Ole Hofmann
Am
Rande des Kinderfernsehens
Programme für die 10- bis 13-Jährigen
Kinderprogramm für ältere Kinder
wird zum größten Teil von öffentlich-rechtlichen
Anbietern bereitgestellt. Aus diesem Angebot nutzen die 10- bis
13-Jährigen am häufigsten Unterhaltungssendungen.
Kinder brauchen Kinderprogramm:
Ein Programm, das sie verstehen, das sie ernst nimmt und in ihrer
Kompetenz dort abholt, wo sie sind. Dies gilt auch für die
10- bis 13-jährigen Kinder, eine Altersgruppe, die üblicherweise
für Kinderprogramm als schwer erreichbar gilt, da sie bereits
verstärkt dem Erwachsenenprogramm zugewandt ist. Im Folgenden
soll exemplarisch analysiert werden, welche Angebote das Kinderprogramm
den älteren Kindern überhaupt macht und in welchem Umfang
diese von den 10- bis 13-Jährigen genutzt werden. Es geht hierbei
um explizites Kinderprogramm, das von den Anbietern zumeist als
Programmfläche gekennzeichnet ist und den Richtlinien des Rundfunkstaatsvertrags
(Unterbrechungsverbot von Kindersendungen §14[1] RStV) genügt.
Da Familienformate wie die "Simpsons" (PRO7) oder Jugendsendungen
wie "Bravo TV" (RTL2) mit Werbung unterbrochen werden, sind sie
hier nicht als Kinderfernsehen diskutiert, auch wenn Kinder diese
Formate nutzen. Grundlage des Artikels ist eine Sekundäranalyse
des IZI zur "Bestandsaufnahme zum Kinderfernsehen 2000", bei der
Kinderredaktionen und Programmverantwortliche gebeten waren, Angaben
zur Hauptzielgruppe ihrer Programme zu machen. Vorgegeben waren
hierbei die von der GfK-Fernsehforschung üblicherweise verwendeten
Altersstufen 3-5, 6-9 und 10-13 Jahre. Wenn im Folgenden also vom
Kinderprogramm für bestimmte Altersgruppen gesprochen wird,
so bezieht sich dies auf die Einschätzungen und Vorannahmen
der Programmverantwortlichen.
Zielgruppen im Kinderfernsehen
Im Mai 2000 wurden wöchentlich fast 300 Stunden explizites
Kinderprogramm gesendet, wobei sich die meisten Sendungen (218 Stunden)
auf jeweils eine der vorgegebenen Altersgruppen beziehen. Der mit
Abstand größte Teil des Kinderprogramms richtet sich
gezielt und ausschließlich an die 6- bis 9-jährigen Kinder.
Deutlich geringer fällt das Angebot für die 3- bis 5-
bzw. 10- bis 13-jährigen Kinder aus. Es macht jeweils nur ein
Sechstel (50 Stunden) des Kinderprogramms aus (vgl. Grafik 1).
Neben den Programmen mit einer eindeutigen
Alterszuteilung, gibt es Programme, die sich jeweils an zwei Altersgruppen
richten. Das Programmvolumen, das sich sowohl an die 3- bis 5-jährigen
als auch an die 6- bis 9-jährigen Kinder richtet, fällt
deutlich geringer aus als im Altersübergang von 6-9 zu 10-13
Jahren. Dies lässt vermuten, dass die kleinen und die Kinder
mittleren Alters in der Adressierung durch die Sender relativ klar
zu trennen sind, während die Abgrenzung bei den Programmen
für die Kinder mittleren Alters zu den älteren deutlich
schwieriger ist.
Anbieter und Verteilung des Kinderprogramms
für die älteren Kinder
Die wöchentlich 50 Stunden Kinderprogramm, die speziell an
die 10- bis 13-Jährigen adressiert sind, werden zu über
70% von den öffentlich-rechtlichen Programmanbietern bereitgestellt.
