Erfahren Sie mehr über das IZI !
Erfahren Sie mehr über das IZI
Die aktuellen Forschungsarbeiten des IZI
Die Liste der Publikationen des IZI
Recherche in der IZI-Datenbank
Der IZI-Veranstaltungskalender
Jobs und Praktika im IZI
Pressemitteilungen des IZI
E-Mail, Post, Fax, Telefon, ...
Sach- und artverwandte Internetangebote
Das englischsprachige Internet-Angebot des IZI
zurück zur Startseite
Publikationen  TELEVIZION   Ausgabe 13/2000/2



Ole Hofmann

Am Rande des Kinderfernsehens

Programme für die 10- bis 13-Jährigen


Kinderprogramm für ältere Kinder wird zum größten Teil von öffentlich-rechtlichen Anbietern bereitgestellt. Aus diesem Angebot nutzen die 10- bis 13-Jährigen am häufigsten Unterhaltungssendungen.

Kinder brauchen Kinderprogramm: Ein Programm, das sie verstehen, das sie ernst nimmt und in ihrer Kompetenz dort abholt, wo sie sind. Dies gilt auch für die 10- bis 13-jährigen Kinder, eine Altersgruppe, die üblicherweise für Kinderprogramm als schwer erreichbar gilt, da sie bereits verstärkt dem Erwachsenenprogramm zugewandt ist. Im Folgenden soll exemplarisch analysiert werden, welche Angebote das Kinderprogramm den älteren Kindern überhaupt macht und in welchem Umfang diese von den 10- bis 13-Jährigen genutzt werden. Es geht hierbei um explizites Kinderprogramm, das von den Anbietern zumeist als Programmfläche gekennzeichnet ist und den Richtlinien des Rundfunkstaatsvertrags (Unterbrechungsverbot von Kindersendungen §14[1] RStV) genügt. Da Familienformate wie die "Simpsons" (PRO7) oder Jugendsendungen wie "Bravo TV" (RTL2) mit Werbung unterbrochen werden, sind sie hier nicht als Kinderfernsehen diskutiert, auch wenn Kinder diese Formate nutzen. Grundlage des Artikels ist eine Sekundäranalyse des IZI zur "Bestandsaufnahme zum Kinderfernsehen 2000", bei der Kinderredaktionen und Programmverantwortliche gebeten waren, Angaben zur Hauptzielgruppe ihrer Programme zu machen. Vorgegeben waren hierbei die von der GfK-Fernsehforschung üblicherweise verwendeten Altersstufen 3-5, 6-9 und 10-13 Jahre. Wenn im Folgenden also vom Kinderprogramm für bestimmte Altersgruppen gesprochen wird, so bezieht sich dies auf die Einschätzungen und Vorannahmen der Programmverantwortlichen.

Zielgruppen im Kinderfernsehen
Im Mai 2000 wurden wöchentlich fast 300 Stunden explizites Kinderprogramm gesendet, wobei sich die meisten Sendungen (218 Stunden) auf jeweils eine der vorgegebenen Altersgruppen beziehen. Der mit Abstand größte Teil des Kinderprogramms richtet sich gezielt und ausschließlich an die 6- bis 9-jährigen Kinder. Deutlich geringer fällt das Angebot für die 3- bis 5- bzw. 10- bis 13-jährigen Kinder aus. Es macht jeweils nur ein Sechstel (50 Stunden) des Kinderprogramms aus (vgl. Grafik 1).

Neben den Programmen mit einer eindeutigen Alterszuteilung, gibt es Programme, die sich jeweils an zwei Altersgruppen richten. Das Programmvolumen, das sich sowohl an die 3- bis 5-jährigen als auch an die 6- bis 9-jährigen Kinder richtet, fällt deutlich geringer aus als im Altersübergang von 6-9 zu 10-13 Jahren. Dies lässt vermuten, dass die kleinen und die Kinder mittleren Alters in der Adressierung durch die Sender relativ klar zu trennen sind, während die Abgrenzung bei den Programmen für die Kinder mittleren Alters zu den älteren deutlich schwieriger ist.

