker und vage ist. "Es schadet nicht, aber es bringt auch nichts", beschreibt es die Mutter eines 6jährigen und eines 3½jährigen Mädchens. "Die jüngere sieht sich viele Sendungen gemeinsam mit der älteren an, und das verlangt eine Menge von ihr ab; und sie muß viel kombinieren, aber bei den "Teletubbies" wird nichts abverlangt. Sie sitzt einfach nur da und ruht sich auf ihren Lorbeeren aus und rafft sich nicht auf, etwas zu verstehen. Zu einfach."

Einer der Fachleute entwickelte dieses Argument sogar noch weiter: "Alles ist lustig und geht viel zu einfach. Es gibt keine Anstrengungen oder Schwierigkeiten, die ein Kind zu jeder Stunde erfährt und mit denen es sich identifizieren kann. Nie versuchen die "Teletubbies", einen Gegenstand zu erreichen, der außerhalb ihrer Reichweite ist, nie tun sie etwas, das nicht sofort funktioniert, oder machen eine schwierige Bewegung. Bei der Sprache ist es genauso - kleine Kinder nuscheln oft etwas und werden ärgerlich, wenn man sie nicht versteht. In dieser Sendung geht alles ganz einfach. Es gibt keine Schwierigkeiten." Eine andere Mutter eines 4- bzw. 2jährigen Mädchens brachte das Gegenteil zum Ausdruck: "Alles in ihrem Leben ist anstrengend, was kümmert es mich daher, wenn mal eine Sendung dabei ist, die nichts bringt außer Freude."

Altersgemäßer oder schwacher Inhalt?

Die befragten Fachleute waren sich einig in ihrem Lob, daß man viel Mühe darauf verwendet habe, die Serie tatsächlich auf 1- bis 2jährige abzustimmen. Sie sprachen von der einfachen Strukturierung und von dem Konzept, alles in einer Welt stattfinden zu lassen, die dem Kind vertraut ist. Zu den Elementen zählten sie unter anderem den bedächtigen Handlungsablauf, die Wiederholungen, die einfachen Aussagen, das Begrüßungs- und Verabschiedungsritual, das Ansprechen der Sinne, die Figuren, das lachende Babygesicht in der Sonne und das Umfeld. Sie sprachen vom Identifikationsprozeß mit den Figuren, der ästhetischen Landschaft und der Bedeutung, die Bewegung und Musik dabei spielen. Einer der Fachleute war voller Bewunderung: "Für mich war es wie ein Wunder. Ich war völlig hingerissen. So etwas habe ich noch nie gesehen. Was für eine Mühe hat man sich da für diese Altersgruppe gegeben!"

Da die Sendung jedoch von so vielen Altersgruppen verfolgt wird, stellt sich die Frage zur Eignung des Inhalts. Die Mutter eines 5jährigen Kindes beispielsweise beschwert sich darüber, daß die Sendung zu simpel bzw. der Wortschatz zu begrenzt ist; und sie denkt dabei an ihr eigenes Kind, nicht an die ursprünglich angedachte Zielgruppe. Viele überraschte die Tatsache, daß so ein "infantiles" Programm auch den viel älteren, klugen, gut entwickelten und weiter fortgeschrittenen Nachwuchs interessiert. Aus dieser Zwickmühle heraus bekannte einer der Fachleute: "Als ich das Programm zum ersten Mal sah, war mir dessen Macht nicht bewußt. Mein Respekt dafür wuchs erst, als ich die Wirkung sah, die es auf Kinder hat... Mit Tatsachen kann man da nicht argumentieren - und die Kinder lieben es."

Mehrere inhaltsrelevante Punkte wurden in den Interviews immer wieder angesprochen. Die Rolle der Sprache kam dabei besonders häufig vor. Alle waren sich einig, daß man versucht hat, eine einfache, klare Sprache zu benutzen, die sich an Kinder richtet, die gerade das Sprechen lernen. Die Fachleute sprachen die einfachen Silben an, die am Beginn der Sprachentwicklung stehen (dazu gehören auch die Namen der Figuren) und das Gekicher. Eine Person lobte besonders den minimalen Gebrauch von Sprache: "Mir gefällt besonders das Physische. Es ist nicht alles so verbalisiert. Das Fernsehen behandelt die Dinge immer so verbal, für Kinder halte ich das als ziemlich bedrückend." Eine Mutter von drei Töchtern im Alter von 10 und 8 Jahren sowie 17 Monaten sagt: "Es ist in Ordnung, wenn sie es mit einer Sprache zu tun haben, die ein Kind verstehen kann. Das ist gut. Sie sprechen nicht falsch, sondern in der Art, wie es Babys tun. Damit habe ich kein Problem." Den Müttern fiel auf, daß die Sprache absichtlich auf ein Minimum reduziert und vereinfacht war, aber es gefiel ihnen, daß sprachlich keine Fehler gemacht werden oder unpassende Ausdrücke fielen.

Andere äußerten sich kritisch, wie zum Beispiel die Mutter von zwei Töchtern im Alter von 4 und 1½ Jahren: "Der Text ist unterentwickelt. Der Dialog - 10 Wörter pro Folge - ist ja wie in einem Stück von Beckett. Was soll das? In israelischen Programmen, da wird gesprochen, da gibt es eine wortreiche Sprache. Man sollte reden. Als allererstes - reden. Die Wörter bei "Teletubbies" sind korrekt, aber es gibt nicht einmal vollständige Sätze. Sehr seltsam." Eine Mutter von zwei Töchtern im Alter von 4 Jahren und 18 Monaten: "... Erwachsene reden wie Erwachsene, nicht wie Kinder. Die ganze Forschung zeigt, daß man mit einem Kind wie mit einem menschlichen Wesen reden muß, nicht in ihrer eigenen Sprache." Diese Debatte entstand auch bei den Fachleuten. Der eine lobte die Verwendung grundlegender Silben, der andere kritisierte den Gebrauch von "Kauderwelsch". Manche Mütter versuchten, das Fehlen von Text selbst auszugleichen (siehe unten).