Hierbei steht insbesondere der KI.KA im Mittelpunkt, der allein
pro Woche fast 30 Stunden Kinderprogramm für die ältesten
Kinder anbietet. Des weiteren ist auf das Angebot einiger Dritter
Programme der ARD hinzuweisen, die teilweise relativ große
Programmflächen (z.B. "Yo!Yo!Kids", SWF) auch mit Programmen
für die 10- bis 13-Jährigen anbieten. Die privaten Anbieter
stellen mit fast 14 Stunden nur ein gutes Viertel des Kinderprogrammangebots
für ältere Kinder. Mit 11 Stunden steht hinter diesem
Angebot vor allem das Programm von SuperRTL. Zusammen stellen SuperRTL
und der KI.KA vier Fünftel des expliziten Kinderprogrammangebots
für die 10- bis 13-Jährigen bereit (vgl. Grafik 2).
Das Kinderprogramm der älteren Kinder
ist in der Programmstichprobe ungleichmäßig verteilt.
So ist der Samstag mit 22 Stunden relativ stark vertreten, während
am Sonntag und Dienstag jeweils nur rund 11 Stunden für die
10- bis 13-Jährigen gesendet werden. Die Verteilung über
den Tag zeigt am Wochenende einen deutlichen Schwerpunkt am Vormittag
und am Samstag zusätzlich am frühen Nachmittag. Unter
der Woche liegt der Schwerpunkt des Angebots zwischen 13.30 und
17.00 Uhr.
Das Angebot für die 10- bis 13-Jährigen
In der Programmstichprobe fanden sich 33 Sendungen, die gezielt
nur an die 10- bis 13-Jährigen gerichtet sind. Diese Programme
sollen im Folgenden anhand der Kategorie Unterhaltung/ Information,
der Machart (Realfilm/Zeichentrick) sowie thematischer Fragen vorgestellt
werden.
Der Bereich der reinen Unterhaltungsprogramme
für die 10- bis 13-jährigen Kinder ist mit 87,1% um rund
8 Prozentpunkte stärker vertreten als im sonstigen Kinderprogramm.
Auch in der Kategorie der Machart zeigen sich Unterschiede im Programmangebot
für die älteren Kinder. Während im Kinderprogramm
üblicherweise der Zeichentrick dominiert, überwiegt im
Programm für ältere Kinder mit gut zwei Drittel der Sendezeit
die reale Aufnahmetechnik. Dies liegt vermutlich am hohen Anteil
an öffentlich-rechtlichen Angeboten für diese Altersgruppe,
da im öffentlich-rechtlichen Kinderprogramm Realaufnahmen deutlich
stärker vertreten sind als im privaten (vgl. Anm. 3).
Unterhaltung mit Realprogrammen
Inhaltlich stehen in allen Sendungen dieser Gruppe ältere Kinder
bzw. junge Jugendliche - also die Zielgruppe selbst - im Mittelpunkt
der Handlung. Sie erleben Geschichten im normalen Alltag von Kindern
("Schloss Einstein" [KI.KA], "Im Bann der Sterne" [SWR]) oder haben
einen chaotischen Alltag, den sie mit besonderen Fähigkeiten
("Bailey Kippers P.O.V." [KI.KA], "Unsichtbar" [KI.KA/ZDF]) bzw.
Magie ("Ein Genie kommt selten allein" [KI.KA], "Pan Tau und die
Verwandten" [MDR]) meistern. Neben den Geschichten, die potenziell
im Alltag von 10- bis 13-jährigen Kindern spielen, werden auch
abenteuerliche und actionreiche Geschichten mit Kindern erzählt.
Hierbei stehen Kinder und junge Jugendliche im Mittelpunkt, die
die Welt vor fremden Mächten ("Spellbinder" [KI.KA], "Power
Rangers" [RTL]), Naturkatastrophen ("Thunderstone" [SuperRTL]) oder
bösen Menschen ("Achtung: Streng Geheim" [KI.KA]) bewahren.
Aber auch das klassische Weltraumabenteuer ("Rückkehr zum Jupiter"
[KI.KA]) findet sich im Kinderprogramm für die 10- bis 13-Jährigen.
Neben den genannten Realserien wird mit dem "Super Toy Club" (SuperRTL)
auch eine eigene Spielshow für die älteren Kinder angeboten.
Unterhaltung mit Zeichentrick
Der Bereich Zeichentrickserien nimmt ein gutes Drittel der Angebote
für die 10- bis 13-Jährigen ein. Im Anschluß an
die Realserien können auch die Zeichentrickangebote für
die älteren Kinder in die Themenbereiche Alltag und Abenteuer/
Action eingeteilt werden.