Anbieter und Verteilung des Kinderprogramms für die älteren Kinder
Die wöchentlich 50 Stunden Kinderprogramm, die speziell an die 10- bis 13-Jährigen adressiert sind, werden zu über 70% von den öffentlich-rechtlichen Programmanbietern bereitgestellt. Hierbei steht insbesondere der KI.KA im Mittelpunkt, der allein pro Woche fast 30 Stunden Kinderprogramm für die ältesten Kinder anbietet. Des weiteren ist auf das Angebot einiger Dritter Programme der ARD hinzuweisen, die teilweise relativ große Programmflächen (z.B. "Yo!Yo!Kids", SWF) auch mit Programmen für die 10- bis 13-Jährigen anbieten. Die privaten Anbieter stellen mit fast 14 Stunden nur ein gutes Viertel des Kinderprogrammangebots für ältere Kinder. Mit 11 Stunden steht hinter diesem Angebot vor allem das Programm von SuperRTL. Zusammen stellen SuperRTL und der KI.KA vier Fünftel des expliziten Kinderprogrammangebots für die 10- bis 13-Jährigen bereit (vgl. Grafik 2).

Das Kinderprogramm der älteren Kinder ist in der Programmstichprobe ungleichmäßig verteilt. So ist der Samstag mit 22 Stunden relativ stark vertreten, während am Sonntag und Dienstag jeweils nur rund 11 Stunden für die 10- bis 13-Jährigen gesendet werden. Die Verteilung über den Tag zeigt am Wochenende einen deutlichen Schwerpunkt am Vormittag und am Samstag zusätzlich am frühen Nachmittag. Unter der Woche liegt der Schwerpunkt des Angebots zwischen 13.30 und 17.00 Uhr.

Das Angebot für die 10- bis 13-Jährigen
In der Programmstichprobe fanden sich 33 Sendungen, die gezielt nur an die 10- bis 13-Jährigen gerichtet sind. Diese Programme sollen im Folgenden anhand der Kategorie Unterhaltung/ Information, der Machart (Realfilm/Zeichentrick) sowie thematischer Fragen vorgestellt werden.

Der Bereich der reinen Unterhaltungsprogramme für die 10- bis 13-jährigen Kinder ist mit 87,1% um rund 8 Prozentpunkte stärker vertreten als im sonstigen Kinderprogramm. Auch in der Kategorie der Machart zeigen sich Unterschiede im Programmangebot für die älteren Kinder. Während im Kinderprogramm üblicherweise der Zeichentrick dominiert, überwiegt im Programm für ältere Kinder mit gut zwei Drittel der Sendezeit die reale Aufnahmetechnik. Dies liegt vermutlich am hohen Anteil an öffentlich-rechtlichen Angeboten für diese Altersgruppe, da im öffentlich-rechtlichen Kinderprogramm Realaufnahmen deutlich stärker vertreten sind als im privaten (vgl. Anm. 3).

Unterhaltung mit Realprogrammen
Inhaltlich stehen in allen Sendungen dieser Gruppe ältere Kinder bzw. junge Jugendliche - also die Zielgruppe selbst - im Mittelpunkt der Handlung. Sie erleben Geschichten im normalen Alltag von Kindern ("Schloss Einstein" [KI.KA], "Im Bann der Sterne" [SWR]) oder haben einen chaotischen Alltag, den sie mit besonderen Fähigkeiten ("Bailey Kippers P.O.V." [KI.KA], "Unsichtbar" [KI.KA/ZDF]) bzw. Magie ("Ein Genie kommt selten allein" [KI.KA], "Pan Tau und die Verwandten" [MDR]) meistern. Neben den Geschichten, die potenziell im Alltag von 10- bis 13-jährigen Kindern spielen, werden auch abenteuerliche und actionreiche Geschichten mit Kindern erzählt. Hierbei stehen Kinder und junge Jugendliche im Mittelpunkt, die die Welt vor fremden Mächten ("Spellbinder" [KI.KA], "Power Rangers" [RTL]), Naturkatastrophen ("Thunderstone" [SuperRTL]) oder bösen Menschen ("Achtung: Streng Geheim" [KI.KA]) bewahren. Aber auch das klassische Weltraumabenteuer ("Rückkehr zum Jupiter" [KI.KA]) findet sich im Kinderprogramm für die 10- bis 13-Jährigen. Neben den genannten Realserien wird mit dem "Super Toy Club" (SuperRTL) auch eine eigene Spielshow für die älteren Kinder angeboten.