Ein zweiter Punkt, der sich herauskristallisierte, bezog sich auf die von der Serie vermittelten Botschaften. Die meisten begrüßten, daß sich das Programm auf Dinge konzentriert, die den Kleinen vertraut sind. Sie lobten die leichtverständliche Art der Präsentation, und auch die Wiederholungen gefielen den meisten. "Die Sendung dreht sich um Dinge, die im großen und ganzen der kleinkindlichen Welt entsprechen, sie spielt im Hier und Jetzt, und sie ist ansprechend gemacht. Die Inhalte werden von allen Blickwinkeln mit vielen Wiederholungen beleuchtet, etwas sehr Wichtiges in diesem Alter. Die Sendung selbst ist ästhetisch und ansprechend. Die Farben sind beruhigend und es herrscht eine Atmosphäre der Freude. Die zeitliche Abfolge der einzelnen Segmente entspricht der Konzentrationsspanne von Kindern in diesem Alter - sie ist nämlich kurz", bemerkte einer der Experten. Wieder ein anderer verglich die Sendung enthusiastisch mit dem sonstigen Programm: "Hier ist das Gegenteil zum Hochdruck, wie er bei Werbespots und sogar bei der "Sesamstraße" herrscht, wo alles zack-zack und schnell-schnell geht; hau’ sie mit dem Hammer auf den Kopf. Hier wird alles mit Bedacht gemacht, es geht nicht darum, die Kinder zu schocken, sondern sie zu begleiten. Jeder einzelne Schritt wird vorbereitet, es gibt einen Hinweis darauf, daß etwas kommt... die Botschaft wird nicht mit dem Hammer eingebleut, damit die Kinder auch merken, wenn sie etwas lernen sollen." Viele Beispiele wurden genannt, daß bestimmte Folgen mit dem Alltag der Kinder übereinstimmen: beispielsweise an den Strand gehen, Rad fahren, Seifenblasen pusten.

Besondere Aufmerksamkeit erhielten die Einspielfilme, die auf den Bildschirm-Bäuchlein erscheinen und zweimal hintereinander gezeigt werden. Ganz klar entwickelt sich das Interesse für dieses Segment mit steigendem Alter und mit dem wiederholten Anschauen des Programms. Mütter und Experten reagierten jedoch unterschiedlich darauf. Manche betrachteten diesen realistischen Teil der Sendung als den lehrreichsten und wertvollsten Abschnitt, von dem ihre Kinder am meisten profitieren. "Ich finde, daß das ein sehr erfolgreiches Konzept ist, gut gemacht. Es ist ein Modell, das so in vielen Sendungen vorkommt, nämlich daß die Figuren den Zuschauer in eine andere Geschichte überleiten, wenn sie z.B. während der Sendung eine Geschichte vorlesen usw. Mit dem Segment verläßt man die Welt der "Teletubbies", es dient als Bindeglied zu unserer Welt - mit existierenden Personen und Gegenständen, Dingen aus dem Leben von Kindern," erklärte die Mutter einer 6 bzw. 3½ Jahre alten Tochter. Andere kritisierten diese Filmausschnitte, weil darin wesentlich ältere Kinder vorkommen und Erfahrungswerte vermittelt werden, die von der Welt der Zuschauer zu weit entfernt sind. Einer der Fachleute übte starke Kritik: "Zwischen den Filmen und dem Rest des Programms befindet sich ein tiefer Graben. Es wirft die Kleinkinder in etwas hinein, was für sie noch viel zu hoch gegriffen ist. Sogar die Kinder in diesen Filmen sind viel älter. Die Realität in diesen Beiträgen ist den Kleinkindern nicht vertraut, und sie wird nicht auf deren Level vermittelt, nicht aus ihrer Perspektive. Man hat den Eindruck, als hätte man diese Segmente einfach irgendeinem Archiv von Sendungen für ältere Kinder entnommen." Ein anderer Fachmann brachte angesichts dieser neuen Art der Produktion gemischte Gefühle zum Ausdruck: "Es hat etwas Problematisches, wenn man sich etwas Elektronisches ansieht, das aus einem Bauch kommt. Einen Moment lang hat man ein ungutes Gefühl dabei. Aber wenn man darüber nachdenkt, daß der Bauch das Potential für unseren Fortbestand darstellt; daß sich Babys im Mutterleib entwickeln - so ist auch die zukünftige Bildung etwas, das sich entwickelt. Insofern ist es vielleicht richtig, daß die Filme aus dem Bauch ältere, entwickeltere Kinder als diejenigen im Publikum zeigen."

Die Atmosphäre der vertrauten Welt und ihre Relevanz zu eigenen Erfahrungswerten entzücken die Zuschauer: Mehrere Mütter berichteten davon, daß ihre Kinder die "Teletubbies" nachahmen, z.B. singen sie bei den Liedern mit, kichern und bewegen sich wie die "Teletubbies". Sie machen auch Seifenblasen, essen "Teletubby"-Essen (Pudding und Toast), rutschen (in ihre Wohnung hinein), fahren den Hügel hinauf (wie Po auf ihrem Roller), dann kommen "Teletubby"-Umarmungen und Spiele - der angsteinflößende Löwe - sie wollen sich in der Farbe ihrer Lieblingsfigur anziehen ("heute bin ich Dipsy") und so weiter. Häufig wiederholte Äußerungen im Originaltonfall sind: "Wo ist Dipsy? Wo ist Tinky Winky?" "Winke-Winke" "Oh-oh!" usw.