Im Mittelpunkt von Sendungen, die den Alltag von Kindern und ihre
Probleme aufgreifen, stehen, wie in den Realserien, Kinder und Jugendliche.
Allerdings sind es neben Menschen ("Renaade" [SWR], "Pepper Ann"
[SuperRTL]) auch Tiere ("Birdz - Echt komische Vögel" [KI.KA]),
die in einen familiären Kontext bzw. in die Peer-Group agieren,
Probleme um Freundschaft, Alltag oder Familie erleben und diese
gemeinsam bewältigen.
Abenteuer- und Actionserien bestreiten zumeist Erwachsene, die gegen
Naturgewalten ("Godzilla" [SAT.1], "Tom Thunder" [KI.KA]) oder fremde
Wesen ("New Spiderman" [RTL]) antreten, um die Welt, bzw. einen
kleinen Jungen ("Mummies Alive" [SuperRTL]) zu beschützen.
Daneben ist auch der Bereich der Detektivgeschichten vertreten.
Hierbei gibt es sowohl das klassische Kinderformat ("Tim und Struppi"
[KI.KA]) als auch die Ästhetik eines Erwachsenencomics ("Bob
Morane" [SuperRTL]).
Als dritte Gruppe kommen noch Sendungen hinzu,
deren Geschichten hauptsächlich auf Situationskomik ausgelegt
sind. In den entsprechenden Programmen werden anhand von mehr oder
weniger klar strukturierten Geschichten chaotische Situationen herbeigeführt,
in denen Erwachsene ("Walter Mellon" [KI.KA], "Rocko's modernes
Leben" [SuperRTL]) oder Tiere ("Reif für die Dodo-Insel" [KI.KA],
"Tierisch verrückte Monster-Farm" [KI.KA], "Fox Busters" [SuperRTL])
zum Gegenstand humoristischer Verwicklungen werden.
Information für 10- bis 13-Jährige
Der kleinste Anteil entfällt mit 6 Stunden des Kinderprogramms
für 10- bis 13-Jährige auf Sendungen, die einen klar erkennbaren
Informationsgehalt aufweisen. Während im sonstigen Kinderprogramm
Information und unterhaltende Information rund ein Fünftel
der Sendezeit einnehmen, liegt dieser Bereich im Programm der 10-
bis 13-jährigen Kinder um 7 Prozentpunkte geringer.
Die informativen Programme für 10- bis 13-Jährige lassen
sich thematisch grob in die Bereiche Tiere und Gesellschaft / (Kinder-)Kultur
aufgliedern. Der Bereich Tiere wird durch die Magazinsendungen "Chamäleon"
(HR3) und "Kratts Safari" (SuperRTL) abgedeckt. Letzteres ist dabei
das einzige informative Format für ältere Kinder, das
von einem privatwirtschaftlichen Sender angeboten wird. Das heißt:
Information im Kinderfernsehen ist insbesondere im Angebot für
ältere Kinder eine Programmleistung der öffentlich-rechtlichen
Anbieter.
Die Aufbereitung gesellschaftlicher Themen für Kinder findet
entweder in einer allgemeinen Perspektive ("KIK - KinderInfoKiste"
[ARD/ KI.KA], "Reläxx" [KI.KA]) oder mit der speziellen Ausrichtung
auf Musik, mit entsprechender Ästhetik und Konzepten von Livestyle
("Startaxxi" [KI.KA], "Beatz per Minute" [KI.KA]) statt. Bis auf
das "Startaxxi" sind alle Magazine der Programmstichprobe von männlichen
Moderatoren präsentiert worden. Bezogen auf die Sendezeit der
Magazine entspricht dies einem Verhältnis der Geschlechterpräsenz
von 98,7% männlicher und 1,3% weiblicher Moderation.