Unterhaltung mit Zeichentrick
Der Bereich Zeichentrickserien nimmt ein gutes Drittel der Angebote für die 10- bis 13-Jährigen ein. Im Anschluß an die Realserien können auch die Zeichentrickangebote für die älteren Kinder in die Themenbereiche Alltag und Abenteuer/ Action eingeteilt werden.
Im Mittelpunkt von Sendungen, die den Alltag von Kindern und ihre Probleme aufgreifen, stehen, wie in den Realserien, Kinder und Jugendliche. Allerdings sind es neben Menschen ("Renaade" [SWR], "Pepper Ann" [SuperRTL]) auch Tiere ("Birdz - Echt komische Vögel" [KI.KA]), die in einen familiären Kontext bzw. in die Peer-Group agieren, Probleme um Freundschaft, Alltag oder Familie erleben und diese gemeinsam bewältigen.
Abenteuer- und Actionserien bestreiten zumeist Erwachsene, die gegen Naturgewalten ("Godzilla" [SAT.1], "Tom Thunder" [KI.KA]) oder fremde Wesen ("New Spiderman" [RTL]) antreten, um die Welt, bzw. einen kleinen Jungen ("Mummies Alive" [SuperRTL]) zu beschützen. Daneben ist auch der Bereich der Detektivgeschichten vertreten. Hierbei gibt es sowohl das klassische Kinderformat ("Tim und Struppi" [KI.KA]) als auch die Ästhetik eines Erwachsenencomics ("Bob Morane" [SuperRTL]).

Als dritte Gruppe kommen noch Sendungen hinzu, deren Geschichten hauptsächlich auf Situationskomik ausgelegt sind. In den entsprechenden Programmen werden anhand von mehr oder weniger klar strukturierten Geschichten chaotische Situationen herbeigeführt, in denen Erwachsene ("Walter Mellon" [KI.KA], "Rocko's modernes Leben" [SuperRTL]) oder Tiere ("Reif für die Dodo-Insel" [KI.KA], "Tierisch verrückte Monster-Farm" [KI.KA], "Fox Busters" [SuperRTL]) zum Gegenstand humoristischer Verwicklungen werden.

Information für 10- bis 13-Jährige
Der kleinste Anteil entfällt mit 6 Stunden des Kinderprogramms für 10- bis 13-Jährige auf Sendungen, die einen klar erkennbaren Informationsgehalt aufweisen. Während im sonstigen Kinderprogramm Information und unterhaltende Information rund ein Fünftel der Sendezeit einnehmen, liegt dieser Bereich im Programm der 10- bis 13-jährigen Kinder um 7 Prozentpunkte geringer.
Die informativen Programme für 10- bis 13-Jährige lassen sich thematisch grob in die Bereiche Tiere und Gesellschaft / (Kinder-)Kultur aufgliedern. Der Bereich Tiere wird durch die Magazinsendungen "Chamäleon" (HR3) und "Kratts Safari" (SuperRTL) abgedeckt. Letzteres ist dabei das einzige informative Format für ältere Kinder, das von einem privatwirtschaftlichen Sender angeboten wird. Das heißt: Information im Kinderfernsehen ist insbesondere im Angebot für ältere Kinder eine Programmleistung der öffentlich-rechtlichen Anbieter.
Die Aufbereitung gesellschaftlicher Themen für Kinder findet entweder in einer allgemeinen Perspektive ("KIK - KinderInfoKiste" [ARD/ KI.KA], "Reläxx" [KI.KA]) oder mit der speziellen Ausrichtung auf Musik, mit entsprechender Ästhetik und Konzepten von Livestyle ("Startaxxi" [KI.KA], "Beatz per Minute" [KI.KA]) statt. Bis auf das "Startaxxi" sind alle Magazine der Programmstichprobe von männlichen Moderatoren präsentiert worden. Bezogen auf die Sendezeit der Magazine entspricht dies einem Verhältnis der Geschlechterpräsenz von 98,7% männlicher und 1,3% weiblicher Moderation.