Laa-Laa und Dipsy mit einem Wildhasen im Teletubbyland

Mütter wie Experten waren mit dem Inhalt der Sendung im großen und ganzen zufrieden, jedoch befanden viele, daß man mehr hätte daraus machen können. Insbesondere für die älteren Kindern, die sich ja auch davon angezogen fühlen. Dieses Argument fiel oft im Vergleich mit zwei anderen hochgelobten Bildungsprogrammen, die sich an israelische Vorschulkinder richten und vom Bildungskanal in Israel ausgestrahlt werden: "Sesamstraße" (eine israelische Co-Produktion mit CTW) und "Lovely Butterfly". Eine Mutter drückte es so aus: "Mir ist es hundertmal lieber, wenn er sich die "Sesamstraße " ansieht. Vielleicht kenne ich die "Teletubbies" nicht gut genug, vielleicht hat die Sendung mehr Tiefe, als ich es mir vorstelle, aber die Botschaften in der "Sesamstraße" sind wesentlich eindringlicher und die Sendung spricht mich mehr an. Außer vielleicht, wenn die Ausschnitte mit dem Fernseher im Bauch kommen, bei denen es jedesmal um ein anderes Thema geht."

Andere verglichen die "Teletubbies" mit speziell für Kinder gekauften Videokassetten. Eine besonders negativ eingestellte Mutter zweier Töchter, 5 und 1½ Jahre alt, sagte: "Meiner Meinung nach ist es ein langweiliges Programm. Der Sprecher sagt nicht viel, die Sendung enthält kaum Wortschatz und alles ist so monoton. Viel Bewegung gibt es auch nicht, und es gibt wenig, was man davon lernen kann. Ich mag es, wenn die Mädchen von den Kassetten etwas lernen oder sich daraus Selbstbeschäftigung ergibt. Wenn sie zum Beispiel die Sendung "Barnie’s Friends" ansieht, tanzt und singt sie vor dem Bildschirm, und bei den "Teletubbies" sitzt sie nur davor. Hier gibt es nur vier Puppen, die man beim Reden kaum versteht, und meistens laufen sie nur herum... Bei anderen Kassetten gibt es eine Geschichte oder eine Legende, oder irgendeine Aktivität und auch Lerninhalte, hier jedoch nicht."

Vom Programm vermittelte Werte

Bei den verschiedenen mit den Interviewpartnern angesprochenen Themen gab es drei Schwerpunkte: das Geschlecht der "Teletubbies", das von Technik und Natur geprägte Umfeld sowie den weltweit gültigen Kontext der Sendung.

Auf dem Weg zu einer geschlechtslosen Gesellschaft?

Die vier Figuren - Tinky Winky, Dipsy, Laa-Laa und Po - stehen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der jungen Zuschauer und sind auch Vorbilder, die zur Nachahmung und Identifikation dienen. Ihr farbenfrohes Aussehen, das Weiche, Kindische, Fröhliche und Verspielte an ihnen und ihre lachenden Gesichter wurden von den interviewten Personen oft als Erklärung für ihre Beliebtheit aufgeführt. Sie kommentierten ihre unbeholfenen und ruckartigen Bewegungen, die denen kleiner Kinder so ähnlich sind, und bemerkten, daß ihre großen dicken Hinterteile wie Windelpopos aussähen.

Manchen der interviewten Personen gefielen die Figuren eigentlich gar nicht, sie fanden sie sogar in gewisser Weise häßlich, aber die Kinder empfanden ihre nicht-menschlichen Züge als natürlich. Den Erwachsenen zufolge sehen die jungen Zuschauer in ihnen Puppen, die man halten und umarmen, und mit denen man spielen kann. Viele Kinder besaßen eine oder mehrere Puppen oder bearbeiteten ihre Eltern mit Nachdruck, ihnen eine zu kaufen.

Den Befragten gefiel es, daß man versucht hat, die einzelnen Figuren unterschiedlich zu gestalten: sie sind verschieden groß (das wird auch als Altersunterschied interpretiert), eine Figur hat einen etwas dunkleren Teint, und sie haben verschiedene Geschlechter. Viele Mütter waren sich bei der Geschlechterzuordnung nicht ganz sicher, waren aber überzeugt, daß ihre Kinder ohne zu zögern Buben und Mädchen in ihnen sehen. Es ist im Zusammenhang mit der israelischen Version erwähnenswert, daß das Hebräische verschiedene Endungen für das weibliche bzw. männliche Geschlecht hat.

Ein weiterer Schwerpunkt in den Interviews drehte sich um geschlechtsspezifische Fragen. Die meisten Erwachsenen erkannten in der Sendung ein absichtliches Verwischen der Grenzen bei den Geschlechterrollen. Ein Fachmann sagte: "Die Puppen haben keine geschlechtliche Identität, sie sind Tieren ähnlicher als Menschen." Ein anderer erklärte: "Genauso wie die Puppen keine Geschlechtlichkeit besitzen, fehlt sie auch bei Babys - wenn man sich ein Baby unter einem Jahr ansieht, weiß man auch nicht, ob es ein Mädchen oder ein Junge ist. Hier ist es ebenso." Der eine oder andere Teilnehmer begegnete dieser Identitätslücke mit Unbehagen: "Es sieht komisch aus. Sie haben gar keine geschlechtsspezifischen Merkmale. Sind wir etwa keine geschlechtlichen Lebewesen? Es ist unlogisch. Sicher stimmt es, daß die Schlumpf-Dame hübsch aussieht mit Schleife und Kleid und sie die Jungs dafür lieben. Aber zumindest ist klar, daß sie weiblich ist. Ich weiß nicht, es ist ein interessantes Phänomen. Es ist anders."