Information im Kinderfernsehen
ist eine Programmleistung
der öffentlich-rechtlichen Anbieter
Die Bereiche Umwelt/ Technik sind im Programmangebot
für 10- bis 13-Jährige nicht abgedeckt. Für diese
Themen müssten die älteren Kinder auf Sendungen wie "Löwenzahn"
(ZDF) oder die Sachgeschichten der "Sendung mit der Maus" (ARD/KI.KA)
zurückgreifen. Da diese Sendungen jedoch für jüngere
Kinder konzipiert sind, verwundert es wenig, wenn sich die älteren
Kinder eher für Wissenschafts- oder Infotainmentmagazine wie
"Galileo" (PRO7) oder "Welt der Wunder" (PRO7) entscheiden, die
sich jedoch mit ihren Inszenierungsformen und Deutungsmustern an
Erwachsene richten. Im Bereich der Nachrichten sind mit "Logo" (ZDF)
oder "Schau mal" (BR) zwar Sendungen vorhanden, die auch für
10- bis 13-jährige Kinder konzipiert sind; sie schließen
aber in ihre Zielgruppe auch die Altersgruppe der 6- bis 9-Jährigen
mit ein. Nachrichtensendungen, die sich speziell an ältere
Kinder richten, gibt es nicht.
Nutzung des Kinderprogramms durch 10-
bis 13-Jährige
Kinder nutzen nicht nur Kinderprogramm. Aber
die jüngeren und Kinder mittleren Alters verbringen den größeren
Teil ihrer Fernsehnutzung mit explizitem Kinderprogramm. Bei den
10- bis 13-Jährigen liegt dieser Wert immerhin noch über
einem Viertel (vgl. Grafik 3).
Dass diese Werte, insbesondere bei den kleinen Kindern, geringer
ausfallen als erwartet, ist vermutlich u.a. auf die ungleichmäßige
Verteilung von Kinderprogrammen über den Tag zurückzuführen.
Kinderprogramm findet, insbesondere am Wochenende, vormittags statt.
Explizites Kinderprogramm endet täglich um 19.45 Uhr (SuperRTL)
bzw. bereits um 19.00 Uhr (KI.KA). Die letzte Sendung im Kinderprogramm
des Tages, die sich speziell an 10- bis 13-Jährige richtet,
ist gegen 18.15 Uhr vorbei. Die Hauptnutzungszeit der älteren
Kinder liegt jedoch zwischen 19.00 und 21.00 Uhr, am Wochenende
bis 22.30 Uhr (Feierabend/Simon 2000) und damit in einer Zeit, in
der es kein Programmangebot für Kinder gibt.
Bezogen auf die jüngeren Kinder verbringen
die älteren Kinder einen deutlich geringeren Teil ihrer Fernsehnutzung
mit Kinderprogramm. Verglichen mit den Jugendlichen (14-19 Jahre),
die weniger als ein Zehntel ihrer wöchentlichen Fernsehnutzung
mit Kinderprogrammen verbringen, ist dieser Wert wiederum relativ
hoch. Die älteren Kinder liegen folglich auf der Bruchstelle
des Kinderfernsehens, sind aber auf keinen Fall für das Kinderprogramm
verloren.
Werden die Nutzungsdaten mit der Sekundäranalyse
verbunden, lassen sich Tendenzen in der Programmnutzung der 10-
bis 13-Jährigen aufzeigen. So greifen die älteren Kinder
innerhalb des Kinderprogramms verstärkt auf die für sie
konzipierten Programme zurück. Während das Programm für
die 3- bis 5-Jährigen durchschnittlich nur von rund 10.000
Kindern zwischen 10 und 13 Jahren gesehen wird, sind es in ihrem
Programm gut fünfmal so viele. Auch das Programm für die
6- bis 9-Jährigen ist mit durchschnittlich rund 40.000 älteren
Kindern noch in ihrer Wahrnehmung vertreten (vgl. Grafik 4).
Welche Sendungen nutzen die 10- bis 13-jährigen
Kinder
Betrachtet man innerhalb der Programmstichprobe die Hitliste der
Sendungen, die sich an die 10- bis 13-jährigen Kinder richten
(vgl. Tabelle 1), so sind dort nur Unterhaltungsprogramme vertreten.
Erst auf den Plätzen 31 und 32 sind mit "Startaxxi" und "Kratts
Safari" informative Programme zu finden. Sie kommen auf eine Sehbeteiligung
von jeweils 40.000 Kindern zwischen 10 und 13 Jahren. Das erste
Informationsprogramm ohne primäre Unterhaltungsabsicht in der
Hitliste ist die "KIK - KinderInfoKiste", die mit 20.000 Kindern
in dieser Altersgruppe den 40. Platz belegt.