Information im Kinderfernsehen
ist eine Programmleistung
der öffentlich-rechtlichen Anbieter

Die Bereiche Umwelt/ Technik sind im Programmangebot für 10- bis 13-Jährige nicht abgedeckt. Für diese Themen müssten die älteren Kinder auf Sendungen wie "Löwenzahn" (ZDF) oder die Sachgeschichten der "Sendung mit der Maus" (ARD/KI.KA) zurückgreifen. Da diese Sendungen jedoch für jüngere Kinder konzipiert sind, verwundert es wenig, wenn sich die älteren Kinder eher für Wissenschafts- oder Infotainmentmagazine wie "Galileo" (PRO7) oder "Welt der Wunder" (PRO7) entscheiden, die sich jedoch mit ihren Inszenierungsformen und Deutungsmustern an Erwachsene richten. Im Bereich der Nachrichten sind mit "Logo" (ZDF) oder "Schau mal" (BR) zwar Sendungen vorhanden, die auch für 10- bis 13-jährige Kinder konzipiert sind; sie schließen aber in ihre Zielgruppe auch die Altersgruppe der 6- bis 9-Jährigen mit ein. Nachrichtensendungen, die sich speziell an ältere Kinder richten, gibt es nicht.

Nutzung des Kinderprogramms durch 10- bis 13-Jährige

Kinder nutzen nicht nur Kinderprogramm. Aber die jüngeren und Kinder mittleren Alters verbringen den größeren Teil ihrer Fernsehnutzung mit explizitem Kinderprogramm. Bei den 10- bis 13-Jährigen liegt dieser Wert immerhin noch über einem Viertel (vgl. Grafik 3). Dass diese Werte, insbesondere bei den kleinen Kindern, geringer ausfallen als erwartet, ist vermutlich u.a. auf die ungleichmäßige Verteilung von Kinderprogrammen über den Tag zurückzuführen. Kinderprogramm findet, insbesondere am Wochenende, vormittags statt. Explizites Kinderprogramm endet täglich um 19.45 Uhr (SuperRTL) bzw. bereits um 19.00 Uhr (KI.KA). Die letzte Sendung im Kinderprogramm des Tages, die sich speziell an 10- bis 13-Jährige richtet, ist gegen 18.15 Uhr vorbei. Die Hauptnutzungszeit der älteren Kinder liegt jedoch zwischen 19.00 und 21.00 Uhr, am Wochenende bis 22.30 Uhr (Feierabend/Simon 2000) und damit in einer Zeit, in der es kein Programmangebot für Kinder gibt.

Bezogen auf die jüngeren Kinder verbringen die älteren Kinder einen deutlich geringeren Teil ihrer Fernsehnutzung mit Kinderprogramm. Verglichen mit den Jugendlichen (14-19 Jahre), die weniger als ein Zehntel ihrer wöchentlichen Fernsehnutzung mit Kinderprogrammen verbringen, ist dieser Wert wiederum relativ hoch. Die älteren Kinder liegen folglich auf der Bruchstelle des Kinderfernsehens, sind aber auf keinen Fall für das Kinderprogramm verloren.

Werden die Nutzungsdaten mit der Sekundäranalyse verbunden, lassen sich Tendenzen in der Programmnutzung der 10- bis 13-Jährigen aufzeigen. So greifen die älteren Kinder innerhalb des Kinderprogramms verstärkt auf die für sie konzipierten Programme zurück. Während das Programm für die 3- bis 5-Jährigen durchschnittlich nur von rund 10.000 Kindern zwischen 10 und 13 Jahren gesehen wird, sind es in ihrem Programm gut fünfmal so viele. Auch das Programm für die 6- bis 9-Jährigen ist mit durchschnittlich rund 40.000 älteren Kindern noch in ihrer Wahrnehmung vertreten (vgl. Grafik 4).