Für viele Teilnehmer war die Geschlechtsfrage jedoch kein Thema. Sie waren sich sicher, daß ihre Kinder kein Problem damit hatten, auseinanderzuhalten, wer wer ist, und niemand erinnerte sich daran, daß es jemals Verwirrung oder diesbezüglich Fragen gegeben hätte. Einigen gefiel es besonders: "Es ist wunderbar, daß die Unterschiede verwischen. Für meine Tochter besteht kein Zweifel, wer ein Mädchen und wer ein Junge ist. Es ist gut so. Es gibt so viele klischeebeladene Sendungen, daher finde ich es so gut. Das sind Kinder, die noch keinerlei Vorurteile haben." Eine andere Mutter sagte: "Daß die violette Figur ein Junge ist, der mit einer Handtasche herumläuft, ist in Ordnung. Es ist in Ordnung, daß es keine weiblichen oder männlichen Klischees oder Stigmata gibt." Unsere 10½jährige Interviewpartnerin, Schwester eines 2jährigen Jungen, wurde es allmählich überdrüssig zu erklären, wie man die Figuren auseinanderkennt: "Als erstes erkennt man an den Stimmen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist - Tinky Winky und Dipsy sind Jungs, Laa-Laa und Po sind Mädchen. Und man erkennt es auch an den Namen." Als sie speziell nach Tinky Winkys roter Handtasche gefragt wurde, antwortete sie: "Die finde ich lustig. Ich finde, sie haben Tinky Winky Charakterzüge eines Mädchens gegeben. Sie lassen ihn zum Beispiel mit Laa-Laas Rock tanzen. Das sieht furchtbar komisch aus, aber die Babys verstehen das natürlich nicht. Die rote Farbe der Handtasche ist für Jungs und Mädchen gleichermaßen geeignet, aber sie hat die Form einer Mädchentasche. Ich finde, die ‘Teletubbies’ sind alles auf einmal - sie sind weder Buben noch Mädchen."

Andeutungen, wonach Tinky Winky möglicherweise homosexuelle Neigungen hat - ein Thema, das im Vorfeld unserer Studie durch die Presse ging -, wurde von den meisten Interviewpartnern nicht weiter ernst genommen. "Der Blödsinn von Erwachsenen. Uns ist das egal und den Kindern auch. Solche Dinge entspringen den kranken Gehirnen sensationslüsterner Erwachsener," sagte dazu ein Fachmann. Die Teilnehmer wurden auf die Debatte durch die Medien aufmerksam, fanden das Thema für ihre eigene Familie jedoch völlig ohne Bedeutung.

Eine futuristische technisch-natürliche Umwelt?

Der einzigartigen Welt, in der die "Teletubbies" leben - eine Kombination aus Natur und Technik - wurde in den Interviews viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sie löste ganz unterschiedliche Reaktionen aus. "Es wird der Versuch gemacht, eine Phantasiewelt zu erschaffen," sagte einer der Experten. "Es wird der Versuch gemacht, etwas Realistisch-Magisches zu erschaffen, schützend und in sich ruhend. Teil eines großen Dialogs zwischen Farben und Material. Für mich ist das überhaupt kein Zufall, sondern Absicht. Es ist wichtig, wie die Farben und Materialien miteinander ‚sprechen‘, darin zeigt sich ein bestimmter künstlerischer Gedanke. Man versucht, Fortschritt mit einfachen Materialien in Verbindung zu bringen, und das Konzept besitzt Schönheit."

Das sichtlich ‚ländliche‘, ‚wunderlandartige‘, ja sogar ‚sterile‘ Umfeld erzeugte gemischte Gefühle. Das artifiziell grüne Gras, die Hügel und die Plastikblumen wurden von manchen als kitschig empfunden. Die Hasen empfanden sie als ‚fehl am Platz‘. Eine Mutter dreier Töchter erzählt von ihrer ersten Reaktion: "Zunächst faszinierte mich die Optik. Alles erschien so computerisiert, so perfekt, das Gras zu grün, und diese Hasen - irgendwie zu realistisch. Die ganze computer-animierte Sauberkeit strahlte auch eine gewisse Kälte aus." Jedoch waren sich die meisten darin einig, daß die so dargestellte Natur eine entspannende, ästhetische und friedvolle Atmosphäre schafft.

Die technischen Elemente - das Zuhause, die verschiedenen Geräte und die Möbel - empfanden manche als zu kalt und fremdartig. "Das Kind kann Natur ohne Hilfe identifizieren, aber das technische Umfeld ist unklar, fremd und nicht identifizierbar," argumentierte ein Experte. "Man versucht, Technik zu verniedlichen", fand eine Mutter. Andere wiederum beschwerten sich besonders über die ungemütliche Atmosphäre, die das Heim der "Teletubbies" ausstrahlt: "... ihre Decken, ihre Betten. Das Zuhause wirkt sehr kalt. Die kleinen metallischen Decken und diese Minibettchen - die wirken sehr ungemütlich," beschrieb es die Mutter eines 3jährigen Mädchens and eines 6 Monate alten Buben. "So sieht das Leben nicht aus. Ich verstehe nicht, was es darstellen soll. Es ist nicht natürlich. Die Geschöpfe sind nicht menschlich, sie kommen von einem anderen Planeten," sagte die Mutter eines 5jährigen Sohnes und einer 2½jährigen Tochter.