Tabelle 1: Hitliste der Kinderprogramme
(10- bis 13-Jährigen)
|
Sender |
Titel |
Datum |
Beginn |
Kinder
10-13 J. |
1. |
KI.KA |
Schloss Einstein |
30.05.00 |
14:05:01 |
150.000 |
2. |
RTL |
Pepper Ann |
27.05.00 |
8:22:33 |
130.000 |
3. |
RTL |
New Spiderman |
28.05.00 |
9:09:40 |
120.000 |
4. |
ZDF |
Unsichtbar |
27.05.00 |
9:05:19 |
100.000 |
5. |
SuperRTL |
Mummies Alive |
30.05.00 |
16:56:33 |
100.000 |
6. |
SuperRTL |
Rocko's modernes Leben |
27.05.00 |
17:51:37 |
90.000 |
7. |
SuperRTL |
Rocko's modernes Leben |
28.05.00 |
17:52:55 |
80.000 |
8. |
KI.KA |
Genie kommt selten allein |
30.05.00 |
17:09:46 |
70.000 |
9. |
RTL |
Power Rangers |
27.05.00 |
10:54:19 |
70.000 |
10. |
KI.KA |
Ein Genie kommt selten all. |
30.05.00 |
13:39:49 |
70.000 |
11. |
SuperRTL |
Rocko's modernes Leben |
30.05.00 |
17:52:42 |
60.000 |
12. |
KI.KA |
Unsichtbar |
28.05.00 |
15:42:41 |
60.000 |
(Quelle: AGF/GfK; Media-Control; eigene
Auswertung)
Gemessen an den Reichweiten, die sonstige
Sendungen bei den älteren Kindern erreichen, (vgl. Tabelle
2) erscheinen diese Werte als relativ gering. So kann ein Spielfilm-Highlight
wie "Asterix bei den Briten" (SAT.1) fast 1/2 Mio. Kinder zwischen
10 und 13 Jahren vor den Bildschirm locken und die Daily-Soap "Gute
Zeiten, schlechte Zeiten" (RTL) fast dreimal so viel ältere
Kinder wie das quotenreichste Format, das für diese Altersgruppe
angeboten wird ("Schloss Einstein" [KI.KA]). Ob der Erfolg dieser
"Erwachsenen"-Formate bei den ältesten Kindern aber inhaltlich
begründet ist, lässt sich hieraus nicht schließen.
Bis auf "Pokémon" (RTL II) und den direkt davor liegenden
"Vampy"-Sketch liegen alle Sendungen in der Prime-Time der Kinder,
in der ihnen kein Kinderprogramm als Alternative geboten wird.
Tabelle 2: Reichweiten der sonstigen
Programme (10- bis 13-Jährige)
|
Sender |
Titel |
Datum |
Beginn |
Kinder
10-13 J. |
1. |
SAT.1 |
Asterix bei den Briten |
27.05.00 |
20:14:34 |
450.000 |
2. |
RTL |
Gute Zeiten, Schlechte Zeiten |
30.05.00 |
19:37:46 |
420.000 |
3. |
RTL II |
Pokémon |
30.05.00 |
14:48:35 |
390.000 |
4. |
RTL |
Wer wird Millionär ? |
28.05.00 |
19:08:04 |
360.000 |
5. |
SAT.1 |
Die Wochenshow |
27.05.00 |
22:00:43 |
350.000 |
6. |
RTL |
Medicopter 117 |
30.05.00 |
20:14:57 |
320.000 |
7. |
RTL |
Wer wird Millionär ? |
27.05.00 |
19:08:00 |
300.000 |
8. |
RTL II |
Big Brother |
30.05.00 |
20:15:02 |
280.000 |
9. |
RTL II |
Vampy |
30.05.00 |
14:47:10 |
250.000 |
10. |
RTL |
Traumhochzeit |
27.05.00 |
20:14:34 |
240.000 |
11. |
PRO7 |
Die Simpsons |
30.05.00 |
18:27:44 |
200.000 |
12. |
RTL II |
Big Brother - Die Woche |
28.05.00 |
20:14:36 |
190.000 |
(Quelle: AGF/GfK; Media-Control)
Auch wenn sich die 10- bis 13-jährigen
Kinder am Ende der Lebensphase "Kindheit" befinden und sich bereits
ein relativ breites Genrefundament angeeignet haben, so sind sie
noch Kinder, die das Kinderfernsehen mit ihren Genreansprüchen
in die Pflicht nehmen dürfen. Kinderprogramm muss sich diesen
Anforderungen stellen und die Angebotspalette für diese Altersgruppe
weiter ausbauen. Die Genrevielfalt im Kinderfernsehen wurde insbesondere
durch Nickelodeon (1995-1999) deutlich erweitert, die als erste
echte Comedy-Formate ("Ka-Blam", "Alles Klar"), Soap-ähnliche
Kurzformate ("Krankenhaussoap", "Aquariumsoap 60-90-60" ) oder eine
Sitcom für Kinder ("Ken & Kel") etablierten und mit ihren
weiblichen Stars "Clarissa" oder "Shirly Holmes" die im Kinderprogramm
sonst üblichen Geschlechterklischees aufbrachen. Auch der Kinderkanal
führt diese Innovationsschritte weiter und hat das Kinderprogramm
beispielsweise um die Weekly-Soap "Schloss Einstein", die Talk-Show
"QuasselCaspers" oder das Verbrauchermagazin "Tolle Sachen" erweitert.