Welche Sendungen nutzen die 10- bis 13-jährigen Kinder
Betrachtet man innerhalb der Programmstichprobe die Hitliste der Sendungen, die sich an die 10- bis 13-jährigen Kinder richten (vgl. Tabelle 1), so sind dort nur Unterhaltungsprogramme vertreten. Erst auf den Plätzen 31 und 32 sind mit "Startaxxi" und "Kratts Safari" informative Programme zu finden. Sie kommen auf eine Sehbeteiligung von jeweils 40.000 Kindern zwischen 10 und 13 Jahren. Das erste Informationsprogramm ohne primäre Unterhaltungsabsicht in der Hitliste ist die "KIK - KinderInfoKiste", die mit 20.000 Kindern in dieser Altersgruppe den 40. Platz belegt.

Tabelle 1: Hitliste der Kinderprogramme (10- bis 13-Jährigen)
  Sender Titel Datum Beginn Kinder 10-13 J.
1. KI.KA Schloss Einstein 30.05.00 14:05:01 150.000
2. RTL Pepper Ann 27.05.00 8:22:33 130.000
3. RTL New Spiderman 28.05.00 9:09:40 120.000
4. ZDF Unsichtbar 27.05.00 9:05:19 100.000
5. SuperRTL Mummies Alive 30.05.00 16:56:33 100.000
6. SuperRTL Rocko's modernes Leben 27.05.00 17:51:37 90.000
7. SuperRTL Rocko's modernes Leben 28.05.00 17:52:55 80.000
8. KI.KA Genie kommt selten allein 30.05.00 17:09:46 70.000
9. RTL Power Rangers 27.05.00 10:54:19 70.000
10. KI.KA Ein Genie kommt selten all. 30.05.00 13:39:49 70.000
11. SuperRTL Rocko's modernes Leben 30.05.00 17:52:42 60.000
12. KI.KA Unsichtbar 28.05.00 15:42:41 60.000
(Quelle: AGF/GfK; Media-Control; eigene Auswertung)

Gemessen an den Reichweiten, die sonstige Sendungen bei den älteren Kindern erreichen, (vgl. Tabelle 2) erscheinen diese Werte als relativ gering. So kann ein Spielfilm-Highlight wie "Asterix bei den Briten" (SAT.1) fast 1/2 Mio. Kinder zwischen 10 und 13 Jahren vor den Bildschirm locken und die Daily-Soap "Gute Zeiten, schlechte Zeiten" (RTL) fast dreimal so viel ältere Kinder wie das quotenreichste Format, das für diese Altersgruppe angeboten wird ("Schloss Einstein" [KI.KA]). Ob der Erfolg dieser "Erwachsenen"-Formate bei den ältesten Kindern aber inhaltlich begründet ist, lässt sich hieraus nicht schließen. Bis auf "Pokémon" (RTL II) und den direkt davor liegenden "Vampy"-Sketch liegen alle Sendungen in der Prime-Time der Kinder, in der ihnen kein Kinderprogramm als Alternative geboten wird.

Tabelle 2: Reichweiten der sonstigen Programme (10- bis 13-Jährige)
  Sender Titel Datum Beginn Kinder 10-13 J.
1. SAT.1 Asterix bei den Briten 27.05.00 20:14:34 450.000
2. RTL Gute Zeiten, Schlechte Zeiten 30.05.00 19:37:46 420.000
3. RTL II Pokémon 30.05.00 14:48:35 390.000
4. RTL Wer wird Millionär ? 28.05.00 19:08:04 360.000
5. SAT.1 Die Wochenshow 27.05.00 22:00:43 350.000
6. RTL Medicopter 117 30.05.00 20:14:57 320.000
7. RTL Wer wird Millionär ? 27.05.00 19:08:00 300.000
8. RTL II Big Brother 30.05.00 20:15:02 280.000
9. RTL II Vampy 30.05.00 14:47:10 250.000
10. RTL Traumhochzeit 27.05.00 20:14:34 240.000
11. PRO7 Die Simpsons 30.05.00 18:27:44 200.000
12. RTL II Big Brother - Die Woche 28.05.00 20:14:36 190.000
(Quelle: AGF/GfK; Media-Control)