Andere wiederum empfanden die technische Komponente als repräsentativ für das städtische Umfeld, in dem die meisten Kinder heute aufwachsen. "Die Geräte machen Technik nicht bedrohlich, sie basieren auf Dingen, die man zu Hause sieht: Staubsauger, Toaster, vertrauter Schnickschnack. Die Kinder erkennen, daß der Kampf mit der technischen Seite im Leben auch nicht einfacher ist als der mit der Natur - mit beiden Bereichen muß man umzugehen wissen," meinte die Mutter von zwei Mädchen im Alter von 8 und 5 Jahren sowie eines 16 Monate alten Sohnes.

Vielen gefällt bei den "Teletubbies" die Kombination zwischen Natur und Technik, die die Kinder auf die Welt vorbereitet, in die sie hineingeboren wurden, und so drückt es auch ein Experte aus: "Es ist eine kleine Sendung, die viele technische Elemente enthält; und gleichzeitig werden wir immer wieder zur Natur zurückgeholt. Das ist eine bedeutende Botschaft - nämlich daß wir im Prinzip zur Natur gehören." Ein anderer Experte sagte: "Das Richtige für die Kinder in diesem Fall ist es, ein Gefühl für das Innovative, Futuristische zu bekommen... die Verbindung des Futuristischen mit Natur und Landschaft wird immer da sein." Die Mutter eines Zwillingspärchens, Buben im Alter von 2 Jahren, hatte ähnliche Gedanken: "Mir gefällt die Verbindung der ländlichen und technischen Elemente. Der Hintergrund ist ästhetisch, eine Augenweide. Dieses Zusammenspiel ist in unserer postmodernen Welt wichtig - das Fehlen klarer Definitionen und wie man interdisziplinäre Rahmen sprengt. Der Mensch braucht Natur wie auch Technik, und kreatives Denken reißt Grenzen ein." Anderen gefiel besonders, daß sich Technik in einem sauberen und ästhetischen Umfeld darstellt und nicht mit Verschmutzung und Häßlichkeit in Verbindung gebracht wird.

Interessanterweise waren sich die Interviewteilnehmer bewußt, daß ihre Interpretation des Umfeldes und auch ihre Vorbehalte dazu von ihren Kindern nicht geteilt wurden. Ihrer Meinung nach nehmen die kleinen Zuschauer alles als natürlich gegeben hin - so wie es ist.

Eine globale oder begrenzte Welt?

Unser Versuch, den globalen, allgemeingültigen Charakter dieser Serie begrifflich zu umreißen, bewirkte bei den Teilnehmern eine recht nachdenkliche Stimmung. Entgegen der Erwartungen empfanden die meisten den globalen, unverwurzelten Charakter der "Teletubbies" als Befreiung von dem sozialen Druck, ihre Kinder als Israelis und Juden großzuziehen. "Es gibt genügend Programme, die versuchen, israelische Lebensart zu vermitteln. Nicht jede Sendung muß uns an unser Dasein als Israelis erinnern," sagte ein Experte. Die Mutter eines 4jährigen Jungen: "Es ist eine Art Wunderland. Ich kann daran nichts Falsches entdecken. Ich glaube nicht, daß man ihm jede Sekunde vergegenwärtigen muß, daß er ein Israeli und Jude ist. Solange menschliche Werte gelehrt werden, auch wenn dabei Religion, Rasse und Geschlecht nicht vorkommen, ist das aus meiner Sicht in Ordnung." Eine Expertin und Mutter dreier kleiner Töchter drückte es ganz unumwunden aus: "Vielleicht liegt es zum Teil daran, daß es so abgehoben und fremdartig ist. Bei anderen Sendungen sage ich mir ständig: ‚das hier ist sexistisch, dieser Typ da hat eine Yamaka auf [religiöse Kopfbedeckung]‘, und hier ist alles völlig ohne Kontext, so daß ich mich überhaupt nicht zu sorgen brauche und ich nicht das Gefühl habe, ständig mit Erklärungen dazwischentreten zu müssen. Es ist die eine halbe Stunde am Tag, in der ich nicht intervenieren muß."

Trotzdem hatten manche Teilnehmer Vorbehalte hinsichtlich der wahren Bedeutung einer Allgemeingültigkeit, wie sie von der Sendereihe vermittelt wird. Für sie ist das Programm mit seinen Wertvorstellungen klar westlich orientiert, und zudem in der westlichen Kinderkultur eingebettet. Sie wiesen außerdem darauf hin, daß faktisch das meiste, was die israelische Jugend im Fernsehen sehe, importiert sei und nicht aus dem eigenen Land komme, daß aber Bedarf für beides bestehe. "Ich glaube wir brauchen beides, das Globale und das Heimische. Es hängt eben immer davon ab, in welche Richtung es geht. Die Kinder haben nichts dagegen, sie haben dieses Bedürfnis ebenso. Aber 90% dessen, was sie sehen, ist nicht israelisch. Es hängt mit der westlichen Kultur und nicht mit der Dritten Welt zusammen. Das gilt für die meisten Programme. Vielleicht wird die technische Ausrichtung von Erwachsenen so empfunden. Im Gegensatz dazu stehen die heimischen Produktionen, in denen mit voller Absicht der vertraute lokale Kontext sichtbar gemacht wird, " reflektierte die Mutter zweier Töchter im Alter von 6 und 3½ Jahren.