Die "Teletubbies" waren ebenfalls eine solche Genreinnovation, die
wir dem KI.KA zu danken haben.
Neben der Erweiterung der Angebotsvielfalt
muss Kinderprogramm Sendeplätze erhalten, in denen es eine
Alternative zu anderem Programm darstellt. So würde der KI.KA
seine Sendezeit gern auf
20.45 Uhr oder später ausdehnen, scheitert hierbei aber an
dem Programmvorhaben von Arte. SuperRTL hätte die zeitlichen
Möglichkeiten, ist aber als privater Programmanbieter den ökonomischen
Vorgaben seiner Gesellschafter verpflichtet. Hier sollte gesellschaftlicher
Diskurs einsetzen, um insbesondere für das Kinderprogramm,
das sich an die älteren Kinder richtet, Zeiten zu erstreiten,
in denen es eine Alternative zum sonstigen Programm darstellen kann.
ANMERKUNGEN |
1Die Bestandsaufnahme
zum Kinderfernsehen ist ein jährliches Forschungsprojekt der
Universität Gh Kassel und des Internationalen Zentralinstituts
für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim BR. Die Projektleitung
liegt bei Prof. Dr. Ben Bachmair (Universität Gh Kassel). Jährlich
im Mai wird das Tagesprogramm (6.00 bis 23.00 Uhr) von 8 Programmanbietern
(ARD, ZDF, RTL, SAT.1, PRO7, RTL2, SuperRTL, KI.KA) sowie das Kinderprogramm
der Dritten Programme der ARD und von tm3 an drei Tagen (Sa., So.,
Di.) im Mai aufgezeichnet und formal wie inhaltlich ausgewertet.
Weitere Informationen und aktuelle Ergebnisse sind unter www.IZI.de
zu finden.
2Insbesondere im Bereich des öffentlich-rechtlichen
Kinderprogramms ergaben sich hierbei jedoch oftmals Schwierigkeiten
in der Abgrenzungen der Zielgruppen anhand dieser starren Altersgruppen.
In zahlreichen Fällen wurde zusätzlich eine Zuordnung
in zwei der drei Altersgruppen vorgenommen.
3vgl. hierzu Hofmann 2000, bzw. mit aktuellen
Daten.
4vgl. hierzu die Präsentation zur Bestandsaufnahme
zum Kinderfernsehen.
LITERATUR |
Hofmann, Ole: Kinderprogramm - Angebote
zur richtigen Zeit? In: tv-diskurs, -/2000/1, S. 64-68.
Feierabend, Sabine; Simon, Erk: Was Kinder
sehen. In: Media Perspektiven, -/2000/4, S. 159-170.
DER AUTOR |
Ole Hofmann, Dipl.-Oec., ist Doktorand
im Fachbereich 1 Erziehungswissenschaft und Humanwissenschaften
an der Universität Gesamthochschule Kassel und freier Mitarbeiter
im IZI.
INFORMATIONEN |
Internationales
Zentralinstitut
für das Jugend-
und Bildungsfernsehen
IZI
Tel.: 089 - 59 00 21 40
Fax.: 089 - 59 00 23 79
eMail: izi@brnet.de
internet: www.izi.de
COPYRIGHT |
© Internationales Zentralinstitut
für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) 2000-2002
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mit ausdrücklicher Genehmigung des
Herausgebers!
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