Auch wenn sich die 10- bis 13-jährigen Kinder am Ende der Lebensphase "Kindheit" befinden und sich bereits ein relativ breites Genrefundament angeeignet haben, so sind sie noch Kinder, die das Kinderfernsehen mit ihren Genreansprüchen in die Pflicht nehmen dürfen. Kinderprogramm muss sich diesen Anforderungen stellen und die Angebotspalette für diese Altersgruppe weiter ausbauen. Die Genrevielfalt im Kinderfernsehen wurde insbesondere durch Nickelodeon (1995-1999) deutlich erweitert, die als erste echte Comedy-Formate ("Ka-Blam", "Alles Klar"), Soap-ähnliche Kurzformate ("Krankenhaussoap", "Aquariumsoap 60-90-60" ) oder eine Sitcom für Kinder ("Ken & Kel") etablierten und mit ihren weiblichen Stars "Clarissa" oder "Shirly Holmes" die im Kinderprogramm sonst üblichen Geschlechterklischees aufbrachen. Auch der Kinderkanal führt diese Innovationsschritte weiter und hat das Kinderprogramm beispielsweise um die Weekly-Soap "Schloss Einstein", die Talk-Show "QuasselCaspers" oder das Verbrauchermagazin "Tolle Sachen" erweitert. Die "Teletubbies" waren ebenfalls eine solche Genreinnovation, die wir dem KI.KA zu danken haben.

Neben der Erweiterung der Angebotsvielfalt muss Kinderprogramm Sendeplätze erhalten, in denen es eine Alternative zu anderem Programm darstellt. So würde der KI.KA seine Sendezeit gern auf
20.45 Uhr oder später ausdehnen, scheitert hierbei aber an dem Programmvorhaben von Arte. SuperRTL hätte die zeitlichen Möglichkeiten, ist aber als privater Programmanbieter den ökonomischen Vorgaben seiner Gesellschafter verpflichtet. Hier sollte gesellschaftlicher Diskurs einsetzen, um insbesondere für das Kinderprogramm, das sich an die älteren Kinder richtet, Zeiten zu erstreiten, in denen es eine Alternative zum sonstigen Programm darstellen kann.



ANMERKUNGEN
1Die Bestandsaufnahme zum Kinderfernsehen ist ein jährliches Forschungsprojekt der Universität Gh Kassel und des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim BR. Die Projektleitung liegt bei Prof. Dr. Ben Bachmair (Universität Gh Kassel). Jährlich im Mai wird das Tagesprogramm (6.00 bis 23.00 Uhr) von 8 Programmanbietern (ARD, ZDF, RTL, SAT.1, PRO7, RTL2, SuperRTL, KI.KA) sowie das Kinderprogramm der Dritten Programme der ARD und von tm3 an drei Tagen (Sa., So., Di.) im Mai aufgezeichnet und formal wie inhaltlich ausgewertet. Weitere Informationen und aktuelle Ergebnisse sind unter www.IZI.de zu finden.
2Insbesondere im Bereich des öffentlich-rechtlichen Kinderprogramms ergaben sich hierbei jedoch oftmals Schwierigkeiten in der Abgrenzungen der Zielgruppen anhand dieser starren Altersgruppen. In zahlreichen Fällen wurde zusätzlich eine Zuordnung in zwei der drei Altersgruppen vorgenommen.
3vgl. hierzu Hofmann 2000, bzw. mit aktuellen Daten.
4vgl. hierzu die Präsentation zur Bestandsaufnahme zum Kinderfernsehen.

LITERATUR
Hofmann, Ole: Kinderprogramm - Angebote zur richtigen Zeit? In: tv-diskurs, -/2000/1, S. 64-68.

Feierabend, Sabine; Simon, Erk: Was Kinder sehen. In: Media Perspektiven, -/2000/4, S. 159-170.


DER AUTOR
Ole Hofmann, Dipl.-Oec., ist Doktorand im Fachbereich 1 Erziehungswissenschaft und Humanwissenschaften an der Universität Gesamthochschule Kassel und freier Mitarbeiter im IZI.

INFORMATIONEN
Internationales
Zentralinstitut
für das Jugend-
und Bildungsfernsehen
IZI


Tel.: 089 - 59 00 21 40
Fax.: 089 - 59 00 23 79
eMail: izi@brnet.de
internet: www.izi.de


COPYRIGHT
© Internationales Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) 2000-2002
Nachdruck oder Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers!


zum Seitenanfang
Das IZI ist eine Einrichtung des Bayerischen Rundfunks