Als ein besonderer Punkt im Bereich Text/Sprache kristallisierte sich bei den Interviewteilnehmern die Synchronisation der "Teletubbies" heraus, bei der die Originalstimme im Hintergrund erhalten bleibt. Viele beschwerten sich über die schlechte Qualität der Synchronisation. Die Mutter von 2jährigen Zwillingsbuben sagte: "Ich empfinde es als äußerst störend, daß die englischen Stimmen im Hintergrund zu hören sind. Die hebräischen Stimmen kommen mit Verspätung und stimmen mit dem Bild nicht überein. Manchmal stimmt die Übersetzung nicht. Beispielsweise ist nicht jede gelbe Blume eine Chrysantheme. Insbesondere stören mich die Stimmen im Hintergrund und die schwankende Lautstärke des Hebräischen. Während wir die Sendung sehen, muß ich auf der Fernbedienung ständig die Lautstärke nachregeln: einmal wird zu laut, dann wieder so leise gesprochen, daß man kaum etwas versteht."

Aber bei der Diskussion um die Synchronisation geht es um viel mehr als nur um technische Details, denn sie dient dem "glocalizing" (engl. globalize u. localize), der Glokalisierung also, bei der ein global angelegter Inhalt – wie man meint – für eine Region bedeutungsvoll gemacht wird. Das Beispiel der "yellow flower", die mit einer in Israel weitverbreiteten Blume, nämlich der Chrysantheme, übersetzt wird, verdeutlicht diesen Prozeß. Ein anderer, etwas allgemeinerer Punkt ist das grammatikalische Geschlecht, wie es im Hebräischen vorkommt. Da alle Verben und Adjektive bei männlichen bzw. weiblichen Wörtern unterschiedlich konjugiert werden, ordnet man die Figuren und Gegenstände sofort dem einen oder anderen Geschlecht zu. Der Grammatik in dieser Form entkommt man nicht, was den Versuch sehr erschwert, eine geschlechtsneutrale Welt darzustellen, wie bereits weiter vorne im Text erwähnt.

Letzten Endes ist aber auch ein scheinbar universelles, kultur-unspezifisches Programm wie die "Teletubbies" nicht davor gefeit, von den Zuschauern in bezug auf das eigene Umfeld interpretiert zu werden. Viele Interviewteilnehmer reagierten auf bestimmte fremdländische Inhaltselemente empfindlich. Einer erwähnte "eine schwarze Frau, die Gospelmusik singt", ein anderer "mit dem Boot zur Schule fahren", und wieder ein anderer erwähnte eine Folge, in der ein kleines Mädchen einen Hasen zum Tierarzt bringt: "Das ist alles so un-israelisch - wo in Israel geht man mit seinem Hasen zu einer großen Tierklinik!" Einigen fiel der britische Ursprung der Sendung auf. Eine Expertin und Mutter dreier Töchter sagte: "Sie zeigten Kinder, ein paar dunkelhäutige, wenige blonde, die standen alle auf diesem englischen Rasen... die Wolken und das Wetter, alles ist so britisch... so ganz anders als in Israel. Hier ist alles gelblich und dort ist alles grün und mit Blautönen. Die Filme sind meiner Meinung nach sehr britisch. Diese Kinder, blonde und rothaarige, sehen sehr englisch aus."

Andere Beschreibungen deuteten darauf hin, daß die Zuschauer aber nicht nur fremdartige Elemente in der Sendung entdeckten, sondern auch bereitwillig aufnahmen, was ihnen vertraut erschien. Ein Experte war der Ansicht, daß das Programm in Israel als Lernmittel benutzt werden könnte: "Da gibt es beispielsweise das Kapitel mit den Tierpaaren. Man könnte dadurch zu der Geschichte von der Arche Noah überleiten. Man kann auch den Regen und die Wolken dazu benutzen, sie mit den eigenen Alltagserfahrungen zu vergleichen." Eine besonders ungewöhnliche Assoziation mit dem eigenen Umfeld kam in den Interviews mit zwei Experten zum Ausdruck, darunter die Mutter einer 3jährigen Tochter: "Die Optik mit den künstlich grünen Hügeln und dann dieser Bunker... als Israelin verbinde ich mit einem Bunker Unbehagen, er sieht aus wie ein militärischer Schutzraum." Und sie fügte noch hinzu: "Er sieht genauso aus wie ‘Ammunition Hill’." Die Assoziation der "Teletubbies"-Heimat mit einem militärischen Schutzraum, und ausgerechnet mit dem ‘Ammunition Hill’, einer berühmten Kampfstätte in Jerusalem, ist besonders israelisch. Man erkennt daraus, daß es letztlich unmöglich ist, einen kontextfreien Sendeinhalt zu produzieren, denn das Gesehene wird vom Publikum aktiv kultur- und wohnortbedingt interpretiert (Fiske 1987).

Fernsehgewohnheiten und elterliche Aufsicht

Ähnlich wie es bereits Tidhar u. Levinsohn (1997) im Zusammenhang mit dem "erweiterten TV-Angebot durch Kabelprogramme in Israel" erwähnten, neigten die meisten unserer Interviewpartner dazu, ihre Kinder die "Teletubbies" allein anschauen zu lassen. Im vorliegenden besonderen Fall wurde dieses Verhalten von der Tatsache begünstigt, daß man die Serie als "sicher" empfindet. Eine Reihe von Müttern berichteten, daß sie die Sendung als Mittel zur Einteilung des Tagesablaufs ihres Kindes benutzen. Die Mutter eines 2jährigen Jungen erinnerte sich: "Ursprünglich erfuhren wir von dem Programm aus der Zeitung, und wir entschlossen uns, ihn zum Anschauen aufzuwecken, und von Anfang an seinen Beschäftigungsablauf damit in bestimmte Bahnen zu lenken. Ich wecke ihn auf: ‚Komm’, schau dir die Puppen an‘." Die Mutter eines 5jährigen Jungen und eines 2½jährigen Mädchens befand: "Es ist wichtig, daß die Sendung jeden Nachmittag um 16.30 Uhr kommt, und wenn er sie sich ansehen will, ist das die Zeit dafür."

Trotzdem berichteten einige Mütter, daß sie sich das Programm zusammen mit ihren Kleinen ansähen und mitmachten. Insbesondere der Wunsch, die einfallslose Sprache und das daraus resultierende Defizit auszugleichen, läßt sie aktiv teilnehmen. Die Mutter eines 16 Monate alten Zwillingspärchens, Mädchen und Junge, sagte: "Es ist etwas anderes, wenn sie mit mir zusammen fernsehen - sie können länger hinsehen und ich erkläre ihnen vieles, so daß die Dinge für sie verständlicher werden. Wenn man die ‘Teletubbies’ hüpfen sieht, aber nichts dazu gesagt wird, dann sage ich: ‘jetzt hüpfen sie,’ oder ‘hier hüpft Laa-Laa.’ Ich denke mir oft, daß durch die Übersetzung einiges verloren geht, oft könnte man etwas sagen, aber es kommt nichts. Wenn die ‘Teletubbies’ zum Beispiel etwas machen, und es wird nicht kommentiert, dann ist das schade. Bei allem, was sie tun, sollte das den Zuschauern in Worten mitgeteilt werden, das geschieht aber nicht, und deshalb habe ich das Gefühl, daß ich neben den Kindern sitzen muß, um es ihnen zu sagen und zu erklären."

Die Mutter eines 16 Monate alten Jungen sagte dazu: "Ich sehe mir die Sendung immer mit ihm an. Da gibt es zum Beispiel diese Tierpaare, wie bei der Arche Noah, und nicht immer werden ihre Namen erwähnt. Also sage ich ihm, wie sie heißen. Ich sage auch immer: ‘eine gelbe Sonne, Blumen, Hasen’." In einem anderen Haushalt hat die Großmutter während der Sendung die Rolle der Sprachvermittlung an die 2jährigen Zwillingsbuben übernommen. Sie gab an, daß sie ständig mit ihnen rede und ihnen mit eigenen Worten erkläre, was auf dem Bildschirm passiert.

Wie schon erwähnt, werden in der israelischen Version die sprachlichen Grenzen noch zusätzlich durch die unvollständige Synchronisation eingeengt, bei der die hebräische Stimme im Vordergrund zu hören ist, jedoch das Englische nicht völlig ausgeblendet wird. Natürlich versuchen Mütter, denen das Programm sonst gefällt, hier durch Anmerkungen und Erklärungen sinnvoll zu ergänzen. Dies betraf besonders diejenigen Mütter, deren Kinder sich gerade in der Phase der ersten Sprechversuche befanden.

Zusätzlich zu den Erklärungen sprachen die Experten sowie höher gebildete Mütter in unserer Studie von einer ganzen Reihe weiterer Möglichkeiten, mit Kindern beim Fernsehen umzugehen: Erklären von Zusammenhängen, Beantworten der Fragen ihrer Kinder, zum Nachdenken ermunternde Fragen stellen, aktuelle Situationsanalysen, Helfen beim Übertragen von Programminhalten in die reale Kinderwelt, Anregung zum Spielen geben (z.B. nach Gegenständen am Bildschirm suchen), Ermunterung zum interessierten Verfolgen der Sendung und Erzeugen einer Erwartungshaltung (z.B. "Wo sind die ‘Teletubbies’, wo sind sie hingegangen?"). Viele dieser Strategien fanden bereits in früheren Kleinkind-Studien ihren Niederschlag (Lemish u. Rice 1986).

Wie ein solcher Umgang mit Kindern beim Fernsehen immer wieder realisiert werden kann, wurde von einer Expertin und Mutter eines 3½jährigen Zwillingspärchens, Mädchen und Junge, sowie eines 20 Monate alten Jungen lebhaft beschrieben: "Wenn ich Dinge sehe, die sie weiterbringen können, dann lenke ich ihre Aufmerksamkeit darauf. Ich ermuntere sie beispielsweise dazu, Gegenstände am Bildschirm zu entdecken. Meistens stelle ich ihnen Fragen und sage dem Kleinen, was wir gerade sehen bzw. wer es ist. Wenn in den kleinen Filmeinlagen Dinge vorkommen, die sich in ihrem eigenen Umfeld wiederfinden, wie z.B. Wolken und Regen, dann hole ich mit meinen Erklärungen weiter aus, und wenn sie Dinge sehen, mit denen sie nicht vertraut sind, wie z.B. Delphine, versuche ich ihnen zu erklären, worum es sich handelt. Das künstliche Umfeld ist schwierig zu erklären, denn man kann sich auf nichts beziehen, das sie bereits kennen; ich kann dazu nicht sagen: ‘das ist in etwa so und so’."

Die Mutter zweier 8 und 5 Jahre alten Mädchen sowie eines 16 Monate alten Jungen sagte: "Wenn ich mir die Sendung mit ihnen ansehe, klären wir Situationen. Wenn sie mit ihrem Kindermädchen fernsehen, bekommen sie von ihr Erklärungen, außerdem wiederholt sie Grundbegriffe. Wenn die Kinder alleine zuschauen, sagt die 5jährige Schwester (eine "Teletubby"-Expertin) ihrer 8jährigen Schwester und dem kleinen Bruder, was als nächstes kommt und weckt so deren Erwartungshaltung."

Wie man aus dieser Beschreibung erkennen kann, spielen die Geschwister beim Vermitteln des Programms gelegentlich auch eine Rolle, indem sie z.B. die Figuren erklären oder vorhersagen, was als nächstes passiert. Daß Geschwister beim Lernen mit dem Fernsehen Einfluß haben, ist in der Forschungsliteratur dokumentiert (Alexander u.a. 1986).

Schlußbemerkung

Im großen und ganzen zeigte unsere Studie, daß die "Teletubbies" in Israel bei Müttern der Mittelschicht und ihren Kindern sowie bei höher gebildeten Personen und bei Experten positiv aufgenommen werden. Der professionelle und edukative Charakter der Serie wird klar erkannt und geschätzt, und die Mütter erlauben ihren Kleinen, die Sendung regelmäßig anzusehen, manche ermutigen sie sogar dazu.

Der traditionell hohe Stellenwert der Bildung in der jüdischen Geschichte im allgemeinen und in der israelischen Gesellschaft im besonderen zeigt sich in der Anerkennung für das Pädagogische der Serie sowie für den damit verbundenen Aufwand, entwicklungsrelevante Bedürfnisse der allerkleinsten Zuschauer zu befriedigen. Die Aussagen über Werte wie Entspannung, Ästhetik, eine gesunde und ökologische Umwelt, die die Serie vermittelt, können im gleichen Zusammenhang interpretiert werden.

Andererseits kommt die Kritik, daß die "Teletubbies" älteren Kindern recht wenig vermitteln - weder Zusammenhänge noch Wortschatz - aus derselben Ecke. Es überrascht daher nicht, daß einige Mütter sich Mühe geben, den pädagogischen Wert der Sendung durch eigenes Zutun zu erhöhen. Das liegt wahrscheinlich auch daran, daß das Programm ältere Kinder als das geplante Zielpublikum anzieht. Insofern könnte man die Popularität der "Teletubbies" auch als zweischneidiges Schwert sehen.

Die sich rasant vergrößernde Kanalvielfalt in Israel hat Debatten über das negative Potential des Fernsehens bei kleinen Kindern in der Frühentwicklung entfacht. Um hier Abhilfe zu schaffen, wurden Initiativen zur Förderung von Medienkompetenz gestartet (Lemish u. Lemish 1997; Tidhar 1996). An den gebildeten Müttern, wie sie in unserer Studie mitgemacht haben, sind solche gesellschaftlichen Bedenken offensichtlich nicht vorübergegangen. Aus der typischen TV-Kost, die zumeist aus hektischer, kommerzialisierter und oft gewalttätiger Importware besteht, stechen die "Teletubbies" wie eine Insel der Ruhe hervor. Der harmlose, gewaltlose Stil und die fröhliche, optimistische Atmosphäre geben den Müttern das sichere Gefühl, daß ihren Kindern das Anschauen nicht schadet.

Sogar denjenigen Interviewteilnehmern, die das Fernsehen nicht als Lernhilfe sehen und seine Wirkung als solches auf die Kinder als völlig überzogen betrachten, gefiel das Freundliche an der Sendung und sie empfanden sie als eine Erfahrung. "Ach was," sagte eine Expertin und Mutter, "eine halbe Stunde Fernsehen soll die Sprachentwicklung beeinträchtigen?! Wir nehmen Fernsehen viel zu wichtig. Die ‘Teletubbies’ unterhalten die Kinder einfach nur ein bißchen; die Sendung ist mit ihnen auf einem Niveau und treibt und zerrt sie nicht bloß voran, denn das machen wir ja die ganze Zeit mit ihnen: antreiben, antreiben, antreiben..."

Abschließend wäre noch zu erwähnen, daß sich unsere Interviewpartner von der westlichen Kinderkultur, wie sie in dem Programm durchkommt, angesprochen fühlten. In einer Gesellschaft wie der israelischen, die sich sehr stark mit Fragen der kulturellen Identität und Integration auseinandersetzt, ist eine solche Anerkennung beachtlich. Offensichtlich fühlen sich unsere gebildeten, weltlich-westlich orientierten Mütter wohl mit den von der Sendung vermittelten Werten. Einige von ihnen scheinen sogar erleichtert, daß die nationale Identität und das Judentum nicht ständig hochgehalten werden, wie das in vielen lokal produzierten Kinderprogrammen der Fall ist.

Zusammenfassend kann man sagen, daß unsere Fallstudie eine beachtliche Anzahl von Gründen und Betrachtungen zutage förderte, warum sich Experten sowie Mütter und Kinder aus der Mittelschicht so stark von den "Teletubbies" angesprochen fühlen. Es wird höchst interessant sein zu untersuchen, ob ein solch positives Echo auch andere Teile der israelischen Gesellschaft erreichen kann, sei es eine andere Schicht, ein anderer Bildungsstand oder Menschen mit unterschiedlich religiösem oder ethnischem Hintergrund.

 

ANMERKUNG

1In einem Interview gab der Leiter des Kinderprogramms im öffentlichen israelischen Fernsehen, das auch die "Teletubbies" sendet, die Quoten für den Monat August 1999 wie folgt an: Bei den 4- bis 7jährigen schwankten die Einschaltquoten in diesem Monat zwischen 22% und 40%, bei den 0- bis 3jährigen zwischen 3% und 12%.

 

LITERATUR

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DIE AUTORINNEN



Dafna Lemish, Dr. phil.,
ist Senior Lecturer, am Department of Communication, an der Tel Aviv University.

Chava E. Tidhar, Dr. phil.,
ist Senior Lecturer an der Bar Ilan University in Ramat Gan, Israel.


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